Nr. 4.
Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn.
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mehr zu leisten hatte, als in der ganzen Zeit vorher. Die Zeit von 1850
bis 1870 kommt dafür weniger in Betracht, weil damals die allgemeinen
Verhältnisse kleiner waren und die Städte bei dem damaligen Stande
der Technik und des Unterrichtswesens sich auch mit geringeren
Kräften begnügen mussten. Handelt es sich doch bei dem Bebauungs
plan um eine rationelle Beachtung der zukünftigen Entwicklung, wie
eine solche vor 1870 bei den meisten Städten nicht vorauszusehen war.
Aus dem weiten Gebiete des Städtebaues im Allgemeinen
wählte Baurath Siübben die Behandlung des baukünstlerischen Theiles
und erwähnte geschichtlich die Thätigkeit der Egypter, Mesopotamier
und Phönicier, deren Schöpfungen durch die Willkür mächtiger Könige
ohne Rücksicht auf natürliche Bedingungen entstanden, oder aber,
wie Babilon und Niniveh, der monumentalen Auffassung entbehrten.
In Jerusalem findet man die ersten Spuren einer rationellen und be
wussten Bebauung, die bei den Griechen stärker hervortritt. In
Griechenland baute man Anfangs abseits im Lande an Orten von
natürlicher Befestigung nur zum Schutz der Einwohner; in der zweiten
Periode, vom achten Jahrhundert ab, kam der Verkehr mehr in
Betracht, und man wandte sich dabei dem Meere zu, wie in Tiryns,
Akragas und Selinunt. Dann betonte man in der perikleischen Zeit
die - künstlerische Ausbildung und die schöne Erscheinung der Stadt,
wofür der Piraeus und Kuidos nächst Athen in Betracht kommen.
Alexander der Grosse Hess durch Demokrates die Stadt Alexandria
anlegen; doch zeigt sie bereits einen Zug ins Schematische, das
unter dem Einfluss des Befestigungswesens auch den römischen An
lagen anhaftet.
Die Städte des Mittelalters hatten zuerst das Schutzbedürfniss
und lehnten sich gern an eine Burg an; erst nachher kommen Kauf
häuser, Rathhäuser, Kirchen und Zunfthäuser hinzu, die aber lediglich
nach dem Bedarf entstehen und so von selbst ein malerisches Ge
präge geben. Die krummen Linien der Strassen, die dabei so trefflich
wirken, sind durch Alberti auch theoretisch empfohlen wordeu, aber
nur für Nebenstrassen, während es für uns auf der Hand Hegt, dass
auch gewundene Berg- und Uferstrassen von einer gewissen Bedeutung
ihre Berechtigung haben. Zur Zeit der Renaissance und des Barock
erlitten Rom, Neapel, Palermo und Venedig sogenannte Begnadi
gungen zur Erzielung wirksamer Strassenbilder, unter deren Einfluss
auch in Deutschland Manches geleistet wurde, bis die Wirren des
achtzehnten Jahrhunderts allgemein den Verfall herbeiführten. In
Berlin, das früher unter Nehring und Gontard schöne Erfolge aufzu
weisen hatte, betrachtet man 1870 noch den Bebauungsplan lediglich
als eine Arbeit der Baupolizei, wobei die künstlerischen Gesichts
punkte zurückstehen könnten. Das Hauptprogramm eines solchen
Planes muss aber Mannigfaltigkeiten zeigen, die nach den Verhält
nissen der Bessergestaltung und des Verkehrs sich richten. Aus
diesem Grunde kann ein solcher Plan auch nicht aus einseitiger Auf
fassung entstehen, sondern nur aus dem engsten Zusammengehen von
Ingenieur und Baukünstler, falls nicht beider Fähigkeiten in einer
Person sich finden. Handelt es sich dabei doch um Beschränkung
allzu langer Strassen, richtige Bemessung der Plätze und Strassen zu
den Höhen der Gebäude, Ausnutzung natürlicher Vortheile des Bodens,
Begünstigung geschlossener Plätze und vieles Andere. Strassen, wie
die Linden oder der Newski-Prospect, dürfen lang sein; sie würden
durch eingelegte Krümmungen, die sich bei Ringstrassen von selbst
ergeben, nicht schöner; sie haben das richtige Gepräge einer Stadt
in der Ebene und geben Gelegenheit zu monumentaler Entwicklung.
