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Kukuljeviö. Dieser Schriftsteller war einer der thätigsten Anhänger des Jllyrismusund
versuchte sich gleichzeitig sowohl in Dramen, Erzählungen und Gedichten als auch in
politischen und historischen Schriften. Als patriotischer Redner im kroatischen Landtag
erwarb er sich einen besonderen Ruhm und stellte daselbst zuerst den Antrag, daß das
Croatische als amtliche Sprache in allen öffentlichen Bureaux statt des bisherigen Latein
angenommen werde. Als Historiker gründete er den „Verein für südslavische Geschichte und
Alterthümer", zu dessen Präsidenten er erwählt wurde, und veranstaltete Ausgaben alter
croatischer Schriftsteller. Ferner gab er das „Südslavische Künstlerlexicon" und die
historischen Denkmäler Croatiens („Iura is^rii droutius, vulrnutiuk et Sluvoniae",
„^etn oroutieu", ^rüiv 2g, poviest suZosl. re.) heraus; er hat die dalmatinischen Quellen
zuerst berücksichtigt.
Im Jahre 1846 erschien das Epos: „8mrt Sumil-^e OenFieu« („Tod des
Smail-Aga Cengic") von Ivan Mazuranic, dem späteren Banus von Croatien. Diese
Dichtung wird einstimmig als bedeutendstes Erzeugniß der modernen kroatischen Literatur
betrachtet. Der hochbegabte Dichter suchte darin die Schönheit und Ursprünglichkeit des
croatischen Volksliedes mit dem Glanze der elastischen Meisterwerke zu vereinigen. Das
Epos ist als Meisterwerk eines idealisirten Volksliedes bereits in die meisten europäischen
Sprachen übersetzt. Vorher hatte Mazuranic eine Menge Gedichte im elastischen Stil ver
öffentlicht. Außerdem ergänzte er Gundulic's „Osman" durch die beiden fehlenden
Gesänge und zwar mit so congenialer Kraft, daß diese Ergänzung allein hingereicht hätte,
ihm den Rang eines großen Dichters zu erwerben.
Der Zufall wollte, daß auch Peter Preradovic (1818—1872) in demselben
Jahre (1846) die erste Sammlung seiner lyrischen Gedichte unter dem Titel „Urverwi"
(„Erstlinge") herausgab. Preradovic ist seitdem unzweifelhaft der erste und populärste
Dichter Croatiens geblieben. Der Charakter seiner Dichtung ist ein reflectirender und die
Ideale, nach denen er sich sehnte, sind voll ethischer Tiefe. Er glaubte innig an Gott und
an die Zukunft des croatischen Volkes. Seine Liebeslieder und patriotischen Gesänge
werden im ganzen Lande auswendig gelernt und gesungen oder vorgetragen. Nennen wir
von diesen etwa die Stücke „UutnL" („Der Wanderer"), „Urnen" (Die Brüder, eine
Allegorie auf den Zwist zwischen den Croaten und Serben), „vssci i rmuie" („Der Groß
vater und Enkel") u. s. f. Andere seiner Gedichte, wie die „Ode an das Slaventhum",
„Die slavischen Dioskuren", „An Gott", „Der Tod" re. werden von gebildeteren Lesern
und Literarhistorikern als Hohelieder gepriesen. Von seinen epischen Gedichten stehen die
,?rvi lsucki" („Ersten Menschen") voran, die man mit dem „Verlorenen Paradies"
Miltons verglichen hat. Auch Bruchstücke von Epen sind uns erhalten, die Preradovic
nicht zu Ende gebracht hat.