Von derselben Hand eine kleinere, weichlicher behandelte und vielleicht
etwas später anzusetzende Sebastians-Figur in der Sammlung Clemens
des Kölner Kunstgewerbe-Museums, die auch das ungewöhnliche Ge
wandmotiv mit geringen Abweichungen wiederholt: Besprochen und
abgebildet von M. Creutz („Cicerone“, XIV. Jahrgang [1922],
S. 417 als „Süddeutsch“), K. Schaefer, Die Sammlung W. Clemens,
Köln 1923, S. 26 und H. Wilm, Die gotische Holzllgur . . ., Leipzig
1923, S. 76 (beidemale als „Schwäbisch um 1500“).
Literatur: H. Wilm a. a. O. S. 152 ist der Hinweis zu entnehmen,
daß sich das Wiener Stück im Jahre 1922 im Münchener Kunst
handel befand.
168. DER HEILIGE ULRICH
Der heilige Augsburger Bischof ist durch Buch und Fisch,
seine ständigen Attribute, gekennzeichnet. Wandbüste.
Holz, innen ausgehöhlt, mit erheblichen Resten der alten
Fassung. Höhe 47 cm. — Wien, Sammlung Oskar Bondy.
Oberrheinisch (Elsaß), um 1490.
Galt bisher als Syrlin, von einigen Kennern auch für Tirol in Anspruch
genommen. Diesen beiden Kunstkreisen gleichmäßig fremd, auch von
den Büsten des Weingartner Chorgestühls trotz mancher Berührungs
punkte in der Porträtauffassung schon durch die echt spätgotische
Zusammenschiebung und Höhenentwicklung geschieden, läßt sich das
bedeutende Werk vorläufig am ehesten den in der Nachfolge Niklas
Gerhaerts von Leyen am Oberrhein geschaffenen Arbeiten anreihen,
deren Realismus eine übertriebene Freude an Einzelzügen offenbart
und „an Stelle plastisch-modellierenden. . . ein mehr zeichnerisches
Gefühl“ setzt (O. Schmitt). Während ein Hinweis auf die beiden
älteren der Büsten im St. Marx-Hospital zu Straßburg bestenfalls die
ungefähre Stilstufe andeutet, ermittelt der Vergleich mit der Heiligen
figur Inv.-Nr. 7693 des Berliner Kaiser Friedrich-Museums vielleicht
bereits die Richtlinien weiteren Suchens. (Die besten Abbildungen der
genannten Werke jetzt bei O. Schmitt, Oberrheinische Plastik im aus
gehenden Mittelalter, Freiburg i. Br. 1924, T. 23, beziehungsweise
71 a und 72.)
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