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Eine weitere, aus Fiaumgründen leider beschrank-
te Möglichkeit ist die Ausstellung von Werken
österreichischer Künstler direkt im Kulturinstitut
in der Viale Bruno Buozzl. Zu nennen sind die klei-
nen Einblicke in das bildnerische Schaffen von
Fritz von Herzmanovsky-Orlando und des in Rom
lebenden österreichischen Malers Josef Franz
Strachota. Den räumlichen Gegebenheiten ent-
sprechend wurden hauptsächlich Graphiken und
Aquarelle gezeigt.
Eine sehr beachtliche Schau war jene, die Wotru-
ba als Gestalter sakraler Schöpfungen präsentier-
te. in einem Saal des Centro Disperimentazione
Artistica waren Bronzen des Wiener Meisters auf-
gestellt. Der sakrale Bezug war freilich nur in we-
' nigen Arbeiten gegeben, es sei denn, man be-
zeichnet jene humane Dokumentation aller Figu-
ren Wotrubas schon als sakrale Manifestation.
Sehr zu Recht war der großartige Bau der Kirche
am Georgenberg in Wien-Maur mit verschiedenen
Beispielen dokumentiert.
Eine der schönsten und erfolgreichsten Ausstei-
lungen war aber der Auseinandersetzung mit der
österreichischen Architektur gewidmet. Unter
dem Titel Architettura Austriaca 1860-1930 im
Istituto Nazionale di Architetlura waren von Theo-
phil Hansen bis zu den Wagnerschülern fast alle
wichtigen Architekten Jener Zeit mit Beispielen
vertreten. Das Schwergewicht lag dabei auf Otto
Wagner und seiner Schule. Von 102 ausgestellten
Objekten waren nur etwa 15 dem Historismus zu-
zuordnen, alle anderen der Secession und im wei-
teren den immer strengeren Formen Wagners bis
hin zu Adolf Loos, Josef Hoffmann, Josef Frank
und Oswald Haertl.
in diesem Zusammenhang erschien auch ein 272
Seiten starkes Buch von Marco Pozzetto mit dem
Titel La Scuola di Wagner 1894- 1912. Ein starker
Bildteil brachte mit 285 Abbildungen unter ande-
ren auch bis ietzt noch selten veröffentlichte Pro-
jekte. Zeitgenössische Stellungnahmen sowie ein
umfassendes Verzeichnis von Wagners Schülern
und Freunden, 190 Namen, mit dazugehörigen Da-
ten und Kurzinformationen ergänzen den Text.
Auch Literaturhinweise sind hier zu finden, so daß
man auf Grund des Studiums dieses Werkes auch
die Arbeit der einzelnen Architekten weiterverfol-
gen kann.
Wie diese Ausstellung Anregung und Anstoß zur
Beschäftigung mit der österreichischen Kunst ge-
geben hat, so wird auch durch einen nach der 1974
in Rom verstorbenen österreichischen Malerin Si-
naide Ghi (geb. Brence) benannten Aquarellwett-
. bewerb immer wieder auch eine österreichische
Beteiligung angeregt. S. Ghi studierte an der Aka-
demie der bildenden Künste in Wien. Die von ih-
rem Gatten ins Leben gerufene Stiftung verlieh
1981 den 2. Preis in der Höhe von 600.000 Lire dem
Österreicher Herbert Kerschbaumer. Der 4. Preis
ging an die Österreicherin Christine Gmeiner. Wei-
tere 5 Österreicher wurden mit Anerkennungsde-
kreten ausgezeichnet. Die Arbeiten aller wurden
im Palazzo Pignafelli in Fiorn ausgestellt. Auch
hier wurden die österreichischen Teilnehmer vom
Österreichischen Kulturinstitut betreut.
Aus all den genannten Aktivitäten ist ersichtlich,
wie sehr und mit welcher Qualität die zeitgenössi-
sche österreichische bildende Kunst im Kulturle-
ben der italienischen Hauptstadt verflochten ist
und wie sehr sie von den dafur in Frage kommen-
den Stellen oder Personen immer beachtet und in-
teressiert aufgenommen wird. Wir können nur hof- t
fen, daB die Zusammenarbeit der italienischen
und österreichischen Stellen weiterhin so gut an-
hält und sowohl die Präsentation, die Qualität als
auch die Streuung nach Schulen bzw. Richtungen
den Römern nach wie vor einen umfassenden Ein-
blick in das österreichische Kunstschaffen geben.