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Ungar» IV.
In dieser alten Stadt, auf der eine Last von Erinnerungen ruht, sucht man aber
vergeblich eine Spur der Vergangenheit. Im bischöflichen Palais befindet sich ein altes
Gemälde der Mohacser Schlacht, und an ihrem Jahrestage wird auf Kosten einer
Stiftung des Fünfkirchener Bischofs Josef Kiräly eine Feier abgehalten; das ist aber Alles,
was an die große Niederlage erinnert.
Die Gassen von Mohäcs sind eng, holperig und, da die Leute Feldarbeit betreiben,
leblos. Nur der Markt bringt Bewegung. Da strömt ganz Baranya herbei, ja auch das
Alföld der Bacska und des südlichen Pester Comitats und Slavonien und ^yrnnen, eure
Volksmenge von vielen Sprachen und Trachten. Die Serben, Deutschen und Magyaren
der Bacska bringen ihren heimatlichen Wettstreit an Wuchs, Hang zur Fettleibigkeit um
Fülle des Beutels auch hieher mit; die koketten Weiberröcke von Bezdan und Szeremle,
der mit Cocarden benähte Szür des bieder dreinschauenden Schokatzen, dm goldene
Schopfhäubchen des raizischen Mädchens, das wie ein kleiner Pfau stchrrt, niachen sich
trefflich ; das Schokatzenweibchen mit ihrer Kapieza, welche die Form der Wassernuß hat,
sieht wie eine behelmte Minerva aus und ist sogar wie diese geharnischt, mit rother Sei e,
welche die Göttin des Spinnens und Webens ebensowenig kannte als Tanz und Gelang,