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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Kärnten und Krain

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einem ansehnlichen Theile der Zurückgebliebenen, wenn sie auch äußerlich den Forderungen 
der katholischen Kirche entsprachen, die protestantische Gesinnung erhalten. Als nun damals 
in Tirol und Salzburg die Evangelischen des Landes verwiesen wurden, erregte das 
Schicksal der Exulanten lebhaftes Mitgefühl bei ihren Glaubensgenossen in Kärnten, und 
immer offener zeigte sich da, durch vielverbreitete Druckschriften genährt, der protestantische 
Geist. Trotz strenger Maßregeln der Regierung dauerte die religiöse Bewegung noch einige 
Jahre fort. Kaum war sie gedämpft, als wieder die durch Karls VI. letzte Kriege noth- 
wendig gewordenen Steuerausschreibungen und Truppenaushebungen in einem Theile des 
Landvolkes Unzufriedenheit und Aufregung hervorriefen. In der Gegend von Millstatt 
sammelten sich Bauern und Knechte unter der Führung des Paul Zopf, verjagten die 
Jesuiten aus dem Markte und plünderten denselben, bis die bewaffneten Bürger Spitals 
dem Unfuge ein Ende machten und die Aufrührer der verdienten Strafe zuführten (1737). 
Mit der größten Opferfreudigkeit unterstützte Kärnten Karls VI. Tochter, als sie 
den Kampf um das Erbe ihrer Ahnen mit zahlreichen und mächtigen Feinden aufzunehmen 
gezwungen war. Glücklicherweise tobte die Kriegsfurie nicht auf dem Boden Kärntens und 
auch die innere Ruhe des Landes wurde während Maria Theresias vierzigjähriger 
Regierung nur selten gestört. In der „Gegend", bei Paternion, Hermagor und an anderen 
Orten regte sich seit 1748 der Protestantismus wieder, weßhalb die Regierung abermals 
Ausweisungen anordnete. Erst später ließ man von der Strenge gegen die Evangelischen 
ab; 1774 verbot Maria Theresia, ohne ihre Genehmigung Ausweisungen vorzunehmen. 
Fast alle jene zahlreichen Anordnungen, welche die große Kaiserin zum Zwecke der 
Neuordnung des Staates traf, übten auch auf das Kärntnerland ihre wohlthätige 
Wirkung und sie halten das Andenken an die erhabene Regentin im Volke noch heute 
wach. Es war ein beredtes Zeichen dieser lebhaften Sympathie der Kärntner für Maria 
Theresia, daß die Stände ihr, als sie mit ihrem Gemal und mehreren ihrer Kinder 
im Jahre 1765 nach Klagenfurt kam, daselbst das erste Denkmal errichteten — die 
von Balthasar Moll angefertigte Statue aus Blei, welche nach ihrem Verfall durch das 
von Pönninger in Erz gegossene Standbild ersetzt wurde, dessen Enthüllung Kronprinz 
Rudolf im Jahre 1873 vollzog. 
Nachdem die Kirchenfürsten von Salzburg und Bamberg bezüglich ihrer kärntnischen 
Besitzungen schon 1535 das landesherrliche Recht der Habsburger anerkannt, sich zu allen 
gemeinsamen Lasten verpflichtet und ihren Unterthanen in Rechtssachen die Berufung an 
den Landesfürsten zugestanden hatten, brachte Maria Theresia die bambergischen Herr 
schaften durch Kauf an sich (1759), so daß nunmehr nur noch die salzburgischen ihrer 
unmittelbaren Regierung entzogen blieben. Sie bestellte den Landeshauptmann, den 
Vorstand der landesfürstlichen Regierung, auch zum Vorsitzenden der Stündeschaft, welche
	        
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