1 2
im Profil, montiert an einem Ring im Staatlichen
Museum in Schwerin, der vielleicht mit 1742 be-
schriebenen Bildnissen in Zusammenhang
steht," gewisse Zweifel an der Qualität haben,
wenngleich, wie sich zeigen wird, diese Unter-
schiede im Werke J.C.L. Lückes durchaus mög-
lich sind und nicht immer sein jüngerer Bruder
Carl August Lücke d.J. (um 1710 - nach 1779) als
Autor in Betracht gezogen werden muB. - Daß
Lücke offenbar öfter unmittelbar nach dem Leben
porträtierte - wohl in leicht und schnell zu bear-
beitendem Ton oder Wachs, dann erst in Elfenbein
-, beweist der Eintrag in vThe Free Society of
Arts 1761 -17B3u für die Londoner Ausstellung
des Jahres 1761, wo unter Nr. 101 nHis late Maje-
sty (George Zrld) Cut in ivory, from the iifew benannt
wird, die heute im Victoria and Albert Museum,
London, befindliche große Portratbüste!" Auch
und gerade über den Porträtisten J.C.L. Lücke,
der in Dresden wie in den Niederlanden (wohl in
Amsterdam), in Hamburg wie in Schwerin", Ko-
penhagen, Petersburg, London u.a.m. seine Auf-
traggeber gefunden hat, ist sicherlich noch nicht
das letzte Wort gesprochen.
Was aber stellen die Berliner Büsten (Abb. 1, 2)
