durchaus der Brüßler Nähspitze; ihre Ausführung,
ihre usuellen Muster, ihr Preis hält dem Vergleiche
mit den belgischen Points vollkommen stand: es
gehört die leichte Suggestibilität unseres kaufenden
Publikums dazu, an der vom Ausland bezogenen
Ware dieser Art Vorzüge herauszufinden, die außer
halb des illusorischen Wertes der fremden Provenienz
liegen. Den Vertrieb der erzgebirgisch-egerländischen
Nähspitze vermitteln in erster Linie die nahegelegenen
Weltkurorte Karlsbad, Teplitz, Marienbad, Franzens
bad.
Der umfangreiche Klöppelindustriedistrikt des
Böhmerwaldes zieht sich über die Sprachgrenze
hin: einerseits Ronsperg, Neuern, Stockau, Weißen
sulz mit einer bedeutenden Fabrik konfektionierter
Ware, anderseits Klenö, Postrekow, Straäow (Drosau)
und endlich im Flachlande des Blatnäer Bezirkes,
Sedlice, bilden seine Hauptpunkte. In technischer und
kommerzieller Hinsicht liegen die Verhältnisse ähnlich
wie im Erzgebirge, nur ist die Musterarmut im all
gemeinen eine erheblichere: insbesondere jene Gegen
den, in welchen die Klöppelei neben dem Ackerbau
eine ziemlich sekundäre Rolle spielt, sind auf die
Produktion einiger weniger schmaler Gimpenmuster
beschränkt, die wahre Hungerlöhne abwerfen. Nur
in Drosau und seiner nächsten Umgebung werden
außer den gewöhnlichen Gipüre- und Torchons
mustern noch altnationale Tüllspitzen aus Baumwolle
geklöppelt, die dem sogenannten point de Lille gleich
kommen und am Kopfputze der Bäuerinnen des
Pilsner Kreises Verwendung finden.
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