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deren dieser rasch aufstrebende Stapel- und Verladeplatz bedarf. Eindrucksvoll wirkt das
Denkmal am Save-Ufer, an jener Stelle, auf der Franz Josef I. die Huldigung seiner
neuen Unterthanen entgegengenommen: von hohem Steinobelisk hält mit schützend aus
gebreiteten Schwingen der Doppelaar Auslug in das bosnische Land.
Vereinzelte Baumgruppen, die Reste jener Wälder, die sich einst bis an die Save-Ufer
erstreckten, schmücken diese Einförmigkeit. Auf den mächtigen Pappelbänmen horsten weiße
Störche und Seeadler. Durch den schwarzen, bei nassem Wetter unergründlichen Boden
schleppt sich die Ukrina mühselig durch Moräste und Tümpel, gleich den übrigen kleinen
Wasserläufen. Es ist echtes Überschwemmungsterrain, auf dem die Hälfte des Jahres
über das Wasser stagnirt. Nicht nur die Lebenden erdulden von der Save viel Drangsal,
selbst die Todten verfolgt sie, indem sie ihre Leichname ausschwemmt, wenn diese nicht
weitab gegen die Berge zu geborgen werden können.
Die strohgedeckten Bauernhäuser trachten sich durch hohe Stelzen vor der immer
drohenden Wassergefahr zu schützen, und als Stall benützt man den Raum unter dem
Hause, wo das Vieh an die Pfähle angebunden wird. Was diesen Landstrich aber der
Cultur wiedergibt, das sind die sorgsam bestellten Rübenfelder, zwischen denen das Bahn
geleise stundenlang dahingleitet.
Wo man der Überschwemmungsgefahr bereits entronnen ist, zeigt sich am Beginn
eines fruchtbaren Wellenlandes das gleichfalls stark modernisirte Dero ent, das sich rühmt,
die billigste Stadt des Landes zu sein. Viele Straßen treffen hier zusammen, einst Neit-
stege, jetzt Chausseen. In der Richtung der „SarchevsLa äLaäa", der einstigen türkischen
Poststraße, beginnt die Bahn allmälig ihren Kampf mit dem Berglande. Vielfach sich
wendend, keucht sie einen breiten Bergrücken hinan, der, aus dem Waldlande der Zupa
daherstreichend, sich zwischen Ukrina und Bosna schiebt, um in der Vucjak-Planina bis
zur Save vorzustoßen. Von der Höhe aus, die bei Han Marica Straße wie Schienen
geleise erklommen haben, sieht man einerseits die von der Save durchzogenen Niederungen
sich im Norden in der großen ungarischen Tiefebene verlieren, während man im Süden
zum ersten Male die grünen Thäler des Bosna-Flusses erschaut, in welche die Wege nun
rasch hinabeilen. An den als reiche Fundstätte einer ausgestorbenen, submarinen Fauna
geschätztenSandsteinbrüchenvon Velika vorbei, erreicht die Bahn eben dort den historischen
Fluß, der dem Lande den Namen gegeben, wo er, den Engen knapp entronnen, zum ersten
Male eine Neigung zur Armbildung zeigt und kleine, Auen tragende Sümpfe umschlingend,
von nun ab in gemäßigtem Tempo seiner Mündung zuzieht. Aber auch flußaufwärts
bleibt die Gegend noch immer offen: Rüben- und Maisfelder, dazwischen die weiden-
umsüumte Bosna und weiterhin, durch Hügelketten und sanfte Abdachungen angedeutet,
die Romantik des Berglandes.