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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, 2. Abtheilung: Niederösterreich

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Gertrud entschied, deren zweiter Gemal — Wladislaw war schon zu Anfang des 
Jahres 1247 gestorben — der Markgraf Hermann von Baden, als „Herzog von 
Österreich" hier jedoch wenige Anhänger fand. Vielmehr behauptete die kaiserliche Partei 
so lange die Oberhand, bis Kaiser Friedrich II. und sein gleichnamiger Enkel, dem er im 
Testamente Österreich und Steiermark zngedacht hatte, starben. Jetzt erst erhob auch in den 
ehemals babenbergischen Ländern die welfische Partei kühner ihr Haupt. Auf sie gestützt 
durfte es Ottokar, der Sohn des Böhmenkönigs Wenzel I., wagen, 1251 mit einem Heere 
nach Österreich zu ziehen, woselbst er bald allgemeine Anerkennung fand. Ein Krieg, in den 
Ottokar kurze Zeit darnach mit dem König Bela IV. von Ungarn gerathen war, endete 
unter püpstlicherVermittlung mit einem Friedensschlüsse, welcher im Allgemeinen die gegen 
wärtige Grenze der beiden Herzogthümer Österreich und Steiermark festsetzte. Ein neuer 
Krieg und der in demselben erfochtene Sieg bei Kroissenbrunn (12. Juli 1260) trug 
Ottokar den Besitz der ganzen Steiermark ein. 
Solange es im deutschen Reiche Schattenkönige wie Richard von Cornwallis und 
Alfons von Castilien gab, konnte Ottokar, der sich um die Oberherrlichkeit der deutschen 
Könige wenig kümmerte, im ungestörten Besitze der babenbergischen Reichslehen verbleiben. 
Anders gestaltete sich aber für ihn die Lage, als die Kurfürsten den Grafen Rudolf von 
Habsbnrg zum deutschen König erwählt hatten (1273). 
Dieser konnte und wollte Ottokar nicht länger mehr im unrechtmäßigen Besitze jener 
Lehen belassen; es erheischten dies schon das Interesse und die Würde des Reiches. Da 
nun Ottokar wiederholten Aufforderungen entgegen den Lehenseid nicht leistete, auch die 
Lehen nicht herausgab und sich nicht unterwarf, ward er derselben verlustig erklärt und mit 
Zustimmung der Reichsfürsten der Reichskrieg gegen ihn begonnen, wodurch Ottokar 
gezwungen wurde, im Vertrage vom 21. November 1276 die Reichslehen der Baben 
berger herauszugeben. Als die Schwierigkeiten, die sich bei der Durchführung der Friedens 
bestimmungen ergaben, sodann einen neuen Krieg zur Folge hatten, fand Ottokar in der 
Schlacht bei Dürnkrut am Weidenbache (26. August 1278) den Tod. 
Drei Jahre nach diesem folgenreichen Ereignisse blieb König Rudolf von Habsburg 
noch in Wien, wo er durch Gnadenbezeugungen an den Adel, durch Verleihung von 
Privilegien und Freiheiten die Klöster und Städte für sein Haus gewann, durch Sicherung 
von Recht und Gesetz aber im ganzen Lande Vertrauen und Liebe erweckte. Vom Anfang 
an war er dabei bedacht, aus den babenbergischen Ländern eine feste Hausmacht zu 
begründen und dieselben seinen Söhnen Albrecht und Rudolf zuzuwenden. 
Als er 1281 Österreich verließ, ernannte er daher zunächst seinen Sohn Albrecht 
zum Reichsverweser. Mit Zustimmung der Reichsfürsten konnte er sodann auf dem 
Reichstage zu Augsburg (December 1282), wo auch viele österreichische Landherren
	            		
157 anwesend waren, seine Söhne Albrecht und Rudolf mit Österreich und Steiermark belehnen. Um aber allen Eventualitäten einer Doppelregiernng vorzubengen, gab König Rudolf den österreichischen Standen über ihre Bitten in derzuRheinfelden am I.Juni 1283 erlassenen Hausordnung Albrecht zum alleinigen Herrn, als welchen sie ihn mit feierlichem Eide annahmen. Zwei Richtungen kennzeichnen Albrechts, des ersten Fürsten aus habs- burgischem Stamme in Österreich, innere Politik: einmal wie er, der von der Idee der Staatsgewalt und der Bedeutung seiner Fürstenpflichten tief durchdrungen war, unter schwierigen Verhältnissen die landes fürstliche Macht einem unzufriedenen, hochmüthigen Adel gegenüber, der sich früher viele und oft gewaltsame Übergriffe erlaubt hatte, befestigte und dann, wie er gegen Geistliche und Bürger sich verhielt. Die Anschläge der widerspenstigen Adeligen, die 1295 und 1296 unter Füh rung des Leutold von Kuenring, Albero von Puchheim und Konrad von Sumerau sogar im offenen Aufstande gegen Albrecht sich erhoben und in der Versammlung zu Triebensee die Entfernung der ihnen ver haßten Räthe ans Schwaben verlangten, hatte er vereitelt und mit dem Schwerte zurückgewiesen; die Führer derselben mußten, nachdem ihre Burgen gebrochen waren, auf Gnade und Ungnade sich ergeben. Für das cnltnrelle Wirken der Klöster, für das Aufblühen der Städte und für den Wohlstand der Bürger war er durch Bestätigung und Ertheilung von Rechten und Freiheiten überaus milde und gütig besorgt. Viele Urkunden, mit seinem schönen Reitersiegel geziert, geben heute noch davon Zeugniß. Albrecht hatte seinen Söhnen das Streben nach der deutschen Krone als Erbtheil zurückgelassen, und wirklich wurde nach Heinrichs VII. Tode Herzog Friedrich der Schöne Grabstein Friedrich des Streitbaren.
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