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lOdOT Friedl (1842-1900)
ihauer der Ringstraßenzeit
it dem Handschreiben Kaiser Franz Josephs vom
1853 eine neue Ära für die Stadt Wien begann, da
e sich nicht nur die Bauwirtschaft den neuen Ver-
ssen anpassen, auch die Künstlerschaft mußte
nete Kräfte für die vielfach vermehrten Aufgaben
eten. Auf dem Gebiete der Plastik war da in Öster-
ind besonders in der Haupt- und Residenzstadt ei-
tlbare Lücke. Der Kärntner Hans Gasser kam
für Aufträge des Hofes oder Staates in Betracht,
Skulpturen entfalteten in der Intimität ihre beson-
Nirkung (Donauweibchen-Brunnen)". Franz Bau-
r den nur kurz an der Akademie lehrenden Hans
ir ablöste und lange Jahre hindurch Ausbildner
rademischen Nachwuchses der Bildhauer blieb,
schon mit der Plastik an der Johann-Nepomuk-
z in der Praterstraße ein Zeugnis für seine Kunst-
sung vorgelegt. Hier wirkte noch das Vorbild von
aldsen nach?
Schünthaier (21. Jänner 1821 - 2a. Dezember
war hauptsächlich Innenarchitekt und Dekora-
1d als solcher in einerZeit. in derdie neuen Pala-
r so aus dem Boden schossen, sehr gesucht und
ischäftigt. Nicht nur durch die Innenausstattung
läste Harrach, Kinsky. Koburg u. a. wirkte er auf
jeren Künstler ein, in seiner am Anfang der fünfzi-
hre gegründeten Modellierschule lernten viele
dhauer. die sich später durch ihre Arbeiten einen
1 machten, wie Fernkorn, Tilgner, Pilz und Mei-
Aulornamentai-plastischem Gebietevermochte
eserSchule seine während eines Pariser Aufent-
gesammelten Erfahrungen mitviel Geschick und
zur Geltung zu bringen. Als Beispiel für von ihm
rfene, in unseren Augen vielleicht etwas zu klein-
rirkende Dekorationen sei die Fassade des in der
ler sechziger Jahre erbauten Palais Schey, Ecke
gasse-Goethegasse. angeführt. Beim Palais des
ietzmeisters Pranter (später Wittgenstein), das
:hitekt Friedrich Schachner in den Jahren 1871
73 in der Argentinlerstraße 16 aufgeführt hatte,
Schönthaler die innere Ausschmückung, beson-
en Stuckplafond des Speisesaales. Unter den
indigen figuralen Arbeiten sei an erster Steile der
dsaltar in der Klosterneuburger Stiftskirche er-
den Franz Schönthaler, seit 1869 schon Hofbild-
in den siebzigerJahren zugleich miteinem neuen
iakel für den Hochaliar herstellte - es sei dazu
ialten. daß die Zeitgenossen beide Arbeiten als
rerunglückttr bezeichneten. 1853-56 versuchte
urch die plastische Ausführung der Giebel des
xuses im Stephansdom - die bisher mitAusnah-
rsog. Friedrichsgiebeis die Formen des Maßwer-
' aufgemalt trugen - den äußeren Eindruck des
: zu verbessern. und an dieser in jeder Hinsicht
gelungenen Leistung hatte der akademische
ier Franz Schönthaler großen Anteil. Weniger
iswert war die im Anschluß daran unter Schön-
Leitung durchgeführte Reinigung, d. h. Entfer-
Jn Schmutz und Bemalung sowie ziemlich starke
beitungderPlastikendes BischofstoresZusam-
it dem Bildhauer Josef Gasser wirkte Schöntha-
wan dem Marienaltarder Barbarakapellemit. der
i5 zur Erinnerung an die Errettung Kaiser Franz
s bei dem Attentat von 1853 geschaffen wurde.
n Statuen des Domes, die an der Außenseite zu
er Witterung ausgesetzt waren, sind viele nur
Iopien der in Museen aufbewahrten gotischen
ile. Von Franz Schonthaler und Matthias Pur-
ifer rühren die Figuren eines Herzogs und einer
iin mit ihren Schildhaitern an den Strebepteilern
sttront her (1858).
Aufweitere Arbeiten des Bildhauers bei derAusstatlung
der Oper, des Nordwestbahnhofes oder des Arsenals
kann hier nicht eingegangen werden. es sei nur be-
merkt, daß er sich auch als Architekt betätigte und ein
kleines Wohnhaus in der Oberen Alleegasse, der heuti-
gen Argentinierstraße, erbaut hat.
