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van Beethoven unzertrennlich verbunden. Erzherzog Rudolf gehört mit zu jenen Gönnern
des Bonner Meisters, welche ihn durch ein Gehalt an Oesterreich dauernd fesselten; seine
Dankbarkeit bewies Beethoven durch die Widmung, welche die große Messe in 4>-äur
Opu8 123 (Llissa soloiniüs) trägt; die Messe war dazu bestimmt, die Inthronisation des
Erzherzogs in Olmütz zu verherrlichen, wurde jedoch von Beethoven erst im Jahre 1822
zu Ende componirt und erschien 1827 mit einer lateinischen Zueignung im Druck. — Der
rege Sinn für Musik in Olmütz sprach sich auch in späterer Zeit stets offen aus, sowohl in
den von den Erzbischöfen Grafen Chotek (gestorben 1836) und Freiherrn Sommerau-
Beckh (gestorben 1853) veranstalteten, als bei den öffentlichen Concerten. Der letztere
stellte sich an die Spitze des 1852 von Dr. Kallina u. a. gegründeten Musikvereins.
Es entstanden zu Olmütz auch 1861 ein Männergesang-, 1862 ein Kammermusik- und
1869 ein Kirchenmusik-Verein, von welchen aber die letzteren zwei nach kurzem Wirken
ihre Thätigkeit einstellten, wogegen sich 1888 ein Damen-Singverein bildete, welcher in
Verbindung mit dem Musik- und Münnergesang-Vereine die Aufführung großer Tonwerkc
ermöglicht. Auch der unter dem Titel „Zerotin" 1880 gegründete slavische Mnsikverein
bemüht sich, den musikalischen Productioncn durch Gewinnung von hervorragenden
Tondichtern und Künstlern — es sei nur der gefeierte Componist Dvorak genannt —
und durch die Vorführung von Novitäten ein erhöhtes Interesse zu geben und namentlich
die Ensemble-Produetionen ans eine höhere Stufe zu heben.
In Jglan bildete sich unter großer Theilnahme der Bevölkerung 1819 ein Musik
verein, der erste und lange Zeit einzige im Lande, welcher, in Verbindung mit einer Musik
schule, beide unter der Leitung des Regenschori und Componisten Johann Ferdinand
Pokorny (gestorben 1870), trefflich gedieh, späterhin aber, infolge des Abganges der
Regimentskapelle und der Conenrrenz des 1852 entstandenen Münncrgesang - Vereines,
erlahmte und sich 1862 auflöste. Seit 1860 beherrschte der Männcrgesang-Verein das
Musikleben Jglau's und entfaltete, durch die von der Gemeinde 1860 zur Besorgung der
Kirchen-, Cvneert- und Theatermusik errichtete Stadtkapelle und die Bildung eines
Damenchores unterstützt, unter der Leitung des städtischen Musikdireetors, Lehrers und
Componisten Heinrich August Fischer (geboren zu Jglan 1828), eine gedeihliche Wirksamkeit.
In Znaim brachte es der neue Thurnermeister Franz Müller, früher Mitglied des
k. k. Hofoperntheaters, ein virtuos gebildeter Violinspieler und tüchtiger Dirigent, in den
Zwanziger- und Dreißiger-Jahren dahin, daß nun selbst größere Orchesterwerke mit dem
besten Erfolge aufgeführt werden konnten. Mannigfache Hindernisse, auf welche er stieß,
bewogen ihn mißmuthig seine Stelle anfzugeben und sich auf die Musik des alltäglichen
Lebens, besonders gute Tanzmusik, zu beschränken. Seitdem war die Pflege größerer
Werke in Znaim längere Zeit hindurch verwaist. Erst mit der Berufung Heinrich Fiby's