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dem Prätor Sebastianus Contarenus errichtet, Pirano ein solches, dessen Thorweg sich vom
äußeren Hafen her nach dem Mandracchio oder inneren Hafen in zwei Thorwege theilt.
Dem Vorbild der Lagunenstadt entsprechend erhielten auch die istrischen Städte ihren
Markusplatz su miniuture, um den die Gebäude der öffentlichen Verwaltung sich gruppirten
und welcher den Mittelpunkt des städtischen Lebens und Verkehrs bildete. Das am besten
erhaltene Bild dieser Anordnung gibt
der Hauptplatz von Capodistria mit
Dom und Campanile, dem Palast des
Gouverneurs und Podestä und mit
der Loggia pubblica. In Pirano liegt
der Hauptplatz zur Seite des Man
dracchio und gewährt mit seinen
charakteristischen Häusern, seinen alten
Flaggenhaltern und der echt vene-
tianischen Brücke, die vom Stadtthvr
aus die Verbindung des äußeren mit
dem inneren Hafen übersetzt, ja auch
durch das Eintreten des Meeres hier
mitten in die Stadt einen recht sehr an
Venedig mahnenden Eindruck. Andere
Stadtplätze, wie jener von Pola,
reichen in ihrer Grundform schon in
römische Zeit hinauf, weun auch die
erhaltenen Baulichkeiten späteren Bau
perioden angehören.
Die Bauthätigkeit der Republik
hat naturgemäß auch die venetiani-
schen Bauformen nach Istrien über-
Portal der Kirche San Francesco ia Pola. tragen, die hier zumeist den spät-
gothischen oder den Frührenaissancecharakter erkennen lassen. Nirgends, sei es im Cultus-
oder Profanbau, kommt es aber zu einer Schöpfung von größerer monumentaler
Bedeutung, es gilt dies sowohl für die Gesammtdimensionen der Bauwerke, wie auch für
die Ausdrucksweise, für die plastische Gliederung und Gestaltung der Architektur derselben,
dagegen fehlt es nicht an reizvollen Anordnungen, die sich in einzelnen Partien, namentlich
auch in einer reichen Zier von Wappen, Jnschrifttafeln, ornamentalem und siguralem
Schmuck aller Arten geltend macht.