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Volltext: Bericht über österreichisches Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung 1873, II. Theil

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Mittelschulen: IV. Religions-Unterricht. 
haben, sowohl mit den Haupt-Unterschcidungslehr cn der bedeutend 
sten Religions-Parteien, als auch mit der einem reiferen Alter angepass 
ten Entstehungs - (beschichte der Bibel vertraut zu machen, sowie endlich 
sie anzuleiten, Prägen des öffentlichen Lebens, die sich mit der Religion in 
Berührung befinden, in einem der geläuterten Erkenntniss entsprechenden Weise 
beurtheilen zu lernen. 
Lehrplan: 
I. und II. Classe. Die christliche Lehre. Grundbegriff: das Christenthum ist 
das Reich Gottes auf Erden, das Reich des Geistes und der Liehe. — 
Einleitung. A. Die Religion. Wesen der Religion; derSinn für Religion; der Glaube; 
Gegenstand der Religion; die verschiedenen Religionen. 
B.Die Offenbarung. Wesen der Offenbarung; Stufender Offenbarung; Offenbarungs- 
Urkunde. 
Erster Haupttheil. Der Herr des Gottesreichs: Gott; das Dasein Gottes; das Wesen 
Gottes; die Eigenschaften Gottes; die Thätigkeit Gottes. 
Gott ist der Schöpfer der Welt; Gott ist der Erhalter und Regierer der Welt; 
Gott ist der heilige Gesetzgeber der Welt. (Die zehn Gebote ausführlich.) 
Zweiter Haupttheil. Der Bürger des Gottesreichs: der Mensch; die Würde des Men 
schen; die Natur des Menschen; die Bestimmung des Menschen; der Fall des Menschen. 
(Wesen, Quelle, Allgemeinheit, Arten und Folgen der Sünde.) 
Dritter Haupttheil. Der Stifter des Gottesreichs: Jesus Christus. 
a) Die Vorbereitung. Die Bedeutung des Gesetzes; die Bedeutung der Propheten und 
ihrer Weissagungen; Johannes der Täufer; der Zustand des Judenthums zur Zeit Jesu. 
b) Die Erfüllung. Wesen und Würde Jesu, (Menschen und Gottessohn); das Leben 
Jesu; die Grundgedanken der Lehre Jesu; (Bergpredigt; Gleichnisse Jesu). 
Vierter Haupttheil. Die Verwirklichung des Gottesreiches: die Kirche, a) der heilige 
Geist im Allgemeinen; b) der heilige Geist in der Seele des Einzelnen; c) der heilige Geist 
in der Gemeinschaft. 
Das Wesen der Kirche; die Heilsmittel der Kirche (Gebet, Predigt des Evangeliums, 
Sacramente); die Vollendung der Kirche; kurzer Ueberblick über die Geschichte der Kirche. 
III. Classe: Lectüre ausgewählter Stücke der heiligen Schrift alten und neuen 
Testaments. Das Wichtigste über die Abfassungsverhältnisse der einzelnen biblischen 
Bücher. 
IV. Classe: die Geschichte der christlichen Religion. 
V. Classe: Charakteristik der wichtigsten Religionen der Menschheit. 
VI. Classe: Einführung in ein geistvolles Verständniss der heiligen Schrift. 
VII. Classe: Zwanglose Besprechung wichtiger Fragen aus denjenigen Gebieten, 
auf welchen sich die Religion mit dem staatlichen und socialen Leben berührt. Die einzelnen 
Gegenstände können entweder dem Systeme der christlichen Ethik oder der Tagesgeschichte 
entnommen werden. 
Zweck des Unterrichts an den Ober-Gymnasien und an der Ober-Realschule ist 
dem Schüler leitende Gesichtspuncte an die Hand zu geben, und ihm Grundsätze einzu 
pflanzen, nach welchen er die Tagesfragen des praktischen Lebens von einem geläuterten 
christlichen Standpuncte aus zu beurtheilen im Stande sein wird. 
