ormomnimünf
1
ben, daß man daraus auf die Bestimmung für
eine Diözese oder für einen Ort schließen
könnte. Im Proprium steht jedoch beim
Nikolaus-Fest auf fol. 107v die Überschrift
„De sancto Nicolao patrono nostro officium".
Leider ist das Nikolaus-Patrozinium so häufig,
daß daraus keine Lokalisierung abgeleitet
werden kann.
Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen
Meßbüchern ist es, daß die in roter Schrift
eingefügten „Rubriken" nicht nur die allge-
mein üblichen liturgischen Anweisungen ent-
halten, sondern auch Kommentare dazu, an
mehreren Stellen sogar ausführliche Heiligen-
legenden:
fol. 164v-165r die Legende der makkabäischen
Brüder
fol. 173r die Begründung, warum das Fest des
heiligen jakobus nicht an dem Tag gefeiert
wird, an dem der Heilige gemartert wurde,
d. i. am Ostersonntag: „quia in festo principis
non poterat fieri festum satellitis"; der 25. Juli
wurde gewählt, weil an diesem Tage die Kirche
des heiligen jakobus zu Compostella geweiht
wurde
fol. 177r-v die Legende zum Feste Petrus in
vinculis
4
fol. 178v-179r die Legende zum Feste der
Auffindung des heiligen Stephanus
fol. 181v-182r die Geschichte der Einführung
des Festes der Verklärung Christi
fol. 187v_188r die Laurentius-Legeilde
fol. 194r die Begründung, warum am Maria-
Himmelfahrtsfest gerade dieses Evangelium
(von Maria und Martha) gewählt ist
fol. 197v-198r die Grundsätze, welche zu
befolgen sind, wenn am gleichen Tage mehrere
Feste zusammenfallen
fol. 213v-2l4v die Michaels-Legende
fol. 231v-232v die Martins-Legende
Das Proprium sanctorum enthält zu vielen
Festen auch Sequenzen, obwohl ein eigenes
Sequentiar vorausging.
Nad1 dem Proprium sanctorum folgt noch,
wie in jedem Missale, das „Commune
Sanctorum" (fol. 237r-280r), die „Misszie
speciales et votivae" (fol. 280r-327v), die
Totenmesse (fol. 327v-339r).
Die beiden Folien 340-341 sind leer.
KÜNSTlERlSCl-IE AUSSTATTUNG
Die Schrift des Missale entspricht der Schrift,
die für derartige liturgische Bücher durch das
ganze 15. Jahrhundert gebräuchlich war. Die
schwarze Schrift ist auf jeder Seite von roten
Überschriften oder Anfangsbuchstaben unter-
brochen. Die Anfangsbuchstaben sind vielfach
abwechselnd rot und blau, manchmal auch mit
einfachen Federstriczhranken verziert.
Darüber hinaus aber hat das Buch eine künst-
lerische Ausstattung erhalten, die es einer schon
bekannten Gruppe von Handschriften zuordnet.
Die farbigen Initialen, neun davon mit
figuralem Schmuck, 50 in verschiedenen Größen
ornameiital ausgestaltet, stammen aus dem
Atelier eines Mitgliedes der sogenannten Wie-
ner Hofminiatorenschule, des „Albrechts-
miniators"-". Das Canonblatt dürfte von dem
derselben Schule zugehörigen „Meister Niko-
laus" stamnieiiä Damit ist auch ein zeitlicher
Rahmen gegeben: Meister Nikolaus und der
Albrechtsminiator arbeiteten zuerst um 1425130
zusammen. Der Albrechtsminiator war als
Nachfolger des Nikolaus und Leiter der Hof-
werkstatt bis 1452 tätig?
Als früheste Arbeit des Albrechtsminiators war
bisher das sogenannte „Turs-Missale" in Sankt
Stephan bekannt. Das Initialbild der Geißelung
im T des Canoiibeginns im Turs-Missale und
im I-Iarrach-Missale sind beinahe identisch.
Beide Darstellungen sind in der Stellung der
Figuren, mehr noch in der Wahl der Farben
sehr verwandt mit der Darstellung der Geiße-
lung im Gebetbuch Albrechts, Cod. Vind. 2722,
fol. 74v. Die anderen Bildinitialen zeigen alle
denselben Stil: etwas steife, sehr sorgfältig
gezeichnete Figuren mit kräftigen Farben, unter
denen besonders ein helles Grün auffällt.
