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Die Pferderennen, welche in Bosnien und der Hercegovina eine althergebrachte
Einrichtung sind und zur Feier freudiger Ereignisse überhaupt, namentlich aber bei Hoch
zeiten von den wohlhabenderen Begs und Agas veranstaltet wurden, sind bis in die
neueste Zeit in gerader Linie, zumeist auf harter Straße, ohne Sattel geritten worden. Die
Landesverwaltnng, die in der Vorliebe des Volkes für die Rennen ein weiteres Mittel
zur Hebung der Pferdezucht erkannte, war bestrebt, dieselben ans ein höheres Niveau zu
bringen, und so finden bereits seit dem Jahre 1893 auf der allen modernen Anforderungen
entsprechenden, mit Bewässerungsanlagen versehenen Rennbahn in Jlidze, neben den inter
nationalen, vom österreichischen und ungarischen Jockey-Club veranstalteten Rennen, auch
reich dotirte Rennen für Pferde bosnisch-hercegovinischer Provenienz statt, bei welchen die
Zuchtrennen für Nachkömmlinge nach landesürarischen Hengsten besonders favorisirt werden.
Überdies werden noch in vier Orten des Occupationsgebietes für Pferde inländischer
Abstammung kleinere Rennen abgehalten, welche ebenfalls mit Preisen aus Landesmitteln
dotirt sind. In jüngster Zeit wurde von der Regierung auch ein, theils aus Babolnaer, theils
ans importirten Originalaraberstuten bestehendes Gestüt in Gorazda errichtet. Derzeit sind
im Gestüt 3 hochedle Originalaraberhengste als Pepiniers und 22 Mutterstutcn vorhanden.
Zur Verbesserung der Rindviehzucht wurden seitens der Regierung für jedes
Gebiet solche fremdracige Zuchtthiere ausgewählt, welche dem Viehschlage, auf den sie
einwirken sollten, möglichst nahe standen. Nach diesem Grundsätze wurde das Land in
Zuchtgebiete eingetheilt, in welchen die Pinzgau-Möllthaler, die Wippthaler und die
ungarische Steppenrace strenge gesondert zur Verwendung gelangen. Die ungarische
Steppenrace ist für den nordöstlichen, zwischen Bosna und Drina gelegenen, in: Norden
durch die Save, im Süden durch die Majevica-Planina begrenzten Theil des Landes,
welcher den Charakter der Tiefebene trägt, bestimmt. Das Zuchtgebiet der Möllthaler Race
umfaßt alle übrigen Theile Bosniens, während für die Hercegovina ausschließlich Rinder
der Wippthaler Race verwendet werden.
Bis Ende 1898 gelangten für Zwecke der Landeszucht 1338 Stiere zur Verwendung,
wovon 149 Stück ans die ungarische Steppen-, 881 Stück auf die Pinzgau-Möllthaler- und
308 Stück auf die Wippthaler Race entfallen. Um einen Nachwuchs an reinracigen Zucht
rindern im Lande selbst zu sichern, werden seitens der Landesverwaltung auch Zuchtkühe
der oberwähnten drei Racen in der Monarchie angekauft und an bessere Züchter gegen
Rückzahlung des Kaufpreises iu mehrjährigen Raten abgegeben. Bisher wurden auf diese
Weise 760 Kühe importirt und an die Züchter übergeben. In allen Bezirken, wo landes
ärarische Zuchtstiere aufgestellt sind, werden alljährlich im Herbste Rinderprämiirungen
abgehalten, bei welchen 200 Ducaten in Gold und 2800 Kronen in Preisen von 5 Kronen
bis 3 Ducaten zur Vertheilnng gelangen.