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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

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und bei den Abendunterhaltungen zu Hause (Heimgarten), im Felde und auf dem Berge 
gesungen, sondern immer auch in den Tanz eingemengt. Volksfeste, Hochzeiten und Kirch 
tage werden im Zillerthal am lautesten und lebendigsten gefeiert. 
Es werden vom Volke Almenlieder, Jäger-, Schützen- und Kriegslieder gesungen. 
Rasch entsteht und verschwindet das leichtgeflügelte Volk der Schnaderhüpfeln. Diese 
Reime mit Musikbegleitung werden meist improvisirt und sind das getreue Spiegelbild des 
Empfindungs- und Gedankenlebens ihrer Sänger. Sie heißen auch Schnaderhaggen, 
Possen-, Trutz- und Spitzliedln, Haarbrecher-G'sangln. Diesen Schnaderhüpfeln folgt 
gewöhnlich ein Jodler, eine aufjauchzende Gesangweise, die durch schnellen Übergang aus 
dem Brustton ins Falset hervorgebracht wird. Meistens bildet der Jodler auch den 
Schluß der Almenlieder, häufig ist er aber ein bloßes Moduliren mit der Stimme 
ohne Text. Alte Volksgesänge bietet der Tag der heiligen drei Könige. In der Zeit vom 
Weihnachtsabend bis zum heiligen Dreikönigsfest hört man nicht blos in den Kirchen, 
sondern auch auf den Straßen Weihnachtslieder erklingen, und im Oberinnthal und 
auch in anderen Gegenden Deutschtirols hat sich auch noch die Sitte des „Sternsingens" 
erhalten. 
Weihnachtslieder und das Sternsingen kommen auch in Wälschtirol vor. Ein 
Volkslied aber, wie es im deutschen Tirol blüht, findet sich in den Thälern des italienischen 
Landestheiles nicht, während die Freude an italienischer Kunstmnsik eine sehr lebhafte ist 
und es sich so erklärt, wenn man am Tage des Vigiliusfestes fast immer Landvolk bei 
der Oper in Trient erblickt. An Musikinstrumenten, die das Volk benützt, sind zu 
nennen: die Schwegelpfeife, die Clarinette, die kleine Geige, die Baßgeige, die Trompete, 
die Hand- und Mundharmonika (erstere das Lieblingsinstrument des Wülschtirolers, 
letztere in der Sprache des Älplers „Fotzhobel" genannt), die Maultrommel, im Ziller 
thal vor Allem das Holz- und Strohinstrument, vereinzelt im Unterinnthal die Harfe, 
aber überall im Gebirge, auch in einsamer Almhütte, die Zither. 
Sangesfreudige Zillerthaler waren es vorzugsweise, welche als Natursänger das 
tirolische Volkslied in die größten Städte Europas trugen und Beifall und reichlichen 
Lohn ernteten. Unter diesen ist in erster Reihe Ludwig Rainer (geboren 18. Juli 1821) 
als Haupt der berühmten Zillerthaler Süngerfamilie, die ganz Europa und einen Theil 
Amerikas durchwanderte, zu nennen. Es läßt sich nicht leugnen, daß eine Menge von 
Natursängern, lediglich ans Gelderwerb ausziehend, die Reinheit des Volksliedes nicht 
mehr wahrte. Um so erfreulicher ist die Thatsache, daß in unseren Tagen ein Tiroler, 
Dagobert Natter, ein Verwandter des bekannten Bildhauers Natter, mit seinem 
Nationalquartett „Vogelweider" das tirolische Volkslied nach außen wieder zu Ehren 
bringt. Ein Unterinnthaler, der Hofopernsänger Josef Bletzacher in Hannover, hat 
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