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Topographie, Orographie.
am Platze wäre, läßt sich aber doch in dem ganzen Gebiete der Tertiärhügellandschaft ein
gemeinsamer Zug erkennen, das ist das allmähliche Ansteigen der Höhe des Geländes jenseits
des mehrgenannten Steilabfalles. Bloß der I. Bezirk zeigt sehr mäßige Undulationen, die sich
oberhalb des Steilrandes zwischen 170 und 180 m Seehöhe bewegen. Die beiden anderen
alten Donaubezirke, nämlich die Landstraße und der Alsergrund, haben mit etwa je 188 m
Maximalhöhe schon größere Niveauänderungen im oben angedeuteten Sinne, und jene alten
Bezirke, die an den Steilrand nicht heranreichen, also der IV., V., VI., VII. und VIII. Bezirk,
besitzen bei einer durchschnittlichen Maximalhöhe von rund 200 m noch größere Niveauunter
schiede. Die äußeren Partien dieser Bezirke sind zugleich die höchstgelegenen und die gegen
die Innere Stadt zu situierten die niedrigsten. Neben dem allmählichen Ansteigen des Bodens
wird das Relief verschiedener Bezirksteile durch den Lauf der Seitengewässer des Donaukanales
bestimmt. Wo die jetzt in das Kloakensystem einbezogenen und daher überwölbten Rinnsale
ehedem ihren offenen Lauf nahmen, ist eine Terrainsenke konstatierbar. Eine solche gut aus
geprägte Tiefenlinie verläuft z. B. längs des Alserbaches von der ehemaligen Hernalser Linie
abwärts durch die Lazarett- und Spitalgasse, einen Teil der Nußdorfer- und durch die Alser-
bachstraße. Senkrecht auf diesen Straßenzug steigen die Gassen beiderseitig an, ein sanftes Tal
gehänge des kleinen Gewässers markierend. Ähnliches tritt im VII. Bezirke durch den Verlauf
des Ohakringerbaches und ganz besonders längs des Wienflusses im V. und VI. Bezirke entgegen.
In den einbezogenen neuen äußeren Bezirken (XI bis XIX) sind die Tertiärhügel kräftiger
entfaltet, steiler abgeböscht und machen schon äußerlich den Eindruck wasserscheidender
Rücken. Die zwischen denselben befindlichen Bachläufe haben kleine Tälchen gebildet, in
denen die Ortschaften gelegen sind. Die Höhenrücken sind meist unverbaut, nur Währing,
Hernals, Ottakring und Meidling hatten von ihnen bei der Einbeziehung schon Besitz ergriffen.
In den südlichen Bezirken zeigt zunächst Favoriten eine sehr gleichmäßige Höhenlage, während
Simmering und Meidling gegen den Wienerbergzug hin aufstreben. Letzterer ist gegen Nord
osten und Südwesten flach abgeböscht und steigt in seiner kulminierenden Höhe bis zu
245 m an. Seine westliche Fortsetzung über die Gloriette bei Schönbrunn reicht bis in die
Nähe des Wienflusses und kulminiert in dem 257 m hohen Küniglberge bei Lainz. Vom
Matzleinsdorfer Bahnhofe an ist dieser Zug einerseits mehr gegen Norden, anderseits gegen
Süden abgedacht. Was an tertiärem Hügelland nördlich vom Wienflusse liegt, zeigt ein ziemlich
gleichartiges Bild. Die kleineren Wasseradern, wie der . Halterbach bei Hütteldorf, der Ameis
bach bei Penzing, der Ottakringer-, Alser- und Währingerbach, dann der Krotten-, Arbes-
und Nesselbach, haben vorwiegend südöstliche Laufrichtung und die dazwischenliegenden
Höhenrücken nehmen gleichfalls gegen Südosten an Höhe ab. An den Südwest- und Süd
lehnen oder auf den Hügelrücken selbst hat die Rebe einen ihr zusagenden Standort gefunden
und der Aisegger (Dornbach), Grinzinger und Nußberger genießen in Kennerkreisen einen
guten Ruf. Die Bezirksteile Dornbach, Pötzleinsdorf, Sievering und Grinzing sind reichlich mit
Villen besetzt und machen kaum mehr einen ländlichen Eindruck. Wandert man in einem
dieser Täler aufwärts, dann findet man knapp am oberen Ende der Siedelung oder noch eher
den Wald. Wir stehen nun vor einer waldigen Berglandschaft, in die im Westen und Norden
das Wiener Gemeindegebiet hineinragt, wir stehen vor einem Teile des Wienerwaldes. Dieser
streicht nach Nordosten und seine wienwärts gerichteten Hänge sind gegen Südosten ab
gedacht. Die vorher angeführten Bäche und Täler haben ihre Laufrichtung durch den Aufbau
des Wienerwaldes, eines Teiles der Alpen, vorgezeichnet und so sehen wir die Kleinskulptur
unserer Scholle von den großen Zügen des mächtigsten Gebirges Europas beeinflußt. Wir
werden auch gewahr, daß wirkliche Gebirgsformen vor uns liegen und nicht nur Hügel,
denn die relativen Höhenunterschiede betragen gelegentlich an die 300 m und einzelne Gehänge
zeigen bis über 30° Neigung. Die wichtigsten Kulminationen dieses Wienerwaldteiles sind:
der" Leopoldsberg (der historische Kahlenberg) mit 432, der Kahlenberg (Ende der Nußdorfer
Zahnradbahn) mit 483, der Vogelsangberg mit 504, der diesem vorgelagerte Latisberg mit 492
und die höchste Kuppe dieses Gebirgszuges, der Hermannskogel, mit 543, ferner der Michaeler-
berg nördlich von Neuwaldegg mit 386, in der Nähe der Schafberg mit 388, dann südlich
von" Neuwaldegg der Heuberg mit 464 und noch südlicher der Galitzinberg mit 388 und
in dessen Nähe der Satzberg mit 433 m Seehöhe. Die ganze Berggruppe ist, wie der Name
sagt, mit Wald bedeckt, der zumeist Buchen und vereinzelt eingesprengte Föhrenbestände
aufweist. Die gebirgige Region gehört zum XIII., XVI., XVII., XVIII. und XIX. Gemeindebezirk.
Dr. A. Swarowsky.
Mai 1904.