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bestellen vermöchten. Es waren da zwei
schöne Glocken, die leicht an 120 fl.
kosten konnten. Die Soldateska zerschlag
und verkaufte sie an Prager Jaden. Um
diese Zeit lag die Armada der Generale
Hatzfeld und Breda hier. Die Kirche
sei nun auf das Aeusserste ihrer Bedachung
entblösst, das Pflaster ausgehoben, der
Altar verwüstet, das Beinhaus unbedacht,
kurz Alles verletzt und ein grosser Auf
wand erforderlich. Die Kirchenväter nah
men nur 15 fl. 32 kr. 2 d. ein für das
Gras vom Kirchhofe und für das Obst
aus dem Garten, wo die Pfarrei stand.
Am 21. März 1628 war in ftewnitz
eine Rechnung gelegt worden. Im Jahre
1631 und 1632 machte, wie’ von dort
erzählt wird, der Kurfürst von Sachsen
in dieses Königreich Böhmen einen Ein
fall ; dann zogen die kaiserlichen Croaten
und' andere Reiter, auch Fussvolk, von
Beraun auf dieser Seite gegen Prag.
Was vordem in guter Ordnung gewesen,
kam in dieser Trübsal des Krieges Alles
in’s Verderben und diese Unordnung
dauerte über 32 Jahre.
Bei der Wahl des Richters und der
Räthe in Dobfichowitz richtete
1642 der Priester Johann Georg Männer
an die Insassen von Dobfichowitz die
Frage, in welchem Zustande die Kirchen
gemeinde von Set. Martin und Prokop
geblieben sei und sich noch befinde.
Allo Hessen sich einmüthig dahin ver
nehmen, bei dieser Kirche seien ansehn
liche Glocken, viel Altarschmuck, Kelche,
Alben, Ornate, Röcke, Antipendien, Altar
tücher gewesen. Das Alles sei in dieser
Zeit (die letzte Rechnung datirte vom
19. November 1632) von den Soldaten,
kaiserlichen und Hatzfeldischen, als sie
im Jahre 1639 um Prag lagen, wegge
nommen worden, so dass nur die blan
ken Mauern mit dem Gewölbe, der
Glockenthurm mit seinem Dache und der
Kirchhof in seinem Zustande blieben.
In der Kirche fand sich Alles aufgewühlt
und, was von Holz war, zerschlagen, denn
die ganze Zeit hiedurch haben über ein
Jahr in der Kirche Pferde gestanden.
Auf die Frage an Gallus Kundrat, den
Aeltesten der früheren Kirchenväter, wie
er die Einkünfte der Kirche wahrgenom
men, antwortete derselbe vor der ganzen
Gemeinde, er habe sich alle Einnahmen
und Ausgaben alljährlich aufgeschrieben;
diese Aufschreibungen seien ihm aber in
dieser unglücklichen Kriegszeit genommen
worden. Da er sohin mit Nichts sich
ausweisen konnte, wurde er auf sein
Gewissen befragt, was hinter ihm aus-
stehe und er bekannte sich zu 18 fl.,
welche er, wenn immer man es befehle,
abführen werde. Seit dem 6. Februar
1642 war es am 8. März 1651 wieder
zum ersten Male, dass in Dobfichowitz
eine Rechnung gelegt wurde. In diesen
unseligen Kriegsjahren, so berichtet
Männer, wurden die Insassen sowohl von
den Truppen Sr. kais. Majestät, als von
dem feindlichen schwedischen Kriegsvolke
stets so mit Contribution und Militärein-
quartierungen geplagt, dass sie um Alles,
Gebäude, Vieh und andere Fahrnisse
kamen und ihnen kaum der Athem blieb.
Ja noch mehr, sie konnten nicht einmal
in dem schon in das 32. Jahr währenden
Kriege ihren ordentlichen Wohnsitz auf
ihren eigenthümlichen Gründen behalten,
sondern mussten anderswohin über’s
Wasser in Wälder und Höhlen und, wo
sich sonst ein Schutz bot, flüchten, so
dass sie zuweilen zwei und drei Jahre
nicht nach Hause gelangten.
„In dieser Zeit zog eben auch der
General, Namens Hatzfeld, gegen König
saal heran; er hielt auf den Feldern
sein Rendezvous, bei dem auch ich Pater
Johann Georg Männer Kreuzherr und
Administrator aus Gründen anwesend
sein musste.“ Nach dem Rendezvous
wurde die Reiterei und das Fussvolk
sammt den Feldstücken vertheilt bis gegen
Karlstein hin. Am meisten aber entfielen
auf Dobfichowitz. Vor das Schloss kamen
1000 Knechte in eine ausgesteckte, dann
wieder aus einander geworfene Schanze
und in den herrschaftlichen Hof die Ar
tillerie. Im Schlosse selbst war der
Oberst Westphalen (?) einquartirt sammt
einem Reiterregimente, das nebstbei ei
nige Bauernhöfe in Beschlag nahm; bei
Hubasek und in einigen Höfen der Oberst
Graft, bei Gallus Kundrat und in einigen
Höfen der Obrist Baumgarten. Beim.
Abzüge derselben wurden von Einigen
in Gemeinschaft mit Marketendern drei
schöne und kostbare Glocken dieser
Kirche zerschlagen und weggeführt und
wegen grosser Verarmung ist es seitdem
nicht möglich gewesen andere anzuschaffen.
Wegen solcher Brandschatzungen und
Plünderungen, die selbst die Glocken
nicht verschonten, war es nicht möglich,
die Zahlungen von den Kühen zu leisten,
' die in guten und glücklichen Jahren