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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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Salz-, Schwefel und Eisenmoorbäder) befinden, wir fahren an der alterthümlichen ^Ltadt 
Samb or, die bereits im Jahre 1390 die Magdeburger Städtegerechtsamkeit erhielt, vorüber 
und kommen bei der Station Chyröw in die unmittelbare Nähe des Gebirges. An dem 
stattlichen, hoch oben auf der Anhöhe gelegenen Gebäude des Jesuitengymnasinms voriiber 
dampfen wir in die Karpathen, und zwar in das Thal des Strwiazflusses hinein. Es 
ist das der westlichste Strom des Dniestergebietes und sollte eigentlich von rechtswegen als 
Hauptstrom angesehen werden, da der Dniester thatsächlich nur seinen Nebenfluß bildet. 
Das Strwiazthal ist zwar anmuthig, hat aber bei weitem nicht den Reiz und die 
Schönheit der ostkarpathischen Thäler, wie z. B. des Stryj- oder Pruththales. 
Zwischen Ustrzyki und Olszanica kommen wir in das Gebiet der regen Petroleum- 
indnstrie, wir haben da in der Nähe eine Anzahl von Bergwerken, wie Lodyna, 
Wankowa, Hokowiecko und viele andere, die in steter Entwicklung begriffen sind. Bei 
der Station Ustyanowa passiren wir in der Höhe von 496 Metern die Wasserscheide 
zwischen dem Schwarzen Meere und der Ostsee und gelangen an den Sanfluß, in das 
Weichselgebiet. Bei Zakuz bewundern wir die malerisch über dem San gelegene Ruine 
einer einst mächtigen, von Peter Kmita, Wojwoden von Krakau, erbauten Burg. Vor der 
Station Nowy Zagörz übersetzen wir den Sanfluß und gelangen in ein merkwürdiges, 
breites, alluviales Längsthal, das uns mit geringerUnterbrechung bis hinter Krosno begleitet. 
Es ist nicht ein einziger Fluß, dem dieses Thal seine Entstehung verdanken würde, 
denn wir passiren auf unserer Fahrt eine ganze Anzahl von Flüssen des Weichsctgebietes, 
die das Thal verqueren oder es höchstens nur kurze Zeit benützen. dem Thale merken 
wir kaum, daß wir uns mitten in den Karpathen befinden, die Bergzüge, die das Thal 
begleiten, sind in der Regel sehr niedrig (80 bis 150 Meter über der Thalsohle), es ist als 
ob die Faltung hier minder energisch gewesen wäre, so daß die Gebirgsbildung nur unvoll 
kommen vor sich ging. Nichtsdestoweniger ist das Thal mit seinen fruchtbaren Fluren, mit 
zahlreichen Flüssen und blühenden Ortschaften und seiner ausgedehnten Petroleumindustrie 
genug interessant und schön, um uns die Reise recht angenehm zu gestalten. Von weitem 
grüßt uns die altehrwürdige, auf einem Hügel über dem Sanfluß gelegene Stadt Sanok 
mit ihrem Schlosse. Es folgen kleine, durch ihre Jodbäder berühmte Ortschaften, Rymanöw 
und Jwonicz, südlich davon der Paß Dukla, und hernach die von Kazimir dem Großen 
gegründete Stadt Krosno mit ihren sehenswerthen alten Kirchen. Nördlich von der Stadt 
erhebt sich auf einem bewaldeten felsigen Hügel die hochinteressante Ruine von Odrzykon. 
Von der Höhe dieser Ruine genießt man eine prachtvolle Aussicht, vor Allem aber auf jene 
merkwürdige alttertiäre Sandsteinfelsgruppe, die den Namen „Przadki" (Spinnerinnen) 
trägt, da nach der Volksmythe hier die gottlosen Jungfern, die an einem Sonntage 
gesponnen hatten, in Stein umgewandel wurden.
	        
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