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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 1

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Arbeit, die im Winter auf der Tanya vorkommt; der Eigenthümer kommt nur zeitweilig 
hinaus, um den Tanyaknecht zu überwachen, die Thiere zu besichtigen und — auf ein 
Weilchen dem städtischen Getriebe zu entrinnen. Im Frühjahr bezieht auch er die Tanya 
und beginnt, sobald der Boden den Pflug annimmt, ackern zu lassen, während er selbst 
den weiten Hemdärmel seines rechten Armes aufstreift, sich das Saattnch um den Hals 
hängt und die Saat in den Boden hineinstreut, indem er Gott um seinen Segen dazu 
bittet. Dann bleibt er bis zum Herbst, bis nicht die Stoppelfelder aufgeackert sind, 
draußen und geht nur Sonntags zur Stadt, um auf dem Rathhause zu erfahren, was es 
Neues gibt und um sich im Laden mit „etwas Dem und Jenem" zu versehen. Auch das 
Eheweib des guten Gehöftwirthes bleibt nicht im Orte sitzen; sie gibt es nicht zu, daß ihr 
Mann draußen nur vom „Kalten" zehre; sie zieht mit hinaus, zieht das viele Geflügel 
ans, bückt, kocht für Familie, Taglöhner und Schnitter, und ist die Sparmeisterin, welche 
die Kammer für den Winter füllt. Die Gebäude aus der Tanya sind sehr einfach: ein 
Wohnhaus für den Eigenthümer, darin Stube, Küche und Kammer, in welcher auch das 
Getreide unterzubringen ist, eine Stube für den Tanyaknecht, ein Stall mit Scheuer, der 
Schweinekvben und eine kleine Scheuertenne, wohin er seine Producte zusammentragen 
läßt, die ja auch die Grundlage der Existenz eines Tanyawirthes bilden. 
Der Kleingrnndbesitzer ans der großen Ebene ist dermalen noch, ob nun der Bezirk 
commassirt sei oder nicht, überwiegend Getreideproducent und die Viehzucht steht damit 
nur ausnahmsweise in einer Reihe oder tritt, noch seltener, in den Vordergrund. Bei 
diesen Besitzern sind Weizen und Mais die Hauptsache und daher sind die wichtigsten 
Zeitpunkte der Landwirthschaft die Cnltur des Weizens und des Maises, die Ernte und 
zuletzt das Maisbrechen. Am meisten häuft sich die Arbeit zur Erntezeit und bei guter 
Fechsung sind ihr auch die Alföldbewohner, obgleich ihre Arbeitsfähigkeit ungewöhnlich 
ist und ihre Tagesarbeit während der Ernte sechzehn Stunden dauert, keineswegs 
gewachsen, so daß sie Aushilfskräfte brauchen und solche aus dem Oberland beziehen. In 
guten Jahren verdient der Erntearbeiter während der Ernte mit einem Garbenbinder die 
Brodfrucht auf ein Jahr für sich und seine ganze Familie; deßhalb widmet der Arbeiter 
dieser Beschäftigung so große Aufmerksamkeit und deßhalb ist die Ernte so wichtig für den 
Grundbesitzer. Aber der Alföldschnitter arbeitet auch eifrig genug; scheint der Mond, so 
klingt die Sense die ganze Nacht in der reifen Frucht und rasch wachsen die langen Reihen 
der Kreuze oder „Mandeln", rasch erheben sich an vielen Stellen die „Hocker", und bis 
der Hafer anfgebunden ist, ist auch schon von der Winterung dem Schnitter sein Antheil 
gegeben und das Einführen beginnt. 
Der Landwirth des Alföld führt in keine Scheune ein, denn er hat keine, sondern 
legt in Fehmen oder Tristen auf, und nach der Beschaffenheit der Fehmen kann man
	        
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