Stundenzahl: Classe 1—4 wöchentlich 2, Classe 5'—7 wöchentlich 1. 
Lehrbücher: Nur in Classe IV wird ein Lehrbuch benützt. „Kurze 
Geschichte der christlichen Religion.” Lahr, bei Geiger. In den Classen I 
und II wird vom Lehrer zu Grunde gelegt „Grundriss der christlichen 
Lehre”. Ein Leitfaden für den Religions-Unterricht. Von Dr. Carl Schwarz. 
Gotha bei Thienemann. 3. Auflage. 1870.
	            		
C. Griechische Religion. 290 C. Griechische Religion. 1 ) Bericht von Director Isopeskul in Czernowitz. Bei Errichtung des k. k. Gymnasiums in Czernowitz bestand für den Unterricht in der Religionslehrc für die griechisch-orientalischen Schüler gar kein Religionslehrbuch, und es wurden daher römisch-katholische Religionsbücher dem erwähnten Unterrichte zu Grunde gelegt. Am Untergymnasium waren nämlich zwei Lehrbücher von ungenannten Verfassern in Gebrauch, die die Glaubensartikel auf Grundlage der Religionsgeschichte des alten und neuen Bun des behandelten und erklärten, während am Obergymnasium die beiden Lehr bücher von Frint, welche die allgemeine und specielle Dogmatik, sowie die Moral umfassten, eingeführt waren. Da diese Lehrbücher nicht mehr zeit- gemäss und entsprechend erschienen, wurden dieselben um das Jahr 1855 abgoschafft und am Untergymnasium durch die „biblische Geschichte” von Schuster und die „Glaubens- und Sittenlehre” vonSchmitz, am Obergym nasium durch Lehrbücher der allgemeinen und speciellen Dogmatik und der Moral von Dr. Conrad Martin ersetzt. Da um diese Zeit in den Lehrplan für die Religionslehro auch die Kirchengeschichte aufgenommon, wurde und auch für diesen Zweig des Religions-Unterrichtes kein Lehrbuch für die griechisch orientalische Jugend bestand, so wurde die Kirchengesehichte von Eessler ein geführt. Dass die Ertheilung des Religions-Unterrichtes nach Lehrbüchern, die für Schüler einer andern Confession abgefasst waren, mit grossen Schwierigkeiten verbunden und vom pädagogischen Gesichtspuncte geradezu zu verurtheilen war, ist leicht einzusehen. Gerade durch das Streichen der Abschnitte, welche die ab weichenden Lehren enthielten, machte man die Schüler aufmerksam, über die selben nachzudenken, wodurch wieder die Lehrer sich veranlasst sahen, sich in Widerlegungen und dogmatische Suhtilitäten einzulassen. Roch grösser wurden die Schwierigkeiten, als durch die Ministerial-Ver ordnung vom 23. Juli 1860 Z. 10296 verfügt wurde, dass der Religions unterricht für die griechisch - orientalische Jugend an allen drei Mittelschulen der Bukowina in der rumänischen Sprache ertheilt werde. Da die nöthigen Lehrbücher fehlten, so musste man sich mit mündlichen Uebersetzungen der in deutscher Sprache für die römisch-katholische Jugend verfassten Religions- Lohrbücher behelfen. Um nun diesem Uebelstando abzuhelfen, richtete das grie chisch-orientalische Consistorium in Czernowitz an den Pfarrer in Czahor, Samuel Andriewicz, die Aufforderung, Religions-Lehrbücher, und zwar zunächst für das Ober-Gymnasium abzufassen. In Folge dessen erschienen im k. k. Schulbücher- Verlage nachstehende Lehrmittel: 1) lieber die Einrichtung des griechischen Religionsunterrichtes an Mittelschulen in Wien, Triest und Dalmatien fehlen die nöthigen Angaben. A. d. R.
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