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enn die Wiener Buchbinder-Innung in diesem Jahre auf ihr
400-jähriges Bestands-Jubiläum zurückblichen kann, so beweist
dies, welche Bedeutung diesem alten Handwerkszweig zukommt,
dessen Arbeiten auf das früheste Mittelalter zurückreichen. Das
Jubiläum darf uns aber auch daran erinnern, daß Österreich im
allgemeinen und Wien im besonderen auf diesem Gebiete stets
eine hervorragende Rolle zugekommen ist, da Österreich wie sein
ganzes Kunstgewerbe, so auch die Kunst im Bucheinband,
besonders entwickelt hat. Die Liebe zum gebundenen Buch ent
sprang bei uns in erster Linie wohl einem ästhetischen Bedürfnis.
Sie ist aber auch ein Bekenntnis zu einer handwerklichen
Leistung, die mit dem schönen Aussehen und der edlen Form die
praktische Verwendung und die Möglichkeit einer langen Dauer
derselben in Einklang bringen will.
Nicht allein Bände in moderner Gestaltung, audi die Nachbildung
von historischen Bucheinbänden, von Bucheinbänden des Orients
mit ihrer kunstvollen Lederbearbeitung, gehören hierher und der
Restaurator ebenso wie der Meister, der im Stande war, auch
fremde Kulturen einzuführen, haben Anteil an der Entwicklung
des kunstvollen Bucheinbandes. So sehr andere Staaten in den
bibliophilen Bestrebungen jahrzehntelang vorher das Über
gewicht haben mochten, so hat doch gerade auch hier'der Wiener
Geschmadc eine besondere Note erreicht, der trotz der Zerstörun
gen des Krieges und der Schwierigkeiten der Nadikriegszeit
glücklicherweise wenig gelitten hat.
In Erkenntnis der Bedeutung und der hohen Zielsetzung des
Buchbindergewerbes tritt das Wirtschaftsförderungsinstitut der
Wiener Handelskammer gerne in den Kreis der Gratulanten und
hat es mit Freude übernommen, eine Ausstellung des Buchbinder
handwerks im Museum für angewandte Kunst zu veranstalten,
die dem Jubiläum einen festlichen Rahmen geben soll. Die Aus-