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dieselbe verloren. Dem gegenüber traten die mächtigeren geistlichen nnd weltlichen Land
Herren in ständische Korporationen zusammen und nahmen, sich über die streitenden Dürsten
stellend, die Gewalt in ihre Hände. Dazu gesellte sich der Ehrgeiz einzelner Großen, wie
jenes Emporkömmlings Eytzinger, der in Österreich eine Stellung gleich jener der Guber
natoren von Ungarn und Böhmen anstrebte. Es gelang ihm vorübergehend sogar jenen
Grasen Ulrich von Cilli zu verdrängen, der seit der Entlassung des Königs Ladislaus
aus der Vormundschaft als dessen mütterlicher Oheim am Hofe den ersten Platz einnahm.
Zwar erlangte der Graf bald wieder des Königs Gunst; wie früher der Cillier, so mußte
jetzt Eytzinger den Hof verlassen. Aber den Versuch, auch die Stellung der Söhne des
Johannes Hunyadi in Ungarn zu erschüttern, büßte Graf Ulrich von Cilli mit dem Leben.
Und wenn auch der erzürnte König die blutige That durch die Hiurichtung des Ladislaus
Huuyadi und durch die Gefangennehmung des Matthias Hunyadi rächte, so rief doch gerade
dies die tiefste Gährung in Ungarn hervor. Nur der unerwartete Tod des frühreifen Königs
zu Prag, wo er die Vorbereitungen zu seiner Hochzeit mit einer französischen Königstochter
traf, beugte dem Ausbruche eines blutigen Krieges vor (1457).
Mit Ladislaus Posthumus erlosch der Mannesstamm der albrechtinischen Linie des
Hauses Habsburg. Zugleich löste sich mit seinem Tode die Personalunion wieder auf,
welche seit mehreren Jahren zwischen Ungarn, Böhmen und Österreich bestanden hatte.
Was zunächst Böhmen betrifft, so mußte der Umstand, daß man sich über die Frage, ob
einst Albrecht II. dem König Sigismund auf Grund des Brünner Erbvertrages oder nur
in seiner Eigenschaft als Schwiegersohn gefolgt sei, ob also der Thron den Habsburger»
oder, wie einst Sigismunds Tochter, einer der Töchter Albrechts gebühre, nicht zu einigen
vermochte, jener Partei, welche schon seit langer Zeit ans ein nationales Wahlkönigthum
lossteuerte, und jenem Manne, der schon seit Jahren sich im Besitze der faktischen Gewalt
befand, zustatten kommen. In der Wahl Georgs von Podiebrad, des Hauptes der
utraquistischen Partei, gelangte die große kirchlich-nationale Bewegung, die sich bisher
nicht staatlich zu constituiren vermocht hatte, nun endlich zum Siege. Utraquismus und
Wahlfreiheit bildeten die Grundlagen für den neuen Thron.
Kurz vor Georg bestieg Matthias Hunyadi den ungarischen Thron. Eben der
Umstand, daß Matthias seine Erhebung auf den Thron nicht einem persönlichen Anrechte,
sondern lediglich der freien Wahl verdankte, kam den analogen Bestrebungen Georgs von
Podiebrad zustatten, der deßhalb den jungen König gern aus der Haft zu Prag entließ
und durch die Verlobung seiner Tochter mit demselben sein eigenes Glück an dessen
Glück zu fesseln suchte. Und doch bestand zwischen dem Königthum beider ein tiefgehender
Unterschied. Wohl bildete die Wahlfreiheit die Grundlage der beiden Throne, aber die
religiösen Verhältnisse lagen hier doch völlig anders als in dem Nachbarreiche, wo gerade