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lichkeiten entgegen. Die spannungsvolle und doch
ausgewogene Haltung, mit der die von Theseus ver-
lassene Ariadne- hier gemeinsam mit dem Panther,
dem Vorboten des Gottes Bacchus, der sie aus ihrer
Einsamkeit erlösen soll - dessen Ankunft entgegen-
harrt, ist vom Glasschnelder so meisterhaft über-
setzt, daß der Bildhauer sich kaum hätte besser ver-
standen fühlen können. Zudem hatte man kaum eine
klarer profilierte Pokalform, deren Kragen unterhalb
der Kuppa das Bildmotiv nochmals wie gesockelt
erscheinen laßt, finden konnen. Mit diesem Werk hat
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sich Egermanns Sohn, über den wir sonst riur wenig
orientiert sind, als einer der talentvollsten Glas-
schneiderderJahrhundertmitte, d.h, derjungen, auf
Biemann folgenden Generation, ausgewiesen.
Nicht weniger geschickt hat sich der etwa gleichalt-
rige Karl Pfohl, eine der bekanntesten Begabungen
im 3. Viertel des 19. Jahrhunderts, aufeinem blauen
Überfangpokal der Sammlung Mrs. Josef Mahler.
Larchmont, N.Y." (Abb. 13), die gleiche Vorlage zu-
nutze gemacht. Da er im Gegensatz zu den bisheri-
gen Glasschneidern die Figuren nicht im reinen
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Tiefschnitt aus der farblosen Glassubstanz h
zauberte, sondern aus der erhaben vor dem
schliffenen Fond stehengebliebenen Übe
schicht in Hochrelief und so in verschiedenen
stufen herausmodellierte. gewann er eine vii
gantere und weichere Abtonung der Oberflacl
dem Charakter des glatten rnarmornen Urbildi
sentlich gerechter wurde als die Technik
manns oder Biemanns. Pfohl war gleich nach
Lehre für anderthalb Jahre zum alten Egei
nach Haida gekommen", wo er moglicherweii
Ariadne-Motiv Danneckers fur den später, v2
lich gegen Ende der fünfziger Jahre entstani
Pokal kennenlernte, denn innerhalb seiner
bekannten Jagd- und Pferdedarstellungen
zeithistorischen und religiosen Themen blieb
mythologische Arbeit ziemlich vereinzelt. lt
stens ist es wenig wahrscheinlich. daß es ihrr
rend seiner langen erfolgreichen Tatigkeit in
begegnetsein sollte. Freilich zeigt unsdiesefa
dem Geschmack der Biedernieierzeit angeme
Variante auch bereits die Grenzen, die sich d
derverwendung solcher klassizistischen Bildt
themen in der Glasschnittkunst entgegensti
Gerade die farbige Interpretation. obwohl sie
weicheren Modellierung überzeugend Vorl
leistete, konnte eine arge Verkennung, wenn
gar Verfälschung der ursprünglichen kun
schen Absicht in sich bergen, was die Glasschi
durchaus empfunden zu haben scheinen. Der
der Vorliebe für das farbige Glas. die sich gegi
Mitte des 19 Jahrhunderts breitmachte, fand d
uns hier untersuchte Thematik ihr natürliches
Lediglich ein Beispiel nach dem plastischen Vi
eines Spatklassizisten erscheint noch bemer
wert. Es handelt sich um ein signiertes Wer
bisher immer noch viel zuwenig bekannten
schneiders F. P. Zach (Abb. 15), dessen heri
gende Stellung im 3. Viertel des 19. Jahrhur
erst seit kurzem dank der Forschung FLJ. C
stens" angemessen gewurdigt worden ist.
Schaffen ist durch eine Reihe vorwiegend in i
schen Sammlungen aufgetauchter signierterli
zu belegen. Nahere Umstande seines Lebens
über den Ort seines Wirkens sind dagegen bist
Dunkeln geblieben. Die Vermutung Charles
11 Johann Heinrich Dannecker, "ÄHEÜVISM,
Frankfurt am Main. Liebighaus Marmor
12 Glaspokal. glockenformig. um 1850. von Frii
Egermann jun Mit der Darstellung der "Ariadnei
dem Vorbild Abb. 11. Prag, Kunstgewerbemuseu
13 Uberfangpokal. blau. 3. Viertel 19 Jahrhundert vo
Phohl Mit derDarstellung der "ÄYIQGUE" nach der
blld Abb. 11 LarchniontlN Y Sammlung Mrs.
Mahler
14 August Kiss (Schuler von Christian Flaucti). riRe
Amazone im Kampf mit Pantherkatzeii, 1839
Uberlebensgroße Bronzeskulptur. 1843 vor dem S
kelschen Alten Museum. Berlin. aufgestellt.
15 Glas, zylindrisch mit blauem Uberfang von F P. Zat
1850. Mit Darstellung der "HEHEIWÜEH Amazone-i
dem Vorbild Abb. 14 Zurlch, Sammlung Fritz Ble
1803
Anmerkungen 22- 30
u Journal OfGIASS Studies Vll 1965 S i?!) Nr 43
m Pazaurek Op, Cil. (923 S 55
2' FtobertJ CharlestonThe Glass-Engiavei F Zactl 17th odi
Cenlury7 in Apollo Febr 1964 s 133 136 -Deis. Moie
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puurlHlStDlYE du VEYrC LutliCll1975 s 213 221
Gustav E Pazaurek und Eugeii VOYI PVHHUDUVICN Glasur a
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laut freundlicher Auskunft von E von Poschiriger Muncrii
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