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Gebäude für den kaiserlichen Hof.
Glashaus im Kaisergarten, 1818 begonnen (1903 demoliert). 13. Das alte Burgtor 1821 bis
1824. 14. Der Michaelertrakt 1893. 15. Der neue Saal und die Galerie nächst des Zere
moniensaales 1898.
1. Der Schweizerhof (die alte Babenbergerburg).
Wie Dr. Theodor Georg von Karajan in seiner Abhandlung: Die alte Kaiserburg zu Wien aus dem
Jahre 1863, berichtet, heißt es in J. Cuspinians Austria (Basileae 1553) von Leopold dem Glorreichen aus
dem Hause Babenberg: „Dieser Fürst wohnte zu Wien und bauete jene Burg, die dermahl mit königlichen
Gebäuden geziert ist, dann Heinrichs des ersten Herzogs von Österreich (Jasomirgott) Wohnhaus (Am
Hof) war an die Carmeliter abgetreten worden.“
Den Beweis für die Annahme Leopolds des Glorreichen (1198—1230) als Erbauer der alten Burg
erbrachte P. Leopold Fischer in seinem Werke: Brevis Notitia urbis Vindobonae (1767—1775) durch Mit
teilung einer ungedruckten Urkunde Leopolds des Glorreichen über die Erbauung und Bestiftung der Kirche
Sankt Michael vom 18. November 1221, welche auch Hormayr in seiner Geschichte Wiens erwähnt. Die
auf die Burg bezügliche Stelle lautet: „Wir Leupoldt . . . Ann chunt ... mit diesem Brief, daz wir in
eren Got, unser Vfaun Marie und Sand Michel Angeli baut ein chirchen datz Wienne zet nächst unser
Neu bürg und Schaffern u. s. w.“ Es ist daher nicht daran zu zweifeln, daß die Burg im Jahre 1221 bereits
erbaut war. Im Jahre 1275 brannte die Burg beinahe vollständig ab, worauf Ottokar von Böhmen, der
damals in Österreich herrschte, deren Wiederaufbau begann und nach dessen 1278 erfolgtem Tode wahr
scheinlich Albrecht I. den Bau vollendete.
Diese alte Burg hatte einen nahezu quadratischen Grundriß mit dem noch heute .bestehenden Hot
raume und war mit vier Ecktürmen umgeben, an welche sich noch ein fünfter (an Stelle des heutigen
Rittersaales gelegener), der sogenannte Widmerturm, anschloß. Unter Kaiser Ferdinand I. wurden in dem
Zeiträume von 1536—1552 an der alten Burg sehr bedeutende Vergrößerungsbauten vorgenommen, wovon
die beiden Inschriften, eine zunächst dem Durchgänge gegen den Michaelerplatz aus dem Jahre 1536 und
die zweite oberhalb des aus jener Zeit
stammenden »Schweizertores«, aus dem
Jahre 1552, Zeugnis geben.
Der Schweizerhof, welcher
vom Franzensplatze aus durch das
in edlen Verhältnissen sich darstel
lende Schweizertor (siehe Abb. 168)
betreten wird, hat mit dem Sou
terrain und Mezzanin 5 Geschosse,
in welchen sich nachfolgende Räume
befinden. Im nordwestlichen Teile
(gegen den Franzensplatz): Im Sou
terrain die Wachlokalitäten der Leib-
garde-Infanterie-Kompagnie u. a. Im
Mezzanin: Die k. u. k. Schatzkammer
und die Burghauptmanns-Wohnung.
Im ersten Stockwerke: Das „Ra
detzky-Appartement“, mit in Weiß
und Gold gehaltener Boiserie und
Rokokomöbeln ausgestattet, die
Wände mit Gobelins behängen. Im
zweiten Stockwerke: Suitenwohnun-
gen und das Bureau des Direktors
der k. u. k. Kabinettskanzlei Sr. Ma
jestät. Im dritten Stockwerke: Dienst
wohnungen. Im südwestlichen Teile
befindet sich die Botschafterstiege,
welche als Aufgang zu den Apparte
ments sowohl im Schweizerhoftrakte
wie im Leopoldinischen Trakte dient;
den ersten Ruheplatz dieser Stiege
schmückt die Marmorgruppe „Jason
und Medea“ von Käßmann. Von
dieser Stiege aus betritt man die Hof
burgkapelle, die eigentliche Burgpfarr
kirche (siehe Mittelalterliche Kirchen).
Abb. 168. Hofburg, Schweizertor.