Mensch müssen sich immer vor einander fürchten"; „kleiner Mensch geht mit großem
Stecken" (kann einen starken Schlag thun); — „ein großer Mensch stolpert groß"; -
„auch ein kleiner Mensch ist kein Strohhalm"; — „der Mensch weiß nicht, wovon er fett
wird"; — „der Mensch steht so lange als Gott will"; — „ich bin auch ein Mensch"; —
„kein Mensch ohne Fehl"; — „kein Mensch weiß, wozu er erwacht"; — „der Mensch wird
nicht nach der Elle gemessen"; — „den Menschen hält man beim Wort, den Ochsen beim
Horn"; — „ein Wort versteht der magyarische Mensch" (ein bescheidenes, vernünftiges
Wort); „ein Mensch, der etwas verspricht, ein Hund der's hält" (spöttisch); — „der
Mensch ist wohlfeil, wo es viele gibt" (wo man ihn nicht kennt); — „mit seinen Zähnen
gräbt sich der Mensch die Grube"; — „ehrliche Menschen werden dicht gesäet, gehen aber
dünn auf"; — „der Mensch lebt nur bis an den Tod"; — „wir leben schon noch
irgendwie"; — „Brod muß sein"; — „Mensch im Flachs, aber nicht im Hanf"; — „der
Mensch wächst wie das Rückenleder"; — „war ein Mensch, ist gestorben"; — „Menschlich
keit ist mehr als Fleisch und Kraut" (ist mehr Werth); — „des armen Menschen Vorhaben
steht beim seligen Gott"; — „an dem Armen zerrt sogar der Ast"; — „bist du arm, so
tanze nicht"; — „des Armen Glück ist auch arm"; —- „Armuth und Husten läßt sich nicht
verhehlen"; — „arm ist der Teufel, weil er keine Seele hat" u. s. w. Ans alledem spricht
einerseits Selbstgefühl und Ergebung in die Armuth, anderseits ernste Selbsterkenntniß,
Selbstkritik und wahrer Humor.
Sehen wir aber etwa unter dem Schlagworte „Vogel" nach, so zeigt sich, wie viel
sich das Volk mit diesem liebenswürdigsten Thiere der belebten Natur beschäftigt, zu
wie vielen Vergleichen es ihm dient. Unter dem Worte „Herr" aber erblicken wir die
Empfindung der Fremdheit den höheren Elasten gegenüber und deren Verkehrtheiten.
Dieser Gattung von Geistesproducten schließen sich die sogenannten „Fabeln zum
Rathen" oder Rüthsel an. Viele derselben wandern von Volk zu Volk; auch zu den
Magyaren sind welche gelangt. Diejenigen aber, welche eine rhythmische Form haben,
können wir als Eigenthum des magyarischen Volkes betrachten, denn diese hat es lieb
gewonnen, an seinem Herzen gehegt, umgeschmolzen, seinem Geschmack angepaßt und gibt
sie in dieser verfeinerten Form weiter von Sohn zu Sohn, zu stetem Genuß. Da wird ein
Naturgegenstand, oder auch eine abstracte Eigenschaft, unter dem Bilde einer anderen
Sache oder durch ein Wortspiel angedentet zum Rathen aufgegeben. Manchmal wird
daraus eine ganze Allegorie: eine Kette von mehreren Eigenschaften in Bildern, die der
Natur entlehnt sind.
In prächtigen Bildern findet sich eine Scene der Natur zum Rathen aufgegeben:
„Sonne war mein Mütterchen, Mond war mir das Väterchen, runde Erde mich gebar,
Wind im Tanz mein Lehrer war, mich verdarb ein schwerer Stein, mich erweichte