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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 168)

gesamte Judentum "Ost und West-t (Heft 314, 
MärzlApril 1918) schrieb Max Schach über die Ar- 
beiten von Adler für diese Ausstellung mit großer 
Hochachtung. U.a. sagte er damals: vlfl der Hin- 
gabe zum Handwerk aber, in dieser von keiner 
Stundenzählung gehemmten Liebe zum Detail, 
vergleiche ich mir diesen Friedrich Adler mit den 
alten Nürnberger Meistern. Sie lebten in einer Zeit, 
die noch Zeit hatte, Zeit für das Kunstgewerbe zu 
haben. Das Amerika der Konfektion wurde viel, 
viel später entdeckt. Und so konnte es geschehen. 
daß Jahrhunderte und Königreiche vergingen, ei- 
ne kleine Nürnberger Uhr aber geblieben ist. Alle 
Künstler unserer Zeit, die, fern vom Publikumstru- 
bei dieser Epoche, ihrem Werk hingegeben sind, 
schulden wir Dank. Dank auch diesem Friedrich 
Adler, dessen Schaffen von Liebe und Andacht 
zeugt." 
Der Berliner Kunsthistoriker Peter Jessen schrieb 
im Jahrbuch des Deutschen Werkbundes (1915) 
über die gleiche Ausstellung: "Zu hohen Zielen 
hob sich die Flaumkunst ganz hinten in der Haupt- 
halle. Drei weite Kirchenräume, zugleich als Flah- 
men neuzeitlicher Erzeugnisse kirchlicher Kunst. 
Die evangelische Kirche mit Taufraum und Sakri- 
stei von Friedrich Plüzer in Darmstadt, die katholi- 
sche von Eduard Endler in Köln, die Synagoge von 
Friedrich Adler in Hamburg (Abb. 5). Eine Ausstel- 
lung in der Ausstellung. Eine Fülle ernsten Wol- 
lens in allen dreien. Aber durch einheitliche, tief- 
dringende Durchbildung aller Teile bis in alle Win- 
kel des Raumes und jede Linie der Geräte stand 
die Synagoge weit voran, eine der überraschend- 
sten und anziehendsten Leistungen auf der Aus- 
stellung, im besten Sinne werkbundmäßig nach 
Gesinnung und FOHTLa 
Für die Werkbundausstellung schuf Adler eine 
Synagoge einschließlich der Kultgeräte. Bereits 
ein gutes Jahrzehnt früher hatte er schon die Syn- 
agoge seiner Heimatstadt Laupheim moderni- 
siert, den Altar neu gestaltet sowie die von ihm 
entworfenen bunten Glasfenster einsetzen las- 
SQFI. 
Was für die Kölner Ausstellung von Friedrich Ad- 
ler geschaffen wurde, war auf dem Gebiet der sa- 
kralen jüdischen Kunst etwas völlig Neuartiges. 
Zur Vorhalle führten zwei in Keramik ausgeführte 
Eingänge, Die Durchgänge waren mit schweren 
Samtvorhängen geschlossen. Der Grundriß der 
Vorhalle ist quadratisch. Die Halle war ganz in Ke- 
ramik gestaltet. Von hier führte ein offener, in 
braunrotem Terrakotta ausgeführter dreiteiliger 
Durchgang in den Gebetsraum. Links und rechts 
befand sich eine Empore, die sogenannte Fr 
galerie, mit zurückliegenden Lichtgaden. Di 
ramikarbeiten wurden von G. Heimersdorf, E 
die Schreinerarbeiten vom Laupheimer P 
Flechtsteiner ausgeführt. Die Fenster ware 
malt. Sie enthielten biblische Glaubenssyml 
Lediglich ein Ausschnitt von der Kompositic 
beiden Seitenfenster ist durch eine Schwarz 
aufnahme erhalten geblieben. Die Fenster er 
ten die Symbolik der zwölf Stämme Israels 
dem Segen Jakobs, 1. Buch Moses, Kap. 4! 
drei Buntglasscheiben stellten dar, linker F 
Der Stamm mit der Darstellung des Wolfs 
Benjamin (Kap. 49. 27). Das Mittelfenster en 
die Symbolik zweier Stämme, die des Simor 
Mannes des Schwertes (Kap. 49, 5 - 7), und c 
ter das Schiff des Sebulum (Kap. 49, 13). Der 
te Flügel stellte den Löwen von Juda dar (Ka 
13). 
An Kultgeräten schuf Adler für die Kölner Sy 
ge einen silbernen Leuchter für den Sedertisr 
ne silberne Sederschale, eine Esrogdose Ul 
duschbecher sowie ein Habdalah-Gerät. 
Die für Köln ausgeführten Arbeiten Friedric 
lers weisen ihn als sehr bedeutenden Künstl 
kraler jüdischer Kunst aus. 
Sicherlich hat sich Adler schon sehr früh mi 
Entwurf von Möbeln befaßt. Die frühesten ur 
her bekannten Möbelentwürfe stammen aus 
Jahre 1907. In diesem Jahr fand bei dem b 
genannten Schreinermeister Rechtsteine 
Laupheim eine Ausstellung mit Adler-M 
statt. ln Laupheim, Göppingen und später x 
lem in Hamburg wurden mehrfach Möbel nar 
lers Entwürfen hergestellt (Abb. 7- 10). 
Vielleicht weil die Ornamentik aus dem B: 
des Schmuckes, der Möbel sowie der Archi 
mit der Zeit fast ganz verschwand, wandte 
Adler seit Anfang der zwanziger Jahre einei 
biet zu, in dessen Kreis das rein Dekorative 
immer gefragt war. Gemeint sind damit De 
für Möbel- und Vorhangstoffe sowie für Dam 
kleidung, aber auch Muster für Linoleum u: 
Tapeten. 
Der vielseitige Künstler begnügte sich je 
nicht nurdamit, Entwürfe zu liefern, sondern 
faßte sich in gleicher Weise mit der Neubele 
von alten Druckverfahren sowie deren verbi 
ten, den modernen technischen Erkenntnissi 
gepaßten Möglichkeiten. Es gibt, um die: 
auszuführen, zwei Arten der Herstellung von 
Bedruckverfahren; d.h. direkten und indii 
Druck. Beim ersteren wird mit der eingefä 
 
26 
6 
Friedrich Adler, Silberbowle (Eniwurl). Ausführung: 
J.C. Wrch, 1910. Teilweise Verwendung von Elfenbein. 
Höhe 56,7 cm, Durchmesser 42,3 cm. Gewerbemu- 
seum Nürnberg 
6a Deckel zur Silberbowle Abb. 6 
7 
5 
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10 
Friedrich Adler, Stuhl (Eniwurl). Ausführung: Philipp 
Rechisieiner, 1907. Privatbesitz Laupheim 
Friedrich Adler, Sessel (Entwurf). Auälührurigi Philipp 
Rechisieiner, um 1910. Privaibesitz Laupheim 
Friedrich Adler, Soia. Sessel, zwei Sluhle und runder 
Tisch (Entwurf). Auslührung: Philipp Rechisierner. um 
1910. Privatbesiiz Laupheim 
Friedrich Adler. Wohnzimmerschrank (Entwurl). Aus- 
führung: Philipp Rech1steiner,1907. Privalbesilz Laup- 
heim 

	        
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