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UNREGELMÄSSIGKEITEN ALTER PLÄTZE.
Fig. 88.
Platz fünfeckig - , in der Erinnerung haftet er als Viereck (ge
wiß nicht bei jedermann, aber häufig genug, wofür Beispiele
vorliegen). Es kommt das
offenbar daher, daß man in
Wirklichkeit immer nur
drei Seiten des Platzes zu
gleich zu übersehen ver
mag, während der Winkel
der beiden übrigen immer
im Rücken des Beschauers
ungesehen bleibt. Über
die rechtwinklige und
stumpfwinklige gegensei
tige Lage dieser drei Seiten
täuscht man sich aber sehr
leicht (besonders wenn man
nicht eigens darauf achtet,
was ' ja der gewöhnliche
Fall), weil diese Abschät
zung lediglich auf Perspektive beruht und eine Genauigkeit
der wahren Winkelbestimmung auch für
den Fachmann bei darauf eingestellter
Aufmerksamkeit sogar schwierig ist
nach bloßem Augenmaß. So ist dieser
Platz ein förmlicher Vexierplatz in
bezug auf die täuschenden Wirkungen,
die er hervorbringt. Wo bleibt solchen
Erscheinungen gegenüber aber der Wert
einer haarscharf regulären Anlage ?
Recht sonderbar ist es, daß oft
genug förmlich toll gewordene unregel
mäßige Plätze alter Städte nicht einmal
schlecht aussehen, während unregel-
mäßigeWinkel moderner Anlagenimmer
sehr schlecht wirken. Das kommt daher, daß die Unregel
mäßigkeiten alter Anlagen fast immer von der Art sind, die
VERONA:
I. Piazza d’Erbe. II. Piazza dei Signori.
Fig. 39.