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Volltext: Orientalisierende Gläser

haftesten Künstler Oesterreichs schätzen es sich zur Ehre, für einen Fabrikanten zu 
arbeiten, der ihre geistigen Schöpfungen in einer Weise zu gestalten vermag, dass die 
Wirkung derselben derjenigen der farbenprächtigsten Bilder gleichkommt... Die bei 
den Platten aus der Collection von Lobmeyr in Wien sind in Zeichnung, Schnitt und 
Gravirung so vollendet, dass sie würdig wären, anderen Kunstindustriellen bei ihren 
Entwürfen als Modelle zu dienen. 
In Lobmeyr besitzt die österreichische Industrie eine rührige Kraft, die hervorragendes 
Talent mit vorzüglichem Geschmack und nachhaltiger Energie verbindet, welche un 
beirrt und muthig weiter strebt, nicht nur Ideale im Sinne trägt, sondern auch technisch 
vollendet zur Darstellung bringt. Auf mehr als einer Ausstellung hat Lobmeyr dafür 
Beweise geliefert, mehr als einen Sieg errungen. Seine ersten Erfolge verdankte er 
hauptsächlich den stilvollen Formen und der durchwegs untadelhaft correcten Aus 
führung seiner Krystallgegenstände, die er im Laufe der Jahre noch mehrvollkommne- 
te. In neuerer Zeit hat ersieh auf das Studium der Farben verlegt, die im Glas so prächti 
ge Effecte erzielen, aber auch sehr vorsichtig behandelt sein wollen, da der eigen 
tümliche Glanz des Glases die Wirkung derselben verändert. Die Anwendung feinge 
tönter Emailmalerei und des Goldes auf Krystall bildet eine löbliche Bereicherung der 
farbigen Ziergefässe in der bereits hochentwickelten Glasindustrie. Dieselbe ist auch 
für die hier veranschaulichte Glasschale benutzt, die mit phantastischen mythologi 
schen Figuren geschmückt ist, welche ihren seltsamen Reigen um das strahlenförmig 
geschliffene Mittelstück der Schale schlingen“ (Uhland 1880, S. 13, 69, 81,120). 
JACOB FALKE: DIE WIENER WELTAUSSTELLUNG UND DIE KUNST 
INDUSTRIE: IV. DAS GLAS 
(Gewerbehalle 1873, S. 161-163) 
Auf der Pariser Ausstellung des Jahres 1867 waren es vier Länder, welche durch Groß 
artigkeit und Eigenthümlichkeit des künstlerischen Glases glänzten, England, Frank 
reich, Italien und Oesterreich. Auf der diesjährigen Weltausstellung ist Frankreich 
ausgeblieben, wenigstens mit der Hauptmasse seiner Glasarbeiten, die übrigens zum 
großen Theil den abgetretenen Ländern angehören; was es uns gebracht hat, sind nur 
Spiegel oder Imitationen orientalischer Glasarbeiten. Es sind also England, Oester 
reich und Italien, welche auf der Wiener Aussteilung die Glasindustrie vorzugsweise 
verteten; zu ihnen gesellt sich Deutschland mit einer ziemlichen Anzahl von Ausstel 
lern, aber wenig eigenthümlichen Arbeiten; dann folgt Rußland mit einer gewissen 
Originalität, während Belgien, für uns gleichgültig, durch seine Nutzgläser glänzt. Seine 
geschliffenen und verzierten Arbeiten, die es uns in Paris vorgeführt hatte, sind diesmal 
ausgeblieben. Der Orient, von dessen älterer Glasindustrie sich noch bedeutende, 
wenn auch seltene Beispiele als Lampen in den Moscheen befinden, scheint seine 
Glasindustrie aufgegeben zu haben und sich heute vom Occident aus zu versorgen. In 
der egyptischen Abtheilung sehen wir einige jener älteren Lampen, während dieje 
nigen im sogen. Palast des Vicekönigs modern und wohl von venetianischer Arbeit 
sind. 
Der Menge und der räumlichen Ausdehnung nach nimmt die Ausstellung der öster 
reichischen, oder bezeichnen wir sie gleich mit ihrem bekannteren Namen, der böhmi 
schen Glasindustrie den ersten Rang ein. Sie hatte den kürzesten Weg, sie stellte so zu 
sagen bei sich aus, und sie ist auch, wie Jedermann bekannt, von großartiger Bedeu 
tung. Auch ihre künstlerischen Leistungen sind keineswegs dem Umfange ihrer 
Ausstellung unangemessen, wenn auch vieles, sehr vieles dabei ist, was die Höhe der 
Zeit nicht zu erreichen vermocht hat und auf veralteten Bahnen sich bewegt. Wir 
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