154
eine wichtige Rolle in der Geschichte des Landes, doch verlor derselbe im Lause der
späteren Jahrhunderte gänzlich den Charakter einer mittelalterlichen Burg.
Im Zalaer Comitat standen die meisten mittelalterlichen Burgen in der Gegend
des Plattensees. Gleich am See-Ufer ragten, nahe bei den schon erwähnten Szigliget und
Badacsony, die Burgen Szent-György, Csobäncz und Hegyesd, dann etwas weiterhin
Rezi, Tatika und Sümeg empor. Sie standen auf höheren oder niedrigeren Hügeln, deren
Kegelgestalt charakteristisch ist für die vulkanische Natur der Gegend. Bei vieren ist die
Grundform ans den Trümmern der Umfassungsmauern noch mehr oder weniger zu
erkennen; bei dreien bezeichnen den Standort nur noch geringe Spuren. Die Ruine von
Sümeg ist verhältnißmüßig die vollständigste, sie besitzt noch jetzt das gothische Thor der
Umfassungsmauer und den gleichfalls gothischen Thurm der Burgkapelle.
Eine stattliche Burg der Plattenseegegend war noch Nagy-Väzsonykö im Veßpremer
Comitat. Sie stand auf einem sacht ansteigenden Hügel; ihre ursprüngliche Ausdehnung
ist nicht bekannt, da nur ein Thurm übrig ist. Die Mauern dieses viereckigen Thnrmes sind
aus Ziegeln, die Wendeltreppe jedoch aus Stein erbaut. Das flache Dach stammt von
späterer Umgestaltung. Erwähnenswerth ist noch im Veßpremer Comitat Cseßnck, das
seine jetzige Form am Anfang des XIV. Jahrhunderts erhielt.
Im Weißenburger Comitat sind aus derselben Zeit Csökakv und Csakvär, im
Komorner Vitany, in Somogy Kopan (Koppany) als bedeutendere Burgruinen oder
auch nur in geringeren Spuren erhalten. Die Burg Ozora im Tolnaer Comitat war
zur Zeit Sigismunds Eigenthum des aus Italien stammenden Philipp Scolari, Ober
gespans von Temes, der auch ohne Zweifel Manches daran gebaut hat. Auf den Über
resten der alten Mauern steht ein Gebäude aus dem vorigen Jahrhundert.
Im Baranyaer Comitat war die Burg Siklös besonders berühmt. Sie stand
ans einem geringen und nicht steilen, aber schön gelegenen Hügel. Ihre Entstehungszeit
ist unbekannt; im Jahre 1249 war sie schon eine ansehnliche Burg, im XIV. Jahrhundert
gehörte sie der Familie Garai, die sie ausbessern ließ. Von da an sah sie manchen
Feind, eine Zeit lang gehörte sie sogar den Türken. Von der alten Burg ist kaum
etwas übrig; in ihrem jetzigen Zustande ist sie ein charakteristisches Beispiel dafür, welcher
Umwandlung im Lände jenseits der Donau die nicht in Trümmern liegenden Burgen ihre
Erhaltung verdanken.
Von den Wasserburgen stand Kabersdorf (Kabold) im Ödenbnrger Comitat schon
im Jahre 1278 und spielte auch im Kriege König Ladislaus' IV. gegen den Böhmenkönig
Ottokar 11. eine Rolle. Im XVII. Jahrhundert machte es eine große Umwandlung durch, in
welchemZustande wir es auf einem Stich des vorigen Jahrhunderts sehen. Die aus dem Wasser
aufragendcn Mauern umschlossen den Burgbezirk im Sechseck; an fünf Ecken standen