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Der Stil.
hobene Putzbau die Tafel und das Tafel
förmige geradezu erfordert. Es wäre ein
grosser Fehler, diese Thatsachen zu über
sehen; übrigens wird in Folgendem wieder
holt Gelegenheit geboten sein, meine An
schauungen hierüber klar zu legen und
dadurch den oben angedeuteten Vorwurf
abzuweisen.
Die oben erwähnte Stilunterlage wird
von den Verfechtern dieser Theorie bis
ms kleinste Detail eingehalten, sie wird
zum Steckenpferd und avancirt schliess
lich zum Werthmesser bei Beurtheilun-
der geschaffenen Kunstformen.
Der denkende Architekt kommt nun
wirklich in die grösste Verlegenheit, wo
er da den Hebel ansetzen soll, um ein
solches Wahnsinnsgebäude umzureissen.
Es ist vorerst darauf hinzuweisen, dass
das Wort Stil in oben angedeutetem Sinne
stets die Blüthe der Epoche, also den
Gipfel. des Berges, bezeichnet. Viel rich
tiger ist es aber immer, von einer nicht
scharf abgegrenzten Kunstepoche, also vom
Berge selbst zu sprechen. In diesem Sinne
mochte ich das Wort Stil gebraucht wissen.
So ist es sicher, dass beispielsweise
die Griechen in der Bildungsperiode ihres
eigenen Stiles sich nicht des Gegensatzes
zu dem ägyptischen bewusst waren eben
sowenig wie die Römer hinsichtlich des
griechischen. Der römische Stil entwickelte
sich langsam aus dem griechischen und
dieser aus dem ägyptischen. Liegen uns
doch von der Blüthe des einen bis zu
jener des nächsten die Beweise in der un-