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Das croatische Küstenland.
Das croatische Küstenland übersieht man am besten von Gradina oberhalb Hreljin.
Obwohl die Höhe nicht 667 Meter überragt, eröffnet sich doch von hier aus eines der
schönsten Rundbilder.
Die Inseln Veglia (Krk), Cherso (Crez) und Lussin (Losinj) im Hintergründe des
Bildes verschließen die Aussicht auf das weite offene Meer und lassen die ganze Bucht des
Quarnero wie einen großen See erscheinen. Die mannigfaltige Gestaltung des Ufers ist
von hier aus wahrzunehmen, zunächst der schöne, geräumige Golf von Buccari. Die einst
bedeutende Handelsstadt ist am Ende dieses natürlichen Hafens amphitheatralisch auf
gebaut und von einer Frankapan'schen Burg, gekrönt. Über der Stadt, am Rande des
Thalkessels, schimmert das Dörfchen Sveti Kuzam (St. Cosmo); etwas weiter liegen
Kukuljanovv und Skriljevo, die zwar ein zusammenhängendes Ganzes bilden, allein durch
Zwist und Uneinigkeit, zwei im Küstenland heimische Dämonen, in zwei feindselige
Gemeinden getrennt sind; dann das schöne Krasica, das obstreiche Visnjevica und das
stattliche Praputnik; endlich das von einer der größten Frankapan'schen Burgen bekrönte
Dorf Hreljin. Unweit der Mauern des verfallenen Schlosses, im Bannkreis derselben, liegt
der Ortsfriedhof und zeugt von der ausgleichenden Macht des Todes, der in seinem Schoße
das Gewöhnliche und das Mächtige in derselben Weise birgt, wie diese Ruinen die Reste
armer Dorfbewohner und traurige Erinnerung an eines der mächtigsten Geschlechter
Croatiens, ja der ungarischen Krone.
An den Golf von Buccari schließt sich das malerisch hingegossene Portore (Kraljevica)
an, mit seinen drei kleinen Buchten und der wohlerhaltenen prächtigen Burg des Bauus
Peter von Zrin. Zwischen PortorL und Buccari, dieser Stadt gerade gegenüber, liegt die
reizende Idylle des Fischerdorfes Buccarizza (Bakarac) und höher oben Turinovo selo und
Dol. Gegenüber von Portore, auf dem Felsrücken, der die Bucht von Buccari im Süden
abschließt, schimmern aus Gärten die Dörfer Soiü, Marunici, Mihletici und Kostrena
Sv. Barbara hervor, während Kostrena Sv. Lucija hinter einem nackten Felsgrat
verborgen bleibt.
Man trennt sich schwer von dem schönen Aussichtspunkt, wo die Seele so tiefe
Eindrücke empfängt und auch dem geistigen Auge sich so weite Blicke aufthun. Gegen
Fiume kommend, verweilt man aber wieder mit hohem Interesse in Tersatto (Trsat),
das auf steiniger Höhe 140 Meter über dem Meere liegt. Zu seinen Füßen liegt am
Meeresstrande Susak, einer der schönsten Orte Croatiens. Der lebhafte Verkehr und die
rege Thätigkeit des benachbarten Fiume übten in den letzten Jahren den günstigsten Einfluss
auf die Entwicklung dieses Ortes. Von dem Fuße der felsigen Hänge wurde das Meer