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daß die Ausschmückung der Jnneuräume mit bildlichen Darstellungen sehr beliebt war.
So ließ z. B. Abt Paul Batwr von Brevnov die Kammer des Abtes, Sprechzimmer und
Dormitorium in Pölitz, Bischof Johann IV. die Hauskapelle der Prager Residenz mit
den Bildern seiner Amtsvorgänger und sein Speise- und Wohnzimmer mit Darstellungen,
die durch belehrende Verse erläutert waren, sowie mit den Wappenschildern böhmischer
Adeliger ausmalen. Über die Art einer solchen bilderreichen Innenausstattung geben die
Wandmalereien im Schlosse zu Neuhaus, welche auf Befehl Ulrichs von Neuhaus 1338
ausgeführt wurden und die Georgslegende in der Auffassung des damaligen Ritterthums
behandeln und durch deutsche Inschriften erläutern, einen vollständig ausreichenden Auf
schluß. Sie entsprechen auch in der mit schwarzen Strichen leicht ausgeführten Skizzirung
der schlanken, oft anmuthigen Gestalten und in dem Aufsetzen der Farben ohne Modellirung,
wie es auch in dem gleichzeitigen Wandbilde der Nikolauskirche auf dem Friedhof zu
Bergreichenstein uns begegnet, der Technik der deutschen Wandmalerei dieses Zeitraums.
Unter Karl IV. entfaltete sich die Malerei in Böhmen, begünstigt durch die 1348
vollzogene Organisation der Prager Malerzeche, deren deutsch geschriebene Satzungen noch
erhalten sind, zu ungewöhnlicher Blüte, die auf alle Zweige dieses Kunstgebietes sich
erstreckte. Nun gelangten italienische Einflüsse in den bis 1372 vollendeten Krenzgangs-
bildern des Klosters Emans, welche einer Scene des neuen Testamentes zwei des alten an
die Seite stellen, mehr zum Worte, während in den Wandbildern der Karlsteiner Marien
kirche und Katharinenkapelle der Hofmaler Nikolaus Wurmser von Straßburg die der
rheinischen Schule geläufige Schlankheit und feinere Kopfbildung wahrte. Dieser näherten
sich nebst den an Kapellenwänden des Veitsdoms erhaltenen Überresten auch die wahr
scheinlich von Meister Oswald 1373 vollendeten Passionsdarstellungen der Prager
Wcnzelskapelle, während die Wandgemälde in den Fenstern der Karlsteiner Kreuzkapelle
sowie die Darstellungen aus der Wenzels- und Ludmilalegeude au den Wänden des
Treppenaufgangs zu diesem Raume nebst den Bildnissen KarlsIV.,Blanca's und Wenzels I V.
in der Marienkirche mehr den Geist der Richtung Theodorichs athmen, welcher die noch
näher zu erwähnenden Tafelbilder der Kreuzkapelle schuf. Derselbe durchdringt nicht
minder die Wandmalereireste in dem Kreuzgang zu Strakonitz, deren „Frauen am Grabe
Christi" und „Christus in die Vvrhölle hinabsteigend" noch die Compositionsweise festhalten,
welche uns im Passionale der Äbtissin Kunigunde des Prager Georgsklosters begegnet.
Wie reich selbst kleine Landkirchen mit Wandmalereien ausgestattet waren, lehren am
besten die gegen das Ende des XIV. Jahrhunderts entstandenen Bilder der Kirche zu
Libisch, die iu zahlreichen Härten eine mehr handwerksmäßige Ausführung bekunden.
In die zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts gehören die an der nördlichen Chorwand der
Prager Georgskirche ansgeführten, größteutheils noch übertünchten Scenen der Georgs-