Hans Staudacher hat in allen Phasen seiner
Entwicklung seit etwa 1958 lettristische Einschübe
in seinen Bildern verwendet. Da diese Ver-
wendung im Rahmen und mit den formalen Mit-
teln des „lyrischen lnformels" erfolgte, fehlt ihr
iene kompositorische Festigkeit, welche die Re-
lation zwischen Bildinhalt und Wortinhalt bei
den vom Comic writing beeinflußten Malern zu
bestimmen scheint. Peter Baum weist darauf hin,
daß bei Staudacher „das impravisatorische Spiel
von Linien, Farben und Flecken seine Bereiche-
rung im Einzug von Buchstaben, Wortfetzen und
Satzaussagen" erfahref Baum legt Wert auf die
Feststellung, daß Staudacher diese lettristischen
Elemente „den kompositorischen Gegenheiten
strikte unterordnef", was allerdings auch für
Fink, Chaimowicz und viele andere zutrifft. Cha-
rakteristisch für den Lettrismus von Staudacher
scheint uns der Verschmelzungsprozeß, der Ge-
schriebenes, Gestempeltes und Gemaltes inein-
ander aufgehen lößt. Für den Lettrismus von
Staudacher findet man unter den Abbildungen
des Buches von Peter Baum zahlreiche Beispiele.
Keineswegs Verschmelzung, dennoch freilich eine
reziproke Beziehung von Geschriebenem und
Gemaltem, von Text und Bild, Aussage und
Form ist die Zielsetzung von Turi Werkner, die
vor allem seine „Encyclopaedia of Hermit
60
Words" (1973) bestimmt, die im Wiener Theseus-
tempel und auf der österreichischen Ausstellung
in Edinburgh 1973 zu sehen war. lm Katalog
der Ausstellung von Edinburgh macht Peter
Weiermair ein unübersetzbares Wortspiel. Er
spricht im Zusammenhang mit Turi Werkners
„Encyclopaedia" von der „sign - nature", der
figurativen Information, und betrachtet die ge-
genseitige Durchdringung von Sprach- und Bild-
information als Charakteristikum der lettristi-
schen Elemente im Werk des Künstlers. „Sein
Dictionaire dient dazu, die Beziehung von Spra-
che und Bild zu untersuchen. Die unterschied-
lichsten Dinge werden zusammengestellt, um das
Desengagement der Sprache der Eindeutigkeit
des Bildes gegenüberzustellen oder das Symbol
dem imitatorischen Wesen des Zeichens." Die
Bedeutung der Schrift in den Zeichnungen von
Othmar Zechyr ist schwer zu durchschauen. Man
wird fast alle im Zusammenhang mit Chaimo-
wicz und Staudacher herangezogenen theore-
tischen Uberlegungen van Wolfgang Faust und
Peter Baum anwenden müssen, um ihre Rolle als
informatives und formales Element ganz erfas-
sen zu können. Kristian Sotriffer nennt den
Zeichner Zechyr einen „faktenaufnehmenden und
-verwendenden Proiektierer", dessen Planungen
und Entwürfe der „Concept art" verwandt sind.
Sotriffer nimmt allerdings für Zechyr in
spruch, daß er „präziser und mehr auf
endung in sich abzielend verfahre als iene
sich mit der Skizze der ldee und deren verl
Erklärung begnügen". Die ldeenskizze bl
für Zechyr der Verbindung von Bild und l
Beide sind Realisationsformen für Vorsti
gen, die anders im Augenblick nicht real
werden können, Die Definition trägt der Tat:
Rechnung, daß die Notate von Zechyr l
gangsphasen festhalten. Stets hat er die N
von anderen Medien, in denen er seine
iekte verwirklichen möchte. In der Zeich
findet Zechyr „die Basis, die ihm zufliega
Gedanken einmal ein- und aufzufangen,
meln und ordnen zu können... Seine Enti
genügen sich selbst und werden dahei
einem Optimum an Einfügungen bereichert
che die technische Zeichnung ebenso eint
hen wie die auf eine bestimmte Realisier
möglichkeit hindeutende Modellentwicklui
Querschnitten, Grund- und Aufrissen sow
Funktion gezeigten statischen und bewegter
pern in Situationsschilderungen, welche die
litöten auf doppelbödige Weise auf den
stellen, ohne sie zu verbergen".
Der Modellcharakter der Zeichnungen vo
chyr bestimmt auch das Wesen ihres Lettri
5 Zechyr, „Architektur zur Synekdoche", 196
der in schwarzer Tusche auf Millimeterp
Institut zur Förderung der Künste in Oste
6 Wolfgang Ernst, „Rope line", 1970. Zeicl
Graphit und Filzstift
7 Oswald Oberhuber „Oberhuber gibt es -
Zeichnung, ca. 1970
Anmerkungen 4-6
4 Petcr Baum, „Hans Staudacher", Edition Tusch, W
S Kriston Sotriffer, „Zechyr, Landscapos", mit einen
kcitalog sämtlicher Zeichnungen 1967-1970 van 1
Chobot, Usterreichische Graphiker der Gegenwar
Edition Tuscti, im Verlag Anton Scliroll 81 Cm, W
München, v3.1.
'„Zeichnungeri" von Claes Oldenburg mit Textbe
Katalog einer Wanderausstellung, die vom 14. l
Z9. 2. 1976 in Wien ZU sehen sein wird [Muse
XX. Jahrhunderts).