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der der italienischen Polenta ähnlichen „Mainaliga", nnd znm Brvde, die Bohnen (Fisolen),
das Öl aus den Körnern der Sonnenblume, den Hanf zum Gewebe für seine Kleidung,
Kürbisse, Maisstroh und die entrebelten Maiskolben zum Viehfutter, die beiden letzteren
in holzarmen Gegenden auch znm Brennmaterial.
Vorwiegend wird, mit Ausnahme der Gegend ain unteren Laufe des Snczawa-
slusscs, wo in Folge günstigerer klimatischer Verhältnisse der großkolbige rumänische Mais
gedeiht, von den Bauern ein klcinkolbiger gelber Mais, der sich als besondere Bnkowiner
Maisspecies herausgebildet hat, von den Großgrundbesitzern aber ein ganz kleinkolbiger
Man,', sogenannter Cinguantin, gebaut. Diese beiden Sorten reifen früher und sicherer als
der gropkolbige rumänische Mais, geben aber viel geringere Erträge als dieser.
Der Mais wird überall breitwürfig gebaut, schon aus dem Grunde, weil die Felder
nie ausschließlich mit Mais, sondern wie bereits erwähnt, auch mit Bohnen, Hans,
Kürbissen, welche meistens reichliche Nebenernten liefern, bestellt werden. Die Gewinnung
von Grünmais als Futter ist in der Bukowina nahezu gar nicht üblich.
Wegen der vielen Handarbeit, welche die Maiscultur, bei zweimaligem Behacken,
-schneiden und schälen erfordert, nnd weil in den Sommermonaten gewöhnlich starker
Mangel an Arbeitskräften in Folge des Zuges der einheimischen Arbeiter nach Rumänien
und Rußland, wo dieselben besser gezahlt werden, herrscht, wird die Maiscultur und
Fechsung von den Besitzern und Pächtern der Latifundien, die große Flüchen mit Mais
bebauen, an Kleinwirthe und Häusler gegen ein Drittheil der Ernte vergeben, oder es
werden auf diese im Frühjahre, Sommer und Herbste zu verrichtenden Arbeiten in den
Wintermonaten, in denen beim Bauer das Bargeld knapp ist, Vorschüsse auf Accordarbeit
fiir bestimmte Flüchen geleistet. Die erstere Art der Arbeitsvergebung ist in den nördlichen
Landestheilen, dem Dniesterplateau, im Pruththale, die letztere in den übrigen Landes-
theilen die übliche.
Da bei diesen Aceordarbeiten, welche auch häufig bei der Fechsung der Gerste und
des Hafers stattfinden, die betreffenden Feldstücke alljährlich im Detail vermessen werden
müssen, um jedem Arbeiter die von demselben zu bearbeitende Fläche znweisen zu können,
so dürfte es nicht ohne Interesse sein, die Art nnd Weise dieser seit unvordenklichen Zeiten
in der Bukowina, wie in Rumänien, üblichen Vermessung und das Feldmaß kennen zu
lernen, das es dem selbst ans der allerprimitivsten Cnltnrstufe stehenden Feldarbeiter, der
vom Addiren und Multiplieiren keine Ahnung hat, ermöglicht, auch unregelmäßig abge
grenzte Feldstücke mit ziemlich großer Genauigkeit zu vermessen. Das erwähnte übliche
Flächenmaß ist die sogenannte „Faltsche", das nicht, wie sonst jedes Flächenmaß, als
Quadratmaß, sondern als ein Riemenmaß gedacht ist. Die „Faltsche" stellt einen Grund-
Itreifen von vier „Praschinen" (eine „Praschine" gleich Z Wiener Klafter) Breite und