dar, wenn nicht Porträts? Es muB an dieser Stelle
nochmals ausdrücklich betont werden, daß keine
allumfassende Untersuchung von Lückes Tätig-
keit in allen hohen und niederen Bereichen der
Bildhauerkunst beabsichtigt ist, daß andererseits
die - aus allgemein bekannten Gründen schwer
zugänglichen - Archivmaterialien in Schwerin,
Dresden u.a.w. besonders für die Jahrzehnte
5
28
3
1727l28-1748l5O wohl manchen Hinweis enthal-
ten sollten, der zur Klärung hier auftretender Fra-
gen beitragen kann. So werden in einem Gesuch
J.C. L. Lückes vom 7. Juli 1733 an den Hof zu Dres-
den, in dem es ihm um Balthasar Permosers Pen-
sion geht, ein Angebot des Hofes in Weimar (!), ei-
ne Reise nach England und 65 Dukaten erwähnt,
die er für vgeiieferte Büstenll noch zu erhalten ha-
be." Sind damit Bildnisse von Mitgliedern des Ho-
fes, gar der königlich sachsisch-poinischen Fami-
lie gemeint oder Arbeiten wie die großen, siihouet-
tiert und fast freipiastisch geschnittenen Relief-
köpfe der trauernden Maria und des Johannes im
Grünen Gewölbe (Abb. B)" oder gar Büsten in der
Art der Berliner, wie sie - bisher z.T. allgemein
als allegorische Darstellungen bezeichnet - ähn-
lich auch im Herzog-Anton-Ulrich-Museum zu
Braunschweig vorhanden sind, so z.B. die Büste
einer Frau mit Halbmaske (Abb. 65) mit einer Va-
riante mit Schildpatt in der Staatlichen Eremitage
in Leningrad? eine alte Frau mit Kopftuch (mit -
heute verlorenem - Gegenstück) und besonders
die Eifenbeinbüste einer Verschieierten mit zuge-
hörigem, 1732 datiertem und signiertem Tonmo-
dell (Abb. 9)15. Zumindest zwei dieser Darstellun-
gen, die Dame mit Halbmaske (Abb. 65) und teil-
weise entblößtem Busen und die verschleierte,
scheinen auf einen für Lückes gesamtes Werk und
die Berliner Büsten höchst wichtigen Themenbe-
reich hinzuweisen - den des Theaters, der exem-
plarischen Darstellung menschlicher Eigenschaf-
ten und Grundsituationen. -
Wenn man namlich unter schnitztechnischen -
7
1 J.C.L. Lücke. Mann mit Schlapphut. Elienl:
1735140? Berlin, Skulpturengalerie
2 J.C. L. Lücke, Frau mit Häubchen. Elfenbein.)
40'? Gegenstück zu Abb. 2. Berlin, Skuipturer
3 Rückseite von Abb. 2. Signatur J.C.L. Lücke
4 J.C.L. Lücke. Bildnis eines Mannes (Seib
Lückes?) Elfenbein. Ehem. Kunsthandel Berl
5 J.C.L. Lücke, Zarin Anna Johannowa. Elfenbe
1734 oder 1742. Leningrad, Staatliche Eremlt
6 J.C. L. Lücke, Selbstbildnis. Terracotta ('.-
Ehem. Prlvatbesitz Berlin, verschollen
7 J.C.L. Lücke, Bildnis eines Unbekannten. E
Biebrich, Prlvatbesitz
Anmerkungen 19 - 29
" lnv. Nr. KH 1546. H. 2 Cm, B. 1,7 cm. Für freundliche
zung in vielen Fällen danke ich Herrn Dir. Dr. Sirutz
A C. Scherer (Anm. 1), S. B8 und derselbe, Elfenbein;
(Anm. 1). S. 90.
"' J. Flasmussen (Anm. 4), Kat. Nr. 259. Abb.
" C. Scherer (Anm. 1), S. 3B erwähnt ein nLuCk feCm
Bildnis einer gekrönten Fürstin und ein Relief des (
coliril. welch ersteres nie nach Schwerin gelangt, c
aber 1945 verloren ging. (Frdl. Mitl. Vün Dr. Strulz. 3
" C. Scherer (Anm. 1), S. BOÜ.
7' lnv. Nr. ll 348 (Maria). H. 3,5 crri, und ll 350, H.
C. Scherer (Anm. 1), S. 86H. und derselbe, Elfenbein;
(Anm. 1). s. 90.
1' c. Scherer, Kat. Braunschweig (Anm. 12), s. an, Kat.i
2B. - Ausst. Katalog EremitageKcpeniciqAnm.16),
Abb.
ß Kat. Nr. Eli. 121a, alte Nr. 336a. H. 6,5 cm, signiert at
selte "GL (llglert). Luckeli. 7. 32.lAugusil2. 4.11.
1' .1. L. Sponsel. E. Haenel (Anm. 1), S. 80. Tal. 20b, M
Kiunlke (Anm. a), Farbabb. s. 91, H. ohne Sockel 22
gnaiur nl.C.l..l.UCKEK in Kapitalchen auf der Rllck:
dem Gewand des Chronos eingerillt. - Joachim M1
Das Grüne Gewölbe. Dresden 19GB, S. 104, Nr. 121,1
vor allem auch der Putto zu Füläeri der Gruppe SlChl
1' Karl Berking: Das Meißner Porzellan und seine (
Leipzig 190D, S. 43. - Ludwig Schnorr von Carol:
Kollmann: Porzellan der europ. Fabriken. Braunsch
S. 104i. W Rainer Rücken: Meißener Porzellan '
AusSt. Kat. ENM Münchevi.1966, S. 32. - Otto Waici
Porzellan. Dresden 1973, S. 71 (f.
" O. Welbha (Anm. 27), S. 442, Anm. 37, Nr. 25. Die St
dieser nicht vollständigen Liste der Arbeiten Lackes
der der originalen f-Spezifikation- vom Ende des Jatl
was ab (Aktenriunimer In Meißen WA lll H 117151 la
1' J. Hasmussen (Anm. 4), Kai. Nr. 210f., Abb. S. 522 f.-
iandl (Anm. 1), S. 161 tt., Abb. Qf. 7 Zuletzt Stefan Et
Ben, Stelnzeug und Porzellan des 1B. Jahrhundert
werbemuseum Berlin. Katalog IX. Berlin 198D, S. 5
30, Farbtafel S. 17.