Wenn diese Initialen eigenhändige Werke des
Albrechtsminiators sind, so stehen sie noch auf
derselben Stilstufe wie das Turs-Missale. Ein
Vergleich mit den Miniaturen im obengenannten
Gebetbuch Albrechts, besonders auch mit den
dort befindlichen kleinen Apostelbildern",
läßt die Miniaturen des Missale noch unbehol-
fener erscheinen als die mit großem Können
gemalten Bilder des Gebetbuches.
Harradi-bhssalc, Gtißelung Christi. fol. 77r
Iilffldl-MISQIIU, lil. Andreas, fol. 104
lIarradi-Missalv, Darstellung Christi im_l'c-mpel. fol. lllr
liattiuh-lviisizllv, Maria vffkündlguhg, lol. 1J4r
Harradi-Missalc. Johannes d. Täufer, fol. 1S3v
ßwßuw
ANMFRKUNGI 3-6
' Die Literatur ubrr dc-n Albreditsminiator ist vusamrnengefaßt
bt-i ll.VOl.I.lv1I'.R, Allgemeines I t-xikim der Bildenden Künst-
ler, 37. 33., Meister mit NOHHIWICYI und Älvnvgrammiätßn,
Lßipliy, 195a. S. 9-10. - Dazu krininir nßdl! 1c. HOLTER.
Dir WIUHQ! ßüdlmilßtül, S. 222 223. in: Grrdiidirr der 11' -
dt-iiiirii KUIWI iii vuitii, 11., Die cririk, Wien 1955. -
G. SCHMIDT, Die Budimalt-rci in Nicdt-rusterrcidi), S. 95
und 10a, HI: D12 Gotik in Nirdrrnrrrrreidi. Wirii 1963. -
Niai Ilolter (vgl. uiirri) sind Yüm ÄlbttdilämltlillOt aiiriier
rund 15 Handschriften bekannt, darunter t-ine_drt-ibändige
Bibel". Diese drcibandigc Bibel war bis 1967 au! die Utterr.
NaL-Bibl. in Wien und die Sammlungen in Sdiloß Ambras
aiifgctei . t-it 1967 befinden sich alle drc-i Bande in Wien,
unter der . grillt}! Cud. 11117. 111171 1137er
In der Uttcrr. Nltrßlbl. sind außerdem noch die folgenden
Handschriften vnr Ginve oder ICIIWIJiSQ vom Albreditsminia-
(Or gifmllti
COII. 2722, ein Grbcrbudi für Henog Albrrdir V. (seit 1438
Krinig Albrrair 11.) - die Haiidrdirifr, VDI} deren Aus-
Schmüdtung der Ä1e1ster SHIXHJU ..Nntnurrirri" hat.
Cod. 326. ein Lcgcndtir für I-"ric-tlridi 111., vom Albred-its-
miniawr zusammen mit anderen Miniaturen ausgesdimüdtt.
COLl. 17ti7. ein Gübüiblld! 1"ur Friedridi 111., in griißt-m Fur-
mat; die vahlreidirn Miniaturen von mehreren Wiener H01-
miniatorcri, die meisten vom Albreditsminiator. Cod. 326 und
17a? sind 1447 und 14411 datiert, durften aber rdinri früher
ITCKOIHICH wi-irarri 58111.
Anden.- Handsdiriftc-n mit Werken des Mbreditsmiriiators be-
tiiiiirii xiClt iii der srrriiriarbibiiiiriii-k iri Brixen, in der Ber-
linkt siaiiiciaiiiiririirir, iiirii iiaririidirirrtii iii KlUSKQfflEUbUYg,
r-uii- iii Melh. Um Jiirrmitiair" H11 wii-rir-r urirri- und
l) rr-aiiiriiiii-iiui. L'll! Missale iii der Alumnrllßililblltttiltk iri
St. Pültc-ri, dai Ms. 11711 dt-r Pictpont Murirari Library H1
New York (ein Aririphniiar).
'Abb. l. - Vgl, Ausstulluiigskatalng Gotik
Krtrris 1967, Abb. 2a.
' SCHMIDT, Huchmalt-rei. S. 106.
' Cod. Vind. 2722, fol. 202r-Z05v.
in Österreich.