War Franz Schönthaler mehr Dekorateur und Innenar-
chitekt. so lag auch Joseph Cesars (1814 bis 28. Juni
1876)Schaffensfeldnichtsosehraufdem GebietderFi-
guralplastik als auf dem der Münzkunst. 1832 an die
Akademie gekommen, erlangte er 1836 den Kaiser-
preis. und das Romstipendium ermöglichte ihm an-
schließend fünf Jahre Aufenthalt in der Ewigen Stadt.
1845 bereiste er auf Staatskosten die Münzanstalten
Deutschlands, Frankreichs und Englands. in den fünfzi-
ger Jahren schuf er figurale Plastik, u. a. für das Poly-
technikum in Brünn. Als die erst wenige Jahre bestehen-
de Handelsakademie 1862 nach den Planen Theophii
Hansens ein neues Heim in derAkademiestraße bekam,
schuf Cesar die beiden Plastiken am Portal. Christoph
Columbus und Adam Smith. 1887 wurde sein Standbild
Fischer von Eriachs mit den anderen großen Gestalten
aus der Wiener Geschichte auf der Elisabethbrücke in
derVeriängerung der Kärntner Straße aufgestellt; nach
derwienflußverbauung haben diese acht Figuren nach
langen Irrfahrten auf der Zufahrtsstraße zum Rathaus
,
Ti-t eooon Fni EDL
1 Theodor Friedl (1842 4900). Reproduktion nach einem orig.
Foto. freundlich überlassen von den Söhnen des Bildhauers.
Theodor und Arnold Friedl. im Jahre 1949
Anmerkungen 1- 12
' Österreichisches Biographisches Lexikon 1915-1950, 1. Bind. 1957,
S. 406.
3 Walter Krause, Die Plastik der Wiener Ringstraße von der spatromantik
bis zur Wende um 1900 (Die Wiener Ringstraße - Bild einer Epoche
IX). Wiesbaden 1950. S. 6.
3 Uber JDSGDH Cesar S. dlS Biographie bei Rudolf Schmidt. Österreichi-
sches Künstlarlexikon, 4. Lieferung. 1978. S. 321 (Bauer 2, S. 118).
Über Franz Schdntheier vorläufig nur kurze Hinweise etwe bei Marga-
relhe Pocri-Keious. Wiener Plastik im 19. Jahrhundert, in: Plastik in
Wien. Geschichte der Stadt Wien. Neue Reihe Vlll1 ,Wien 197D, S. 201,
208.
' Krause. Plastik. S. 16.
' Weiter Krause, die plastische Ausstattung, in! HansChristoph H0"-
menn. Walter Krause, Werner Kttlitschka, Das Wiener Opernhaus
(Rlngstraßevillri). Wiesbaden 1872. S. 235 i'l., 251 11.; Eiisabeth Sprin-
ger. GSSChIChtG und Kulturieben der Wiener Ringstraße (Ringstraße il),
Wiesbaden 1979. S. 390 N.
' Krause, Plastik, S. 67 tt.
r Hans Aurenhammer. Anton Do_r_ninlk Fernkorn, 1959. Schon au1 der
XLV. Wechsel-Ausstellung der Osterrelchiscrten Galerie zur 80. Wie-
derkehr des Todestages von Anton Dominik Ritter von Fernkorn am
16. November 1878 (Mitteilungen der Österreichischen Galerie. 2. Jg.
Nr. 22r24. 1958) war EIS Nr. 1B eine Bieistirtzeichnung von 1Tl60d0r
Friedl, Fernkorn und seine Gehilfen beim AbSllCh des Ofens zum Guß
eines Teiles des ErzherzogCarl-Monumentes am 25. März 1859. Sl-
niert. Größe 24 X 32 cm. aus Salzburger Privalbesitz zu sehen.
' sterreichisches Biographisches Lexikon 1815-1550. Bd. 1. S. 363.
AR-r (Arthur FlÖßieÜ), Bildhauer Theodor Friedl, in! Wiener Neueste
Nachrichten-Bilder Nr. 35 vom 29.August 1937, S. 274.
' Alphons Lhotsky. Die Beugeschichte der Museen und der Neuen Burg,
Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des runtzlgjartri-
gen Bestandes I, Wien 1941. 5. 167 l.
" Krause. Plastik. S. 86.
1' Renate Wagner-Flieger, Mere Fleissberger. Theophil von Haneen (Ring-
etraße VIIIIA). Wiesbaden ieeo, s. 164 ll. Zum Brand der Börse 1956
vgl. Georg Wache, Grabrede aufdem WlenerSchottenrlng, Österreichi-
sche Hochschuixeirung e. Jg.. Nr. 14 vorn 15. September 195a.
