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Hinausgetrieben. Auf dem Gottesberg ragte an jedem Eingänge des dichten Forstes eine
Hegesäule, die den Zutritt wehrte. Im Dickicht dieses Waldes stand, keinem Menschenauge
sichtbar, das Jagdhaus eines ungarischen Magnaten, der später im politischen Leben
eine große Rolle spielte. Es war schwer in die Nähe zu gelangen wegen der großen,
verwilderten Hunde des in der Nachbarschaft angesiedclten ^hiermztev.
Herwärts davon standen die „Sieben Häuser", eine noch jetzt bestehende
Hüttcngruppe. Eines dieser Häuser war der Unterschlupf eines heimlichen Millionär2,
dem man niemals außerhalb seines Gartens begegnete. Hier fühlte er sich sicher und
Niemand brach bei ihm ein, aber als er seinen Pester Palast bezog, wurde er dort
ermordet und seiner Hunderttausend« beraubt. Das schmuckste Gebäude des ehemaligen
Schwabenberges war die „Uhr", das Haus eines Chocolade-Fabrikanten, dem die meisten
Weingärten auf dem Berge gehörten. An der Stirnseite dieses Hauses befand sich die
Uhr, deren weithin schallender Schlag die Zeit regelte; die Waldheger tuteten dann ans
ihren Hörnern die Stunde weiter hinaus in alle Wälder und zu allen ihren Bewohnern.
Von der „Uhr" aus leitete Gör geh im Mai 1849 die Belagerung der Ofner Festung.
Und am westlichen Rande des Urwaldes stand das einzige Wirthshau. „Adlitzer
nannte man es. Das war das Lieblingsplätzchen der ungarischen Schauspieler und c.
sah so manches Mal die Matadore der ungarischen Schauspielkunst beisammen, die noch
Freude an scherzhaften Allotrien hatten, an Unterhaltungen, die nichts kosten und keine
Bitterkeit znrncklassen.
Den Schwabenberg als Erholungsort haben in Wahrheit die Schauspieler und
Schriftsteller entdeckt. Sie waren die Ersten, die dort bauten, und nach und nach entstand
ans dieser Höhe eine hclikonische Colonie, deren obersten Platz die stockhohe Villa des
Barons Josef Eötvös einnahm. Ans dem Schwabenberg entstanden in den Fünfziger-
Jahren die meisten ungarischen Dramen und Romane, politischen Flugschriften und wissen
schaftlichen Werke. Hier pflegten erliste Patrioten Rath über die Zukunft der Nation.
Und die erste Sorge der Künstler- und Schriftstellerwelt, die damals den Schwaben
berg beherrschte, war, auf dem Gottesbcrg eine Kirche bauen zu lassen. Die Baukosten
brachten sie zusammen, indem sie in Concerten sangen und declamirten. Es wurde em
schmuckes Kirchlein mit schlankem Thurm. Auch ein Maler fand sich (Monz ^han), der
das Altarbild, den heiligen Ladislaus als Schutzpatron, umsonst malte. Und nach rer
Kirche kam die Schule, gleichfalls ans solchen olympischen Scherflein.
Der Schwabenberg kam nachgerade in die Mode. Hier und da erhob sich an.
Waldesgrün der Thurm einer Ritterburg. Landhäuser im Schweizerstil krönten die
Höhen. In einem solchen wohnte jeden Sommer auch die Familie des Erzherzogs
Albrecht Die Welt erfuhr, daß die Luft des Schwabenberges ein Allheilmittel ist. Da