GLASENTWÜRFE DER WIENER WERKSTÄTTE FÜR LOETZ 1915
Bereits 1984 widmete ich diesem Thema
einen ausführlichen Aufsatz (Glasentwürfe
der Wiener Werkstätte für Loetz 1915, in: An-
tiquitäten-Zeitung 26/1984, S. 582-588), der
- in gestraffter Form - die Grundlage für die
folgenden Ausführungen darstellt.
In den beiden erhaltenen Glas-Kalkulations
bänden der Wiener Werkstätte (im Österrei
chischen Museum für angewandte Kunst,
Wien, Inv. WWMB 61 und WWMB 62) ist der
Name „Joh. Lötz Witwe“ 1915 erstmals und
gleich mehrfach zu finden, und zwar ab Num
mer 558 (gleichlautende Seitenzahl im Kalku
lationsband). Auf den Seiten 558-587,
597-599 dieses Bandes (WWMB 61) sowie
601 des Folgebandes (WWMB 62) kommt
der Name Lötz vor, manchmal begleitet von
detaillierten Notizen, manchmal nur in Blei
stift geschrieben und ohne nähere Angaben.
In der Regel sind in den Kalkulationsbänden
der Wiener Werkstätte die Seitenzahlen mit
den Werknummern identisch. Im Glas-Kalku
lationsband (WWMB 61) kommen dieselben
Formen auf einander folgenden Seiten je
doch manchmal doppelt vor, wobei man an
fangs vermutlich die beiden verschiedenen
Ausführungsarten berücksichtigte, die sich
auf die Varianten „Kristall optisch“ und „Opal
glatt“ bezogen. Sehr selten tragen die in den
Kalkulationsbänden skizzierten Gläser Orna
mente; in keinem Fall wird ein Hinweis auf
einen bestimmten Entwerfer ersichtlich.
Erhaltene Entwürfe, Skizzen bzw. Werk
zeichnungen (aufbewahrt in der Bibliothek
des Österreichischen Museums für ange
wandte Kunst) helfen in dieser Beziehung
weiter: nicht selten monogrammierte Josef
Hoffmann seine Entwürfe, häufig beinhaltet
der Archivstempel auch den Namen
„J. HOFFMANN“ und die Jahreszahl 1915,
manchmal die Initialen HO (von fremder
Hand). Die gesamte Serie dieser Gläser auf
grund dieser Unterlagen mit Sicherheit Josef
Hoffmann zuzuschreiben, hieße zu weit ge
hen, doch ist die Wahrscheinlichkeit seiner
alleinigen Autorschaft groß. Die nachfolgend
angeführten Gläser wurden teilweise zuerst
bei Loetz (1915-1916), anschließend bei Oer-
tel/Haida (1917-1919) und später vielleicht
ebenfalls bei Oertel oder einer anderen Glas
fabrik erzeugt; die ab ca. 1921 in der Wiener
Werkstätte verwendeten Karteikarten tragen
leider keine Angaben über die ausführende
Glasfabrik. Dieser Wechsel bei den Herstel
lern führt bei den solchermaßen dokumen
tierten Gläsern leider zu dem Schluß, daß
wir, soferne die Gläser unbezeichnet sind,
sie keinem bestimmten Hersteller zuordnen
können; es hat allerdings den Anschein, als
wäre die Ausführungsvariante „Opal glatt“
nur von Loetz erzeugt worden, und zwar wie
der ausschließlich in den Jahren 1915-1916.
In den Kalkulationsbänden vermerkte wei
tere Nummern könnten sich auf Werknum
mern (im vorliegenden Fall Nummern einer
700er Serie) der ausführenden Glasfabriken
beziehen, wobei sich allerdings Schwierig
keiten bei der Zuordnung an mehrere Fabri
ken ergeben.
Neben anderen Notizen in den Kalkulations
bänden sind die die jeweilige Skizze beglei
tenden Maßangaben wichtig; dadurch wird
ein Vergleich mit den meist in natürlicher
Größe gezeichneten Entwürfen oder Werk
zeichnungen ermöglicht. Stückzahlen und
Detailverkaufspreise bzw. Kalkulationsdetails
ergänzen die Dokumentation.
Bei einzelnen Modellen läßt sich ein größerer
Produktionszeitraum nachweisen, was offen
bar dazu geführt hat, daß dieselben Modelle
in den zwanziger Jahren eine andere Werk
nummer erhielten. Andererseits gibt es
Formmutationen unter derselben Werknum
mer. Nach diesen zusammenfassenden Vor
bemerkungen sei ein Katalog der in Frage
stehenden Gläser angeschlossen, der im
einzelnen auf die jeweilige Form eingeht.
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