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Sckiloßberg vertheidigungsfähig machen lassen und gedachte sich bei Graz so lange als
möglich zn halten, nm im geeigneten Augenblick wieder znm Angriff übergehen zu können.
Vor Allem aber war es ihm darum zu thun, das bei 10.000 Mann starke Corps des
Feldmarschalllieutenants Jellachich an sich zn ziehen, das vom Ennsthal im Anmarsche
begriffen war.
Jellachich stieß in der Kreuzung des Liesing- und Mnrthales bei St. Michael am
25. Mm mit der Avantgarde des Vicekönigs zusammen, die von Jndenburg kam; er war
in der Lage, noch rechtzeitig nach Leoben abzuschwenken und durch eine hinhaltende
Vertheidigung der Mnrenge zwischen St. Michael und Leoben seinen Weitermarsch über
Bruck oder über den Diebsweg nach Frohnleiten zn decken. Statt dessen nahm er Stellung
und harrte in derselben ruhig aus, bis ihn die Franzosen mit großer Übermacht Nach
mittags nm fünf Uhr angriffen und sein schönes Corps derartig zersprengten, daß er nur
mühsam mit 3.000 Mann über Leoben entkam. Die Österreicher verloren in diesem
unglücklichen Gefecht, welches auf die Haltung des Heeres von Jnnerösterreich maß
gebenden Einfluß genommen hat, 426 Mann an Todten, 1.137 an Verwundeten und
4.973 Gefangene. Erzherzog Johann gab nun, da er dieser wesentlichen Verstärkung
beraubt war, seine Stellung bei Graz ans und rückte nach Ungarn ab, nm sich mit der
dort un Entstehen begriffenen Jnsurrectionsarmee zu vereinigen. Am 30. Mai erschien
General Macdonald vor Graz, nahm im Schlosse Eggenberg Quartier, zog jedoch schon
am 6. Juli zur Verstärkung der Hanptarmee nach Wien ab, indem er den General
Bronssier mit einem kleinen Corps zur Belagerung des Schloßberges zurückließ. Hier
kommandirte Major Franz Hackher zu Hart die aus Theilen von verschiedenen Regimentern
gebildete Besatzung, der auch einige Compagnien von Nummer 27 und 120 Mann
sten-ischer Landwehr angehörten. Am 13. Juni begann die Beschießung, die sieben Tage
hindurch ohne den geringsten Erfolg fortgesetzt wurde. Die vorübergehende Annäherung
des Generals Ginlay nöthigte Bronssier sogar zur Aufhebung der Belagerung und zum
Nnckzug nach Vvitsberg, wo er sich mit Marmont vereinigte. Am 26. Juni kam es nun
zwischen den Österreichern unter Giulay, welche die Gehänge im Osten von Graz und die
Garten der Vorstädte von der Andritz bis gegen St. Peter besetzt hatten, und dem Corps
Marmont, das von Westen her angriff, zn einem ziemlich blutigen Gefechte, das mit dem
Abzüge Giulays in der Richtung nach Fernitz endete, ohne daß er jedoch besondere Nach
theile erlitten hätte. Auf eine nochmalige Belagerung des Schloßberges ließ sich Marmont
nicht ein, die Besatzung, welche alle Ergebungsanfforderungen unberücksichtigt gelassen hatte,
blieb unbehelligt. Nach dem Friedensschlüsse von Schönbrunn mußte der Schloßberg
geräumt und den Franzosen zur Schleifung übergeben werden. Die Bürger von Graz
retteten durch eine Zahl,!,lg von 2.840 Gulden den schönen hohen Glvckenthurm.