VORWORT.
Fast fünfzehn Jahre liegen zwischen der von dem Amtsvorgänger
des Gefertigten, Custos Franz Sch es tag, besorgten und dieser neuen
Ausgabe des Kataloges der Museums - Bibliothek, wahrlich ein genügend
langer Zeitraum, um einen Rückblick auf die Entwicklung derselben
gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Allerdings bedeutet ein Decennium
in dem Leben einer Bibliothek im Vergleich mit dem raschen Pulsgang
anderer Institute dem Anscheine nach etwa so viel wie nichts, und dies
mag auch im Allgemeinen zutreffen bei Bibliotheken von altem Bestände, in
directem Anschlüsse an gleichaltrige Bildungsanstalten, Universitäten u. dgl.,
an welchen der Bücherschatz wohl den ruhenden Punkt im Getriebe der
politischen und wissenschaftlichen Parteischwankungen repräsentirt. Anders
ist jedoch die Sachlage bei der Bibliothek eines im Wachsen begriffenen
Institutes wie es das Museum ist, welches im rechten Zeitpunkte begründet
und von richtigen Principien geleitet, eine kunstgewerbliche Reform
bewegung in den weitesten Kreisen inaugurirte und im Laufe der zwanzig
Jahre seines Bestandes einen sich stets mehrenden Einfluss in dieser
Richtung zu erringen wusste.
Die unbestreitbaren, auch allseitig anerkannten Erfolge des Oester-
reichischen Museums und seiner Kunstgewerbeschule sind zum grössten
Theile der consequenten Verfolgung einmal als richtig erkannter Grund
sätze zu danken, welchen die allgemein herrschenden Geschmacksansichten
nur nach hartem Kampfe, Schritt für Schritt das Feld räumen wollten.
Das gesprochene und geschriebene Wort und die Abbildung alter Kunst
werke musste die vorwiegende Waffe der richtigen Erkenntniss gegenüber
den marktmässigen Erzeugnissen der Kunstindustrie bleiben, so lange die
Museumssammlungen selbst an Originalen empfindliche Lücken aufwiesen,
welche nur durch die Unermüdlichkeit der Direction um leihweise Ueber-
lassung von Kunstobjecten aus dem Besitze des Allerhöchsten Kaiser-