Die Strassen sollen im Allgemeinen zusammenhängend
nicht mehr als die dreissigfache Breite zur Länge haben,
je nach Umständen, dann durch wechselnde Breite und ver
schiedenartige Ausstattung mannigfaltiger gestaltet
werden, aber convexe Anlagen vermeiden. Die Durch
führung aller Strassen in gleicher Breite ist nicht em-
pfehlenswerth; kleinere Strassen begünstigen vor Allem
eigene Wohnhausanlagen, an denen es immer mehr fehlt.
Die Bauordnung ist vielfach Schuld daran, dass das eigene
Haus verschwindet, indem man nicht individualisirt und Alles über
einen Kamm scheert. Ein guter Bebauungsplan muss weit in die Zu
kunft schauen, muss die geeigneten Plätze für Villen, für Gärten und
monumentale Plätze, aber auch für kleine Wohnungen und Arbeiter
viertel, für Paläste und öffentliche Gebäude vorsehen, damit, wenn
auch das Alles nicht in der Gegenwart zur Ausführung kommt, eine
mehr vom Glück begünstigte Zukunft in grossen Plänen nicht behin
dert werde.
Die israelitisch-orthodoxe Gemeinde in Eperjes (Nord-Ungarn)
beschloss den Neubau einer Synagoge: vorgeschlagene Bau
kosten: 30.000—40.000 fl.
Eine jüngst in Grosswardein abgehaltene städtische Plenar
versammlung beschloss, zur Verfassung der Pläne für das neue
Theater die Wiener Architekten Feiner ‘und Hellmer aufzufordern
und das Kostenpräliminare auf 600.000 Kronen zu erhöhén.
Der Ausschuss des Nagy-Karolyer Casinos (Ungarn) betraute
eine aus seiner Mitte gewählte Commission mit den Vorbereitungs-
' arbeiten für einen Casino-Neubau. Zu Grunderwexbungs- und Bau
zwecken wurden 60.000 fl. bewilligt.
Diese Gedenksäule würde von der Stadt Horn uin
die Mitte des XVIII. Jahrhunderts errichtet, ohne dass es
heute mehr möglich wSte, die näheren Umstände ihrer
Herstellung sicher zu erfahren. Als im Jahre 1832 die
Cholera ganz Europa heimsuchte und auch die Stadt Horn
bedrohte, wurde die schadhaft gewordene, Säule aus An
lass der glücklich überwundenen Seuche rënovirt und
erhielt gleichzeitig die landläufige Bezeichnung ..Cholera
säule“, die auch in der Inschrift am Sockel zum Ausdrucke
kommt. Wir veröffentlichen diese prächtige Gedenksäule
nach einer Originalaufnahme.
CONCURRENZ-NACH RICHTEN.
Ausstellungspavillon in Budapest. Das Agramer Executivcomité
der Millenniums-Ausstellung schreibt für die Verfassung eines Entwurfes
für den zu erbauenden croatisch-slavonischen Pavillon einen Concurs
aus, an welchem nur die in Croatien und Slavonien zuständigen Fach
männer theilnehmen können. Als Preise sind 1000 und -500 Kronen
in Gold bestimmt. Die vorschriftsmässig verfassten Entwürfe sind bis
10. April 1. J., Mittags 12 Uhr, beim oberwähnten Executivcomité
(Markusplatz Nr. 2, I. Stock, Thür 17) einzureichen und dorts.elbst
auch die näheren Bedingnisse und Situationspläne einzusehen.
Behufs Erlangung von Entwürfen zu dem Bau einer Kirche
für die evang.-luth. Jacobi-Gemeinde zu Dresden wird hiemit ein
Wettbewerb unter den deutschen Architekten ausgeschrieben. Für
die besten Entwürfe sind folgende Preise festgesetzt. 1. Preis 3000 M.,
2. Preis 2000 M., 3. Preis 1000 M. Der Ankauf weiterer Entwürfe
bleibt dem Kirchenvorstande Vorbehalten. Die Entwürfe sind späte
stens bis 1. Juli 1895, Nachmittags 6 Uhr, bei dem Kirchenamte
St. Jacobi, Stiftsstrasse 18, einzureichen, von welchem auch das Baü-
programm nebst Lageplan kostenfrei bezogen werden kann.
Der Verwaltungsausschuss des städtischen Museutns in Budweis
macht die Erlangung von Entwürfen für ein Museumsgebäude daselbst
zum Gegenstand einer allgemeinen Preisbewerbung. Für die bis
1. August 1 895 einzusendenden Entwürfe sind zwei Preise, und zwar vön
1200 und 800 Kronen bestimmt. Das Näherè ist durch das Bürger
meisteramt in Budweis zu erfahren.
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