Kapelle gehört noch die kimstgeschichtlich wichtige Madonnen
statue aus dem 7. his 8. Jahrzehnt, die alsbald an dem Rathaus
erker von Prag 1381 eine Replik erhalten hat.
Im kaufe der Jahrhunderte ist viel von den frühen Bildwerken
des Domes verloren gegangen. Die wenigen erhaltengcbliebenen
Bildwerke erweisen die Bauhütte von St. Stephan als eines der
großen Kunstzentren des 14. Jahrhunderts. Die meisten erhal
tenen Werke haben schwer gelitten, durch Verwitterung am
Außenwerk des Domes, im Innern des Domes durch Restaurie
rungen des 19. Jahrhunderts, die sich nicht auf eine gewissenhafte
Sicherung des originalen Kunstwerkes beschränkt haben, sondern
ihre kunsttheoretische Auffassung mit einem akademischen Ma
nierismus an den alten Denkmälern praktizierten, die alten
farbigen Fassungen abscherten und hei den Sandsteinfiguren
mit den Fassungen die oberste Steinschicht (die Steinhaut) mit-
abscherten. Nur bei der Kalksteingruppe der Dienstboten-Madonna
ist der Stein selbst nicht überarbeitet worden, hier hatten die
Restaurierungen des vorigen Jahrhunderts sich mit Entfernung
der alten Fassung und einem neuen Ölanstrich begnügt, der 1924
vorsichtig abgedeckt wurde. Von den Bildwerken sind nur die in
die Ausstellung einbezogen, die ohne Gefährdung übertragen wer
den konnten.
Literatur:
F. Kieslinger, Zur Geschichte der gotischen Plastik in Österreich, Wien 1923.
— R. Emst, Die Klosterneuburger Madonna, Wien 1924. — R. Ernst und
E. Garger, Die frühgotische Plastik des Stefansdomes, München 1927. — Hans
Tietze, Geschichte und Beschreibung des St. Stephansdomes in Wien. Öster
reichische Kunsttopographie Bd XXIII, Wien 1 ;31. — Hans Riehl, Der Stephans
dom in Wien, München 1926. — R. K. Donin, Der Stephansdom und seine
Geschichte. Wien 1946. — G. A. Künstler, Das Volksbuch vom Stephansdom
in Wien, Baden 1983. — Dehio-Ginart, Handbuch der deutschen Kunstdenk-
miller, Bd. 1, Wien 1941.
1 Anna Selbdritt Abb. 10
Sandsteingruppe, mit Resten alter farbiger Fassung. Vermut
17