Kunstleben zu. Es ist bekannt, einen wie mächtigen Aufschwung die Karls-
ruher Kunst durch ihn genommen hat. Es lässt sich erwarten, dass nunmehr
Stuttgart durch ihn und seine Collagen in die Reihe der tonangebenden
deutschen Kunststädte
eintreten wird.
Leopold von Kalck-
reuth gehört heute zu
den führenden Mei-
stern deutscher Kunst.
Was aber noch mehr
ist: in seiner Kunst
verkörpert sich deut-
sches Wesen und deut-
sches Volksthum in be-
deutsamer Weise. Sei-
ne Kunst ist voll Kraft
und Gesundheit, Vor-
nehmheit und Tiefe der
EmpfindungNatürlich
hat er auch Anregun-
gen von aussen em-
pfangen. Liebermann
wirkte anfangs der
Achtziger-Jahre in
München auf ihn ein. Durch ihn hörte er zum erstenmale von dem
berühmten französischen Bauemmaler Francois Millet, und als er dessen
Werke selbst kennen lernte, packten sie ihn mächtig. Starke Eindrücke
empfing er 1883 auf der Amsterdamer Ausstellung von anderen Franzosen,
ganz besonders von Bastien-Lepage, nicht minder vom alten josef Israels.
Aber Kalckreuth brauchte diese Anregungen nicht, um erst in eine bestimmte
Richtung gewiesen zu werden. Seine Gedanken waren vom Anfange seines
künstlerischen Empfindens an auf das Land und seine Leute gerichtet. Die
Lieberrnann, Millet, Bastien-Lepage und Israels verstärkten nur das, was
er im Innersten schon empfand. Er begrüsste in ihnen verwandte Naturen,
neben denen er in gleichgerichtetem Streben seinen Weg selbständig suchte.
Von ganz besonderer Wichtigkeit wurde für ihn ein fünfjähriger Aufenthalt
in I-Iöckricht.
Diese Gegend in Schlesien ist kein Studienplatz voll malerischer
Ansichten, wo der Maler während eines mehrwöchigen Sommeraufenthaltes
Motive zusammensucht, um sie dann zu Bildern zu gestalten. Die Gegend
entbehrt vielmehr der landschaftlichen Reize im landläufigen Sinne des
Wortes gänzlich. Man muss sie kennen und lieben, um ihre Grösse und
ihren Ernst zu verstehen. Und Kalckreuth lernte sie in jenen fünf ]ahren
kennen und lieben. Sein Verhältnis zur Natur und zu den einfachen Menschen
Leopold Graf Kalckreuth, Unter dem Christbaum:
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