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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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geheuchelter Huld, im Versammlungssaal ließ er sie jedoch ergreifen, enthaupten und ihre 
Leichname unter das aufrührerische, zum Sturm auf den Berathungssaal bereite Volk 
werfen. Diese, sowie die früheren ungesetzlichen Exemtionen Sigmunds, die Begünstigung 
der Fremden, die Vergeudung der Krongüter, die Thatsache, daß er ohne Vorwissen dm 
Landes mit seinem älteren Bruder Wenzel, dem römischen und böhmischen König, der ihn 
zum Statthalter im deutschen Reiche ernannte, einen wechselseitigen Erbvertrag für dm 
Fall ihres kinderlosen Todes geschlossen, erbitterte die ungarische Nation so sehr, daß, 
als man erfuhr, Sigmund habe seinem Verwandten, dem mährischen Markgrafen Jodocus 
die Erbfolge in Ungarn versprochen, selbst seine bisherigen treuesten Freunde, die Garai, 
Kanizsai undBebek sich ihm entfremdeten. Mit diesen mächtigenMagnaten verband sich auch 
zum Sturze des Tyrannen der hohe Clerus, aufgefordert durch den Papst Bonifacius IX-, 
den Wenzel und Sigmund behufs der Beendigung des Kirchenschismas zur Abdankung 
zwingen wollten. Und so kam es, daß die Magnaten des Landes, die in Ofen im 
Königsschlosse zusammenkamen, den König zum Gefangenen machten (28. April 1401) 
und ihn erst nach Visegrad und von dort in die Garai'sche Festung Liklös brachten. 
Daß König Sigmund zu dieser Zeit seines Thrones nicht für immer verlustig 
erklärt wurde, verdankte er nur dem Umstande, daß das Land bezüglich seines Nachfolgen 
in Zwiespalt gerieth. Einige wollten dem 
polnischen Könige Wladislaw, Andere dem 
" ^ österreichischen Herzoge Wilhelm, eine dritte 
N°mc„Sm,Urschrift Gegen»,lig Ladislaus' von Neapel. Pgrwi endlich Ladislaus, König von Neapel, 
zum ungarischen Thron verhelfen und sie organisirten sich in dieser Absicht, so daß das Land 
blutigen Bürgerkriegen entgegensah. Um dieser Gefahr vorzubeugen, überredete Nikolaus 
Garai mit Unterstützung des Wojwoden Stibor und Hermanns von Cilli die Großen des 
Reiches, Sigmund auf den Thron wieder einznsetzen. So entkam Sigmund seiner Gefangen 
schaft, welche bereits länger als vier Monate gedauert hatte, und gelobte feierlich zu Papa, 
daß er für die Vergangenheit vollständige Amnestie ertheilen werde (27. October 1401). 
Aber selbst die Gefangenschaft hatte Sigmund nicht über die Achtung belehrt, welche 
er der Verfassung schuldete. Nach rote vor behagte es ihm, mit der Macht der ungarischen 
Krone als Autokrat zu schalten und zu walten. Um sich den Herzog Albrecht von Österreich 
zu verpflichten, setzte er ihn zu seinem Erben ein, die Stände aber ließ er in Preßbnrg sich 
versammeln und brachte sie theils durch Versprechungen, theils durch Drohungen dahin, daß 
sie diesen Tractat bezüglich der Erbfolge billigten und annahmen (2. September 1402). 
Nun war aber der Kelch bis zum Überfließen gefüllt. Die öffentliche Meinung war 
dermaßen gegen Sigmund aufgebracht, daß die Nationalpartei, geführt von Johann 
Kanizsai, Erzbischof von Gran, und vom Palatin Dietrich Bebek, gegen die willkürliche
	        
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