11 Krause. Plastik, s. 169.
ihre endgültige und wirkungsvolle Aufstellung
den. Aus dem folgenden Jahre stammten 15 Por"
daillons an der Logenbrüstung der Oper. und in
Zeit entstanden wohl auch die Karyatiden an dem
haus Ecke Hanuschgasse-Operngasse. im Alt
62 Jahren ist Joseph Cesar in seiner Heimalstad
wie das Totenprotokoll aussagt. an Erschöpft
sterben?
Vinzenz Pilz konnte sich 1859 gegenüber Hähnr
Schwarzenbergdenkmal nicht durchsetzen'. se
sten Pegasusgruppen an der Fassade derWiene
1865 in Auftrag gegeben. 1868 gegossen. enttaci
nen Kunstskandal und wurden 1870 durch ner
Hähnel ersetztiauchbeimEntwurffürdasSchiile
mal kam 1868 mitJohannes Schilling eindeutsch
hauer, der Lieblingsschüier Hähnels, zum Zug?
ner hatte schon bei der Planung des großen K2
rums mit zwei Werken den Durchschnittsmaßs"
sprengt: Anton Dominik Fernkorn. Die Reiterdeni
auf dem Heidenpiatz mit ihrer Bewegung und ihi
numentaiitat,aufdenSockelnvanderNüiissfehe
haupten sich aufdem weiten Areal auch gegenüt
später entstandenen Bauten}
Ein Mann hat die Kunst Fernkorns weitergetragi
BildhauerTheodor Friedl. irgendwer aus dern He
der Wieden, in dem Theodor Friedl von Kindr
durch Jahrzehnte wohnte, hatte dem genialen Sc
der Denkmäler für Erzherzog Karl und Prinz Euge
ge Zeichnungen und Modellierversuche von Frie
damals gerade die Normalschule vgiücklich hinti
gebrachthattert)mitderBittevorgeiegt, zu sagen.
Bursch wirklich künstlerisch begabt sei. Fernko
auch nicht vom akademischen Studium her kan
dern in München den Bronzeguß gelernt hatte, v
unvoreingenommener Beurteiier. der keine der
entiehnten Maßstäbe an die Arbeiten aniegte. Er
der ihm eigenen barschen Weise gesagt haber
möge ihm nur den jungen Mann schicken, es
schon etwas aus ihm werden."
in kurzerZeit konnte sich der 1842 geborene nun t
nauesten Kenntnisse der menschlichen und tieri
Anatomie aneignen. Er besaß ein überaus iebi
Temperament und eine ebensolche Phantasii
schweigte in üppiger Dekoration. Jeglichem ake
schem Stil abhold, war er in seinerganzen Art ein
des Barockzeitalters. Als er 1877 die Rundmedz
am Obergeschoß des Kunsthistorischen Museum
führen durfte, da zeigte er sein Können. Gemeine
Motto der Tondi war der Sieg der Kultur überdie E
rei. Berühmte Kampfpaare des klassischen Alter
der germanischen Sage und der biblischen Gescl
bildeten die Darstellungsinhaite: Gegen die Babi
gerstraße : Perseus tötet die Medusa, Bellerophr
Chimaera. Promotheus und Athena (vilEfSi
Kunstrt). Pygmaiion und Aphrodite (vQSlÜhiSi
Kunstu).Theseustotetden Kentaurund Herkulesc
dra. Gegen den Maria-Theresien-Platz: St. Geor
der Drache, Siegfried und Fafnir, Simson und der
David mit dem Haupt des Goliath? Mit ieidens
lichem Temperament und kraftvoller Kompositic
Friedl den Vorwurf gestaltet. Seine Heftigkeit s;
fast den Rahmen, virtuose Heii-Dunkei-Technik
nigt sich mit erstaunlicher Monumentalitätf"
Zwischen 1871 und 1877 entstand nach den P
Theophil Hansens am Schottenring die Börse." F
Mitarbeitbei Hansens Bauten war Friedls Stil zu b:
NurbeiderBörse.wodieArchitekturkeinen so strr
Grazismus forderte, wurde die Heranziehung Thi
Friedls möglich - allerdings hat sie sich Hanse
mutlich nicht gewünscht, er setzte Friedl auch r
der Rückseite ein." Es dominierte dabei das Post
lhema. Eigentlich würde man unterden Göttern He
an bevorzugter Steile eniiranen, doch sollte die As:
tion Börse - Handel - Seefahrt auch die Anspieiun
Poseidon auf Ebbe und Flut des Börsenglücks g-
Die Skulptur an Bauten Hansens ist in der Durchbi
sonst nie so barockgeraten wie in den Frledischen
ren. deren Modellierungskraft mehr Effekt besiti