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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 19
Die zweite Abteilung ist schlechtweg Silber
überschrieben. Wir finden da herrliche Erzeugnisse
der Goldschmiedekunst des 16, und 17. Jahrhunderts,
Arbeiten von Essaias zur Linden, Hans Peters
oder Hans Christoff P e 11 e r s, Michael Mann,
Hans Jamnitzer, dem Sohne Wenzel Jamnitzers,
der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in
Nürnberg gewirkt hat und anderen. Die meisten
dieser Objekte waren im Jahre 1907 auf der Wiener
Goldschmiedekunst-Ausstellung exponiert und sind
schon damals nach Gebühr bewundert worden. Jetzt
wird gewiß ein heißer Kampf um die Gegenstände
entbrennen.
In der nächsten Abteilung, Bronzen, mar
schiert Matteo O 1 i v i e r i an der Spitze, der mit
einem Apollo mit Leier großartig vertreten ist. Von
Giovanni da Bologna ist ein Dudelsackpfeifer da,
von Valerio C i o 1 i ein Bildnis Morgantes, des viel
genannten Zwerges Cosimos I. von Medici. R i c c i o
brilliert mit seinem Selbstporträt, doch wird man
auch Gefallen an den ebenso kunstvollen wie ori-
Fig. 1. Großer Majolika-Bildteller, Toskana, vor 1500.
ginellen Oellampen finden, die er geschaffen hat. Die
eine verkörpert eine Sphinx, die andere einen Neger.
Unsere Lampe (Fig. 3) ist eine Mailänder Arbeit aus
der Mitte des 17, Jahrhunderts und stilistisch mit den
Arbeiten des aus Arezzo stammenden und in Mai
land tätig gewesenen Bildhauers Leone Leoni
(1509 bis 1590) unmittelbar zu verbinden. Ein bärti
ger Mann (Herkules) reißt den (offenbar als Hohl-
raum benützten) Rachen eines Ungeheuers mit
Löwenschnauze und Widder hörnern auf, auf dessen
Hinterkopf er sitzt. Die Gruppe ruht auf mitgegos
sener Kartusche mit Volutenornament (Höhe 12 cm,
Maße des Schildes 16.5 und 31.1 cm).
Interessanten Beckenschläge rarbeiten
des späten Mittelalters und der Renaissance
schließen sich reizende Nürnberger Zinnteller
und Zinnkrüge sowie aparte Sonnenuhren
von Tobias Volckmer, Ulrich Schniep, Joseph Du-
cher, Paulus Reinmann und anderen Meistern an.
Eine ähnliche Reiseuhr von Johann Schmidtbauer,
wie sie sich in der Sammlung Weinberger befindet,
besitzt das Münchener Nationalmuseum.
Aus der Gruppe Elfenbein. Bein und
Kleinplastik in Holz heben wir das Mittel
stück eines Triptychons hervor, das bei R. Köch-
1 i n als eine der wichtigsten Arbeiten der französi
schen Elfenbeinkunst des ausgehenden 13. Jahrhun
derts besprochen ist. Das Triptychon, das früher in
der Sammlung Hermann S a x in Wien seinen Ehren
platz hatte, ist in zwei Felder geteilt. Oben Christus
am Kreuz, links der Knecht, der ihn mit der Lanze
verwundet, rechts ein anderer, der den mit Essig ge
tränkten Schwamm an die Wunde führt. In den seit
lichen Abschnitten links Maria, rechts Johannes.
Unten in der Mitte Maria mit dem Kind, seitlich je
ein leuchtertragender Engel.
In einigem Abstand von diesem Prachtstück,
jedoch sehr interessant ist das Diptychon (Fig, 4),
Es ist um ein Jahrhundert jünger als das vorbeschrie
bene und stellt links die Geburt Christi, rechts die
Kreuzigung dar.
Die Email-Abteilung ist nur aus vier
Nummern gebildet, aber es sind frühe, prunkvolle
Fig. 2, Majolika-Teller, Gubbio, um 1530.
Arbeiten aus Limoges. Unsere Abbildung (Fig. 5)
zeigt das mit 40.000 Schilling bewertete Reliquiar
(Chasse) aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Auf
der Vorderseite der Wandung der hl. Thomas
Becket vor dem Altar stehend. Links zwei Angreifer
ohne Rüstung, aber bewaffnet. Der erste hat das
Schwert erhoben und schon bis nahe an den Hals
des Heiligen geführt; der zweite schwingt eine Axt.
Rechts der Altar mit Kelch und Leuchtern; darüber
die Hand Gottes. Im blauen Grund grüne und blaue
Rosetten und Kreise mit rotem Stern und goldenem
Rand. An der vorderen Deckelschräge das Begräb
nis des Heiligen. Der Leichnam wird von zwei
knienden Diakonen getragen, von denen einer ein
Kreuz und einer das Evangelium erhoben hält. In
der Mitte ein Bischof, die Leiche segnend. Die Köpfe
der Figuren an der Vorder- und Deckelplatte in
Relief aufgelegt. In den spitzgiebeligen Seitenfeldern
links Maria, rechts Johannes. Seiten- und Deckel
feld der Rückseite ornamentiert, Rauten und Drei
ecksfelder mit winkeligem Goldornament. An den
Füßen graviertes Quadratmuster, Am Deckel Rund-