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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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Diese Schafpelze, meist von eigenen Schafen, werden ohne Überzug, nach altem Brauche der 
Gegend gegerbt, verfertigt und oft an der Außenseite mit farbigen Lederstreifen verziert. 
Das Gerben der Häute ist im Lande allgemein im Gebrauch; fast ein jeder Kürschner gerbt 
sich seine Häute selbst, und viele Schuster thun dasselbe. Schuster sind in jedem Dorfe; 
jede Gegend hatte früher ihre eigene Stiefelform. Obwohl Kürschner, Gerber und 
Schuster in vielen Gegenden Landwirthschaft betreiben und das Gewerbe nur als 
Nebenbeschäftigung betrachten, so sind doch schon an manchen Orten, besonders in kleinen 
Städten diese Gewerbe zum Kleingewerbe geworden. Wie in früheren Zeiten so werden 
noch jetzt Häute von Jagdthieren, wie Fuchs, Wolf, Marder u. s. w. durch unsere Haus 
industriellen zu Pelzen für allgemeinen Gebrauch verfertigt. 
6. Erzeugnisse aus Metall. Wie bereits erwähnt, ist fast in jedem Dorfe ein 
Schmied, der Alles verfertigt, was die Hauswirthschaft an Eisengeräthen bedarf. Wir 
haben aber auch gesehen, daß Salz und Eisen die einzigen Producte waren, welche sich 
der Bauer für bares Geld anschaffen mußte; er trachtete daher den Gebrauch des Eisens 
durch anderes Material zu ersetzen. Da er indeß das Bedürfniß nach Eisen zwar 
einschrünken, aber nicht ganz beseitigen konnte, so war der Dorfschmicd immer eine wichtige 
Persönlichkeit im Torfe. Die Dorfschmiedcn erbten gewöhnlich vom Vater auf den Sohn 
und wurden bereits mehr als Kleingewerbe betrieben. In Westgalizien finden sich alte 
Cvlonien von Metallarbeitern, vielleicht Überreste einstiger Waffenschmiede; in dem 
Städtchen Kancznga, Bezirk Lancut, lebten Drahtarbeiter, die im Lande herumzogen, indem 
sie Mäusefallen zum Verkaufe anboten oder kleine Drahtarbeiten anfertigten. Zwei solche 
Cvlonien von Eisenarbeitern sind: Sntkowiee, Bezirk Mysteniee, und Swiatniki, Bezirk 
Wieliczka. Im ersten Dorfe findet man lauter Schmiede, die jetzt Werkzeuge fabriziren, im 
zweiten Orte Schlosser, welche ehedem das ganze Land mit Vorhängeschlössern versorgten. 
Vor kurzem ist in dem letzten Orte eine Fachschule für Schlosser errichtet worden. Eine 
eigenthümliche uralte Metalltcchnik findet sich bei den Huzulen in Ostgalizien. Sie verfertigen 
sich selbst den zu ihrer Tracht nöthigen Schmuck aus Messing. Sie tragen Kreuze auf der 
Brust: die Frauen deren mehrere von verschiedener Größe reihenweise an einer Kette, 
die Männer gewöhnlich ein größeres Kreuz, ebenfalls an einer Kette. Auch Ohrringe, 
Gürtelschnallen, Steigbügel, Pfeifen u. s. w., sogar Pistolen und Gewehrlänfe gießen sie 
nach alten traditionellen Mustern zu eigenem Gebrauche und ornamentalen verschiedene 
Gegenstände aus Holz, wie Stöcke, Pnlverhörner u. s. w. mit Messingstiften. 
7. Erzeugnisse aus Stein. In vielen Gegenden Galiziens bestehen Steinbrüche 
von Sandstein, Gyps und Alabaster, Marmor und Porphyr re. Daselbst gibt es auch 
Bauern, die sich mit der Bearbeitung des vorhandenen Materials befassen und die Stein 
metzarbeiten als Hausindustrie betreiben. Fast in ganz Galizien ist es Sitte, daß man bei
	        
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