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Arbeit, die im Winter auf der Tanya vorkommt; der Eigenthümer kommt nur zeitweilig
hinaus, um den Tanyaknecht zu überwachen, die Thiere zu besichtigen und — auf ein
Weilchen dem städtischen Getriebe zu entrinnen. Im Frühjahr bezieht auch er die Tanya
und beginnt, sobald der Boden den Pflug annimmt, ackern zu lassen, während er selbst
den weiten Hemdärmel seines rechten Armes aufstreift, sich das Saattnch um den Hals
hängt und die Saat in den Boden hineinstreut, indem er Gott um seinen Segen dazu
bittet. Dann bleibt er bis zum Herbst, bis nicht die Stoppelfelder aufgeackert sind,
draußen und geht nur Sonntags zur Stadt, um auf dem Rathhause zu erfahren, was es
Neues gibt und um sich im Laden mit „etwas Dem und Jenem" zu versehen. Auch das
Eheweib des guten Gehöftwirthes bleibt nicht im Orte sitzen; sie gibt es nicht zu, daß ihr
Mann draußen nur vom „Kalten" zehre; sie zieht mit hinaus, zieht das viele Geflügel
ans, bückt, kocht für Familie, Taglöhner und Schnitter, und ist die Sparmeisterin, welche
die Kammer für den Winter füllt. Die Gebäude aus der Tanya sind sehr einfach: ein
Wohnhaus für den Eigenthümer, darin Stube, Küche und Kammer, in welcher auch das
Getreide unterzubringen ist, eine Stube für den Tanyaknecht, ein Stall mit Scheuer, der
Schweinekvben und eine kleine Scheuertenne, wohin er seine Producte zusammentragen
läßt, die ja auch die Grundlage der Existenz eines Tanyawirthes bilden.
Der Kleingrnndbesitzer ans der großen Ebene ist dermalen noch, ob nun der Bezirk
commassirt sei oder nicht, überwiegend Getreideproducent und die Viehzucht steht damit
nur ausnahmsweise in einer Reihe oder tritt, noch seltener, in den Vordergrund. Bei
diesen Besitzern sind Weizen und Mais die Hauptsache und daher sind die wichtigsten
Zeitpunkte der Landwirthschaft die Cnltur des Weizens und des Maises, die Ernte und
zuletzt das Maisbrechen. Am meisten häuft sich die Arbeit zur Erntezeit und bei guter
Fechsung sind ihr auch die Alföldbewohner, obgleich ihre Arbeitsfähigkeit ungewöhnlich
ist und ihre Tagesarbeit während der Ernte sechzehn Stunden dauert, keineswegs
gewachsen, so daß sie Aushilfskräfte brauchen und solche aus dem Oberland beziehen. In
guten Jahren verdient der Erntearbeiter während der Ernte mit einem Garbenbinder die
Brodfrucht auf ein Jahr für sich und seine ganze Familie; deßhalb widmet der Arbeiter
dieser Beschäftigung so große Aufmerksamkeit und deßhalb ist die Ernte so wichtig für den
Grundbesitzer. Aber der Alföldschnitter arbeitet auch eifrig genug; scheint der Mond, so
klingt die Sense die ganze Nacht in der reifen Frucht und rasch wachsen die langen Reihen
der Kreuze oder „Mandeln", rasch erheben sich an vielen Stellen die „Hocker", und bis
der Hafer anfgebunden ist, ist auch schon von der Winterung dem Schnitter sein Antheil
gegeben und das Einführen beginnt.
Der Landwirth des Alföld führt in keine Scheune ein, denn er hat keine, sondern
legt in Fehmen oder Tristen auf, und nach der Beschaffenheit der Fehmen kann man