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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 130 und 131)

Hi 
vermisst. Porträts der berühmten Pariser Damen des 18. Jahrhunderts hatten ein steter 
Begleiter sein müssen. Diesen Begleiter hat nun das Buch in seiner neuen Gestalt 
erhalten, und zwar nicht blos Porträts allein, sondern Bilder mehr allgemeiner Art, wie 
sie dem Texte entsprechen. Dieser nämlich führt die Frau von der Geburt bis zum 
Grabe, schildert sie als Kind im häuslichen Leben, in der Erziehung, als Mädchen, als 
Frau in ihrer Häuslichkeit, bei der Toilette, in der Gesellschaft, in ihrem geistigen 
Thun und Treiben. All' diesem folgen nun auch die Abbildungen vorzugsweise in 
Einzelnfiguren, jedoch auch in genrchaften Bildern. Das Werk ist damit zugleich ein 
Costümbuch für die weiblichen Moden im 17. Jahrhunderte geworden. Die Bilder sind 
sämmtlich Reproductionen alter gleichzeitiger Kupferstiche, 64 an Zahl. Die Illustration 
trügt dadurch einen besonders vornehmen Charakter, wie überhaupt die ganze Aus- 
stattung des Buches. Es ist, wenn man diesen Ausdruck im besten Sinne nehmen will, 
ein Salonbuch edelster Art. Das Buch ist aber durchaus nicht blos zum Durchblättern 
und Anschauen; der Text will gelesen sein: er ist ebenso gut wie interessant. 
J. v. F. 
i 
Le Vieux Paris. Fetes, jeux et spectacles. Par Victor Fournel. Tours, 
Marne et Gls, 1887. 4.". (Mit Holzschnitten.) 
Der Haupttitel dieses Buches scheint uns Ansichten vom alten Paris zu versprechen. 
von seinen Straßen, Markten und Gebäuden und sonstigen Sehenswürdigkeiten, allein der 
Beisatz fetes, jeux et spectacles hebt dieses Versprechen wieder auf. ln dem gut erzählten, 
inhaltsreichen Texte ist viel von Künsten die Rede, aber es sind Künste, mit denen die 
Kunst nichts zu thun hat: es sind die Künste der Straßen und der Markte, die Künste 
der Akrobaten und Equilibristen, der Taschenspieler und Charlatane, und was dergleichen 
mehr ist; daneben geht die Geschichte des Schauspieles vom localen Standpunkte aus, 
die Entstehung und Geschichte der otfentlichen Platze, der Boulevards und des auf ihnen 
wogenden Lebens. Der Text ist, Alles in Allem genommen, culturgeschichtlicher Art, 
dagegen bieten die zahlreichen Abbildungen auch manches künstlerische Material. Die 
Markte, die Volltsscenen geben Straßenbilder vergangener Zeiten, die Abbildungen aus 
dem Circus, aus Schauspielen und Concerten zeigen Costüme specieller Art, während 
der Artikel über die Boulevards zugleich eine Geschichte der Moden in Bildern seit 
dem n. Jahrhunderte enthält; der große Corso nämlich, welcher an drei Tagen der 
Osterwoche über die Boulevards nach Longchamps ging, gab Gelegenheit, Jahr für Jahr 
die neuen Moden zu zeigen. Alle Abbildungen sind nach gleichzeitigen Originalen vor- 
trefflich ausgeführt und enthalten sich glücklicherweise gänzlich jener in französischen 
Prachtwerken heute grassirenden Mode, die Bilder übereinander zu legen und einein- 
ander zu schieben. Auch die typographische Ausstattung ist der berühmten Firma Mame 
et ftls durchaus würdig. J, v. F. 
 
Jeypore Enamels by S. S. Jacob and T. H. Hendley. London, W. 
Griggs. Fol. g S. Mit 28 farbigen Tafeln, 120 Zeichnungen enthaltend. 
Eine klaffende Lücke in der Literatur des Kunstgewerbes beginnt sich allmälig, 
wenn auch nur langsam zu füllen. Die Emailarbeiten der Asiaten waren bis jetzt mit 
Ausnahme jener China's und Japans so wenig genau bekannt, dass die einschlägigen 
Schriften bislang nur die dürftigsten Mittheilungen hierüber machten; einzelne die hieher- 
gehörigen Erzeugnisse auch gänzlich ignorirten. Das vorliegende Werk bringt die schätzens- 
werthesten Mittheilungen über die durch eine kleine Gruppe von Emailkünstlern zu Jeypore 
in Rujputana in Ausübung gebrachte Herstellungsweise von Ziergegenständen kostbarster 
Art, deren in Europa nur eine geringe Anzahl vorhanden sein dürfte. Die beigegebenen 
Tafeln nach Zeichnungen eines britisch-indischen eingebornen Künstlers - Ratn Bux, 
Sohn Esur's - zeigen verschiedenartigen Schmuck, Gefäße. Bestandtheile von Waffen 
u. dgl. zum Theile reich mit Edelsteinen besetzt, von vollendeter Schönheit. Die Technik 
dieser Arbeiten ist die des Grubenemails mit Anwendung von transluciden und opaken 
Farben. Der knapp und klar geschriebene Text bringt in einem sehr werthvcllen Appendix 
eine tabellarische Zusammenstellung, welche über die auf den Tafeln abgebildeten Gegen- 
stlnde in Bezug auf deren Verwendung, deren Besteller oder Eigenthümer, deren Ver- 
fertiger, ingleichen hinsichtlich des Materialwerthes, der Herstellungskosten, der Dauer 
der Anfertigung, sowie der nüthigen Anzahl der Brände eines ieden einzelnen Stückes die 
genaueste Auskunft gibt. M--t. 
i
	        
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