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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Kärnten und Krain

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einer Muschel, die auf dem sehr schönen Portal an der Innenseite ruht. Rundherum 
laufen breite Gesimse, beim Altar von zwei cannelirten Säulen getragen. An die Kapelle 
reiht sich das gleich große Refectorium (12'48 Meter lang und 6'24 Meter breit). Neben 
beiden zur Linken führt ein hübscher Glasgang zum Hintergebäude, alles leider mit 
Terazzo gepflastert, sehr schön, aber für die Gegend und ein Krankenhaus doch nicht 
ganz zuträglich. Vorne rechts, neben dem Eingang zur Kapelle, führt eine Wendeltreppe 
zum Chor und auf den Thurm. Dieser ist von außen gesehen ein etwas massiver, aber 
charakteristischer Renaissancebau mit Gesimsbogen, gestutzten Pyramiden, luftigen Fenstern 
und einem massiven Kreuz, was dem Ganzen ein imposantes Aussehen verleiht. Der 
Plan zu diesem Bau stammt von dem Florentiner Architekten Rafanelli und wurde vom 
Grazer Stadtbaumeister Andreas Franz ausgeführt. 
Spärlich sind in Kärnten die Gotteshäuser im schönen Renaissancestil vertreten. 
Vorerst wäre der Zubauten bei unseren Stiften und Klöstern zu gedenken, wo sich doch 
manche Perle aus der Renaissancezeit hier und da findet. Meist im XVI. Jahrhundert 
haben die Klöster Um- und Zubauten erfahren. Überall finden wir bei diesen oft sehr 
ausgedehnten Gebäuden die bekannten Arkaden, wie in Gurk, St. Paul, Eberndorf, 
Viktring und dem einstigen Frauenkloster St. Georgen am Längsee, in welch letzterem sich 
jetzt die Sommerfrischler gut geschehen lassen. Mehr oder minder kommen überall noch 
Täfelungen vor und die vier Prachtsäle in St. Paul suchen ihres Gleichen. Hervorragend 
ist die Decke des sogenannten Kaiserzimmers. Sie ist ein Rechteck von 12 Meter Länge 
und 9 Meter Breite. Ihre Ausführung ist, was die geometrischen Grundformen, sowie die 
sehr reichhaltigen decorativen Elemente anbelangt, mit einer sachverständigen Combination 
in der Zeichnung zusammengestellt, welche diese Arbeit als eine mustergiltige Repräsentation 
der Holzarchitektur aufstellen lassen. Die architektonische Eintheilung bildet neun Cassetten, 
in welchen abwechselnd das regelmäßige Sechseck und die Bogenconstruction zur Geltung 
gelangt. Die Mittelcassette bildet ein regelmäßiges Achteck. Es wurde durchgehends 
verschieden gebeiztes Fichtenholz verwendet. Die Friese und Füllungen sind mit reich 
haltiger Schnitzerei und durchbrochenen Ornamenten ausgeschmückt. Die Zahl derselben 
beträgt für jede Cassette 22 Stück, somit im Ganzen bei 200 decorative Details, wobei 
sieben verschiedene Motive durchgeführt sind; das Material ist Lindenholz. Eine sehr 
hübsche Durchführung ergibt der Übergang der Decke zu den Wandflächen. In einer 
Breite von 42 Centimeter findet sich eine der Holzarchitektur angemessene Anordnung von 
Architrav, Fries und Kranzgesims. Sämmtliche Wandflächen sind mit 42 Centimeter 
hohen und 12 Centimeter breiten Trägern mit Ornamenten geschmückt. Leider ist der 
Meister des Baues nicht bekannt. Da dieser Tract des Stiftes im Jahre 1668 erbaut 
wurde, so dürften diese Arbeiten so ziemlich aus der gleichen Zeit stammen. In den
	        
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