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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 5, 1. Abtheilung

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Jahre 1261, durch welche er die bei dem Tatareneinfall zerstörte Erlauer Kirche neu 
begründet, jene alte Kirche habe an Glanz alle Kirchen des Landes übertroffen. Diese 
beiden Kathedralen mögen die hervorragendsten Vertreter der romanischen Baukunst in 
ihrem reicher entwickelten Stadium gewesen sein. Andere Daten über Bauten des XI. Jahr 
hunderts sind nicht vorhanden. Auch im XII. Jahrhundert finden sich keine Spuren einer 
lebhafteren, ganz Oberungarn umfassenden Bauthätigkeit. Die Benedictiner, sowie die 
später gekommenen Cistercienser und Prämonstratenser, ließen sich zumeist an den glän 
zenden politischen und kirchlichen Machtsitzen im Dunäntul nieder; in den endlosen, rauhen 
Waldgebieten am Fuße der Karpathen kehrten sie seltener ein, gründeten da weniger 
Niederlassungen und erbauten den Umständen angemessen zeitweilige Kirchen und Klöster 
aus Holz, die sie freilich alsbald durch dauerhafte Steinbauten ersetzten. Solche wenig 
dauerhafte Holzkirchen mögen schon im XI. Jahrhundert zahlreich genug entstanden sein, 
noch mehr allerdings im XII. Jahrhundert an den besser bevölkerten Wohnstätten, besonders 
in den Niederlassungen der deutschen Einwanderer, wie namentlich zu Kaschau und 
Eperjes. 
Zu Anfang des XIII. Jahrhunderts beginnt jene Bauthätigkeit, von der wenigstens 
einige Schöpfungen erhalten sind. Die erste Hälfte dieses Jahrhunderts ist im ganzen 
Lande, also auch im Oberland, die letzte Periode des romanischen und Übergangsstils, die 
mit dem Tatareneinfall (1242) endet. Da wir jedoch die friiheren Werke der Baukunst 
nicht einmal in ihrer Allgemeinheit kennen, sind wir nicht in der Lage, den Zusammenhang 
zwischen der im XI. und XII. Jahrhundert einerseits und in der ersten Hälfte des XIII. Jahr 
hunderts anderseits gebräuchlichen Bauweise oder die Zahl der Bauwerke festzustellen. 
Ferner sind auch die erhalten gebliebenen hervorragenderen Denkmäler so gering an Zahl 
und auch wieder so primitiv und verschieden geartet, daß sie selbst die architektonische 
Entwicklung ihrer eigenen Zeit nicht erkennen lassen. Der ältere Ursprung bedeutet keine 
primitivere und der spätere Ursprung keine entwickeltere Kunst. 
Von den uns unbekannten romanischen Kathedralkirchen zu Waitzen, Erlau und 
Neutra abgesehen, lassen sich in der romanischen Baukunst des Oberlandes, den zwei 
Arten von Kirchen entsprechend, im Allgemeinen zwei Hauptrichtungen unterscheiden. Die 
Mönchsbauten haben die nämlichen Eigenthümlichkeiten, wie die der Gegenden, aus denen 
die betreffenden Mönche nach Ungarn eingewandert sind. Die Cistercienser behalten das 
ihnen eigene, aus Frankreich stammende Modell auch hier bei; die Bauten der Benedictiner 
verrathen südländische Einwirkung. Die größeren und kleineren Pfarrkirchen folgen dem 
sächsischen Muster, das theils durch die Einwanderer direct aus Sachsen, theils über 
Mähren hieher gelangte. Ein einigermaßen directer und entschiedener mährisch-slavischer 
Einfluß zeigt sich nicht einmal in den von Slaven bewohnten nordwestlichen Comitaten.
	        
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