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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Croatien und Slavonien

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Im Jahre 1838 gründete man die erste „dilaonicm" (Leseverein), die unter dem 
Präsidenten Grafen Janko Draskoviö eine Pflanzschule aller späteren croatischen Cultur- 
institute und Vereine wurde. Da entstand der erste Gedanke zur Gründung der „Croatischen 
Matica", des Landwirthschaftsvereines, des Gelehrtenvereines, des Museums und des 
Nationaltheaters. Es war eine Periode der patriotischen Begeisterung. Jeder schreibende 
Patriot glaubte sich zum Dichter berufen, und wer nicht zu dichten vermochte, der sang die 
nationalen Kampflieder. Diese Lieder wurden in weiteren Schichten der Nation zu den 
eigensten Trägern der Bewegung. Zu den Dichtern-Dilettanten gesellten sich sehr früh 
auch Compositoren-Dilettanten, die zu den immer neu erscheinenden Liedern passende 
Melodien erfanden. Wir nennen unter vielen nur Rusan, Livadiö, Padovec und Lisinski, 
die sich zu bedeutender Höhe emporschwangen. 
Gaj selbst schrieb wenig, er war mehr ein sprechkundiger Anreger und politischer 
Führer. Die wissenschaftliche Vertheidigung seines „Jllyrismus", den er von den uralten 
Zeiten bis auf die neueste Bewegung zu begründen suchte, hatte an sich manches Naive. 
Eine der größten realen Leistungen, für die sich Gaj einsetzte, sind die Ausgaben einiger 
älterer dalmatinischer Dichter, die in der von ihm 1839 zu Agram gegründeten Buchdruckerei 
erschienen. Durch den Hinweis auf die alten croatischen Classiker erhielt die literarische 
Bewegung eine bedeutende Stütze. 
Außer den bereits genannten Schriftstellern, die sich gleich anfangs auf die Seite 
Gajs stellten, schaarten sich um ihn allmälig alle Koryphäen der nachfolgenden Jahrzehnte. 
Da sehen wir schon die Brüder Mazuranic, die talentvollen Dichter Bogovic, Nemcic 
und Trnski, den Dramaturgen Demeter, den Geschichtsschreiber Knkuljevic und 
viele andere. 
Stanko Vraz (1820—1851), ein geborener Slovene, war der erste kroatische 
Kritiker und Literarhistoriker und einer der zartfühlendsten Lyriker seiner Zeit. Dem 
Jllyrismus schloß er sich an, weil er durch diesen eine breitere Bahn für seine Ideen fand. 
Im Jahre 1840 erschienen seine Liebeslieder, „vjulakija" („Rosenäpfel"), im Jahre 1841 
,61asi 12 äudrs.va Lsravmslcs« und im Jahre 1845 »dusla 1 tamburs/. Als eifriger 
Ethnograph und Sammler der Nationallieder gründete er 1842 mit Rakovae und Vuko- 
tinovic die erste croatische Revue: ,Lolo", die neben der »variiea« das beste Organ 
jener lebhaften literarischen Bewegung war. Vraz war auch der erste, der sich gegen die 
allzugetreue Nachahmung der altcroatischen, im Ausdruck doch mehr konventionellen 
Dichter wandte und zum Studium der Nationalpoesie in ihrer ursprünglichen Frische 
anregte. 
Im Jahre 1840 wurde auf der neu errichteten Bühne des Nationaltheaters zum 
ersten Male ein kroatisches Drama aufgeführt, und zwar »lur-ua i 8ollja? von Ivan
	        
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