MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bosnien und Hercegovina

118 
viel Leichtigkeit mit Kraft vereint zu sehen, wie in den edlen Linien der Mostarer 
Brücke. An den Ausgang der beiden Brückenfelder hat die Kampf- und Wehrlust zwei 
starke hohe Thürme gesetzt, und so ist die Brücke selbst eine kleine Festung, und man 
bezeichnet sie auch als „Grad". Allerdings dürste man früher auch die bestandene 
Stadtmauer mit ihren dreizehn Thürmen darunter verstanden haben, welche, anher in 
den localen Ereignissen, auch wiederholt zur Vertheidigung gegen die Venetianer gedient 
haben. Diese Befestigungen sind jedoch bis auf einen einzigen Thurm, der jetzt als 
Pulverdepot dient, verschwunden. Gegenwärtig dient eine größere Anzahl von Werken 
auf den Scheiteln der umliegenden Höhen zur Armirung der Stadt. Doch auch die 
Narenta verdient das Lob, das ihr von der Höhe der Brücke ans gespendet wird. Sie ist 
hier so tief, daß sich Kinder damit zu belustigen wagen, von der Brücke aus hinabzu 
springen, und gefällt sich in den absonderlichsten Uferbildungen. Sie durchwühlt das 
horizontal geschichtete Gestein, spaltet es in scheinbar frei übereinander schwebende Platten, 
formirt Risse und Höhlen, gräbt sich Gallerien und schleppt große Blöcke in ihr Bett, an 
denen sich dann die Wellen rauschend brechen. Manchmal bedeckt sie alles mit wilden 
Wogen — bei Herbstregen oft um 12 Meter steigend — und bei Niederwasser liegt sie 
ganz glasig zwischen den hohen, wie antike Mauerreste aussehenden Ufern. 
Die Brückenviertel der Stadt ergänzen das stimmungsvolle Flußbild mit vielen 
malerischen Einzelnheiten und lösen sich dann in lichte, ausgeglühte, mit Kalkstanb 
bedeckte Gassen auf, die auch der hartnäckigste Landregen niemals aufzuweichen vermag. 
Die steinernen Häuser wenden der Gasse zumeist ihre fensterlose Kehrseite zu, und die 
hohen roh gekitteten oder trocken aufgehäuften Gartenmauern verstärken an manchen 
Stellen den Eindruck, als wäre man in einen trockenen Festungsgraben gerathen. Aber 
das Grün, das endlich wieder zu Recht gelangt, macht Alles wett. Laubkronen und 
Cypressenspitzen schauen über die Mauern. Tiefdunkle Friedhosshaine umschatten die 
Moscheen, die hier alles Gleißenden entbehren, denn sie sind grauer Stein von den 
Bodenplatten bis zu dem Knaus des niedrigen Minaret. Auch die vornehmste, inmitten 
der Stadt liegende Karagjöz-Moschee, welche dereinst nebst dem nahegelegenen Uhrthurm 
die schöne, unbändige Fatima-Kaduna gebaut, läßt sich von herrlichen Clematis-Arten 
umkränzen und die Flämmchen des Granatbaumes züngeln über das Gemäuer. Und 
wenn auch ringsum zwischen dem Felsgehänge Schaaren von Raubvögeln mit lautlosen 
Schwingenstößen über die Stadt huschen, beherbergen deren Gärten dennoch eine reiche 
Menge an jubilirenden Singvögeln, und in den weichen Frühlingsnächten wird inmitten 
der Stadt das Schluchzen von Hunderten von Nachtigallen laut. Eine Specialität 
Mostars sind die verwilderten Lachtauben, die man nur an sehr wenigen Orten auf dem 
Balkan antrifft.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.