cienbildes nach dem approbierten Holz-
modell „vollständig künstlerisch und gleich-
sehend" in Silber für einen Arbeitslohn
von 2250fl herzustellenW. Der kostbare
Rahmen war zur Übertragung des Gnaden-
bildes auf den neugeweihten Hochaltar
(1757) vollendet; das verarbeitete Silber
wog über 246 Mark und hatte einen Wert
von fast 5600 H13. Noch während der
Arbeit am Gnadenbildrahmen verfertigte
Riedl für den Seitenstettner Abt einen
silbernen Hirtenstab (Pastorale). Für Mate-
rial, Vergolclung und Arbeitslohn, für das
Stechen zweier Wappen und für die Edel-
steine und deren Fassung erhielt der Gold-
schmied 430 H 19. Der Abtstab, dessen Schaft
(1,6m lang) in drei Teile gegliedert ist,
trägt am oberen Schaftende das Wiener
Beschauzcichen (1754) und die Meister-
marke IWR, die auch an der Unterseite des
Nodus nochmals zu sehen ist. Die ver-
goldete Krümme (42 cm hoch) erwächst
aus einem zierlichen Blätterkelch größerer
silberner und kleinerer vergoldeter Blätt-
chen. Sie mündet, außen und innen von
einem silbernen Rankenwerk und einem
Kranz von Brillanten umgeben, in einen
großen Blätterkelch, der einen wasserhellen
Stein auf Metallgrund birgt. Auf beiden
Seiten ist die Krümme mit je neun kleineren
Blumenkelchen (mit Glassteinen) besetzt.
Am Ansatz der Krümme sind deutlich zwei
Wappen eingraviert, auf der einen Seite
das Wappen des Stiftes (mit Schild und
Helm, zwischen BüEelhÖrnern das Stifts-
kreuz) mit den Buchstaben M. (Monaste-
rium) S. (Seitenstettense), auf der anderen
Seite eine der vielen Wappenvariationen
des Abtes Dominik Gußmann: Stiftskreuz
(Glaube), Anker mit Doppelkreuz (Hol-f-
nung) und Pelikan (Liebe), als Bekrönung
Büffelhörner mit Kreuz, Helm und Helm-
busch mit Kreuz, in der Mitte Putte mit
Mitra und Abtstab; dazu die Buchstaben
D (Dominicus) A (Abbas) S (Seitenstetten-
sis) Z0.
Noch im Herbst des Jahres 1754 legt Riedl
Belege über die Arbeit an verschiedenen
kleineren Gegenständen (Bestecke, Wap-
penstechen) vor und verrechnet auch „ver-
blibenes Silber von der ersten Arbeit"1l.
Wie aus den Vermögensverhältnissen Riedls
ersichtlich ist, hatte et nach der schwierigen
und wenig einträglichen Arbeit am Silber-
rahmen neue Aufträge bitter notwendig.
Schon im Mai 1759 stellt Riedl eine Quit-
tung über den Empfang von 50 H für die
Vergoldung eines Kapitelkreuzes aus 12.
Auf weitere Arbeiten läßt eine Notiz des
künstlerisch begabten Ordensmannes jo-
seph Schaukegl schließen: „Hoc anno ist
das neue Pastoral mit den rothen Cristall-
stein, die 2 Capitl Kreuz von Wilhelm Riedl
verfertiget n'orden"Z3. Auch im Rechen-
buch des Stiftes sind zum Dezember 1759
einige Ausgaben für Riedl „wegen gemach-
ter Arbeit" und ein „Reißgeld" einge-
tragen 14.
In dieser Zeit ist auch erstmals die Rede
von einem „von Holtz und Wax vorge-
stöldten Monstrantzen Model" 25. Der Ver-
trag über die Ausführung einer Monstranz
18
für die Sonntagberger Kirche wurde zwi-
schen Abt Dominik, dem Patron der Wall-
fahrtskirche, und dem „Edlen und Kunst-
reichen Herrn Joseph Wilhelm Riedl,
bürgerl. Silberarbeiter in Wien", am 3. De-
zember 1759 in Seitenstetten abgeschlos-
sen Z0. Im Kontrakt verpflichtet sich Ricdl,
die Monstranz „nach dem vorgczeigten
Riß und Modell von 15 Marck Prob Silber"
zu verfertigen, sie „vor und rückwärts,
auch am bodn allenthalben gut in feyr" zu
vergolden und die „lunulam von 2 Loth
vierthalb gulden Gold zu stand" zu brin-
gen. Der Abt verspricht Riedl, „jede Marck
samt Arbeit und Vergoldung mit 50 fl und
die lunulam ebenfalls für Gold und Arbeits-
lohn mit 45 H", weiters „Riß, modell und
die dabey aufgewandte mühe und Zeit mit
100 H, folglich Summa Summarum für Sil-
ber, Gold, Vergoldtung und Arbeitlohn
895 fl" zu bezahlen. Anschließend sind noch
Zahlungstermine und Teilzahlungen ver-
einbart. Mehrere Empfangsbestätigungen
auf dem Vertrag und eine lose Quittung
(mit Siegel) zeigen, daß Riedl an der Mon-
stranz laufend gearbeitet hat und dafür be-
zahlt wurde.
In diesem Kontrakt steht kein Wort von
Edelsteinen, mit denen die Monstranz
aber reichlich besetzt ist. Ebenso auf-
fällig ist, daß Abt Dominik etwa zwei
Monate nach der Unterzeichnung des Ver-
trages mit Riedl einen Kontrakt mit dem
Wiener Goldschmied Franz Kick „wegen
Verfertigung einer Monstranzen für den
Gnadenorth Sonntagberg" abgeschlossen
hatZ7. Innerhalb von zwei Monaten zwei
Verträge über zwei Monstranzen vom sel-
ben Auftraggeber _ das ist undenkbar! Im
Vertrag mit Kick ist nur von Edelsteinen
die Rede. Der „Wohledle und kunstreiche
bürgerl. Goldarbeiter in Wien" verpflichtet
sich, „scheinl und lunulam der Monstran-
zen, dan deß Gott Vatters und Heil. Geists
scheinl wie auch den Caracter um die Welt-
kugel ganz von weissem guth zu carmoi-
sieren, das obere Creuzl aber von rubinen,
und den Fuß mit Smaragden, rubinen, gra-
naten und Crysoliten zu garniren, so gut
alß es die Kunst zu lasset und daß modell
außweiset". Der Abt übergab Kick eine
große Zahl von Brillanten („von mitterer
qualität"), geschnittenen und ungeschnitte-
nen Rubinen, „Dicksteinl und Dinnsteinl",
Rauten, Smaragde und zwei große Granat-
schalen. Weil aber die übergebenen Steine
nicht ausreichten, übernahm der Abt auch
die Kosten für „noch beyläufig 30 Karat
Carmoisinguth und 200 fl auf gefärbte
stein" und 6 fl „zur Erkauffung einer
blauen Composition zur Weltkugel". Kick
bestätigt nach der Vollendung der Mon-
stranz in einer Zusatzbemerkung auf dem
Originalvertrag, daß ihm dieser „Cnntract
nebst den noch übrigen darzu gekauften
steinern richtig und barr" bezahlt wurde 23.
Der Preis für die Herstellung der Mon-
stranz durrl} Kirk wird mit 16958 ange-
geben 19. Nach Kicks Spezifikation soll die
Monstranz insgesamt 1505 Edelsteine tra-
gen. Auf der Monstranz (mit Ausnahme
der Lunula) sind folgende Edelsteine in
ANMERKUNGEN 17-29
'7 F. Windisch-Grnulz. a. .1. O. 3011".
W SIAS. 46 B, Gcwichlsbcslärigilug des Wiener Haupt-
mülzzanzlcs vom 15. 4. 1757. Wegen des hohen Wencs
komm: die Ablivfcrung des Rahmens 1810 nur mit Mühe
durch den Scircnsrcnncr Abt verhindert werden. Vgl.
F. Ubcrlackcr. a. a, 0,. S. 49.
13 SIAS, 33 D, Fzsz, (ioldsthmircdrationcs. Rechnung vom
17. a. 1754 (mit Siegelabdruck). _
w Alfred (Irrnser. um Wappcn der Am von Seilcnslctlcn
in NÖ., Wien 1877.
1' 33 I). Fasz. Goldschmicdntioncs, Beleg vom 15. 11.
a .
11 SzAS. 331), Fasz. Gnldschmicclmlioncs. Quinuug vom
Z0. 5. 1759.
13 SKAS. Kanon 2 (Ü. F353. 31917. Noluu privati. S. 17 zum
11m 17m.
1' StAS (Inlnxncrcy-läapulmre d: Anno 1757. S. 60.
15 SIAS. 46 ß. Quittung vom 4. 10. 1759 über dßn Empfang
von 10 Dukaten für den Bildhauer.
zu sms. 461a, Originalknntrzkt mit Unterschrift und Siegel-
zbdruck um" Vcrlrngppnmner.
1' SrAS, 46h. Originnlkonlrnkl vom 7. Fcbcx 1760. Vgl.
auch .Sclmlkcgl. Nouu privalz. 5.17: "Den 25. jener
bin lCl1 nach Wim mit Geldern und hab den Conrncl
zur Sonnlagbcr r Mcnxlranzcn gcmacht."
II Letzte Zahlung: Kätigung vom 10. s. 1762.
1' F. Überlackcr. a. a. 0.. S. 134.